Adjos Stimme ist voller Kummer. „Wer hätte gedacht, dass eine einfache Toilette in meinem Haus meinem einzigen Sohn das Leben gerettet hätte?“, sagt sie. Wie viele andere Mitglieder ihrer Gemeinde hat auch sie einen geliebten Menschen verloren, der, als er sich im Busch erleichtern wollte, von einer Schlange gebissen wurde. „Es ist immer dunkel, man kann nicht sehen, wo man hintritt, und manchmal erwischt man eine Schlange“, erzählt sie. „Wenn man kein Glück hat, stirbt man, bevor man die Klinik erreicht. So ist es meinem Sohn ergangen.“
Schlangenbisse sind jedoch nicht die einzige Gefahr, die fehlende Sanitäranlangen für die Menschen in Adjos Gemeinde mit sich bringen. Durchfallerkrankungen, die wesentlich auf verschmutztes Wasser und mangelnde Hygiene zurückgehen, sind die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren. Die Hauptursache für die Verschmutzung von Wasser ist eine mangelhafte Sanitärversorgung. Auch Adjo und ihre Familie kämpften häufig mit Krankheiten: „Unser Gesundheitszustand war oft schlecht“, erzählt sie. „Wir haben viel Geld und Zeit in Kliniken verbracht. Alles, weil wir keine sicheren sanitären Einrichtungen hatten und die meisten Menschen sich draußen im Busch erleichtert haben.“
„Es ist ein Tabu, zu Hause eine Toilette zu haben, weil man glaubt, dass sie der Familie Unglück bringt.“
Als Plan International in ihrer Gemeinde in der ghanaischen Volta-Region ein sogenanntes RWASH-Projekt (kurz für Rural Water, Sanitation and Hygiene) einführte, konnte auch Adjo endlich eine Toilette in ihrem Haus bauen. Anfangs zögerte sie – denn: „Es ist ein Tabu, zu Hause eine Toilette zu haben, weil man glaubt, dass sie der Familie Unglück bringt.“ Doch im Projekt erfuhr sie, dass es sich dabei um einen Mythos handelt und dass Krankheiten wie Durchfall und Typhus nicht auf Flüche der Götter zurückzuführen sind, sondern auf unhygienische Lebensbedingungen. Adjo und die Menschen in ihrer Gemeinde wurden zudem im Projekt über die Bedeutung guter Hygienepraktiken aufgeklärt.
Nun gehören Adjo und ihre Familie zu den ersten in ihrem Dorf, die eine eigene Toilette zuhause haben – und sie sind sehr stolz darauf. Sie haben sich für eine „Digni-Loo“-Toilette entschieden, die aus Kunststoff besteht und leichter zu reinigen und zu warten ist als herkömmliche Latrinen. Sie ist zudem frei von Gerüchen und zieht keine Fliegen an. Da sie mit einem Sitz ausgestattet ist, ist die Toilette auch für Adjos alten Vater einfach zu benutzen.
Die meisten Materialen für den Bau der Toilette konnte Adjo in ihrem eigenen Hinterhof finden. Nur das Digni-Loo selbst musste für 300 GHS (48 US-Dollar) angeschafft werden. Die Latrinen werden von lokalen Handwerker:innen gebaut, die im Rahmen des Plan-Projekts ausgebildet wurden, und mit Unterstützung der Gemeindemitglieder. „Die Lehmziegel waren leicht herzustellen und das notwendige Holz haben wir von unserer Farm bezogen“, erklärt Adjo. „Diese Toilette hat mir als Frau ein Gefühl von Stolz gegeben“, betont sie. „Sie bietet Privatsphäre. Meine Familie hat außerdem keinen Durchfall mehr, seit wir die einfachen Hygienepraktiken, wie mit Seife Händewaschen, kennen und berücksichtigen. Wir sind glücklich und meine Familie ist gesund!“
Die RWASH-Initiative von Plan International ist ein dreijähriges Projekt, das in 36 Gemeinden in vier Bezirken in den Regionen Centra, Eastern und Volta in Ghana durchgeführt wird. Hauptziel ist es, den Gemeinden Zugang zu erschwinglichem, nachhaltigem und sicherem Trinkwasser sowie zu geschlechtergerechten Sanitäranlagen verschaffen. So sollen unter anderem auch die Überlebenschancen ghanaischer Kindern in den ersten Lebensjahren verbessert werden.