Die Region um Puerto Viejo ist ein natürlicher Lebensraum für Nashornleguane, einer endemischen Art, die hier inmitten von Mangroven-Feuchtgebieten und üppigen Trockenwäldern zu finden ist. Die Tiere erreichen eine Länge von gut 1,5 Metern und ein Gewicht von ungefähr zehn Kilogramm. Doch Nashornleguane sind doppelt bedroht: Wegen ihres Fleisches wurden sie lange gejagt, und aufgrund von Abholzungen finden sie in ihrem Lebensraum keine optimalen Bedingungen mehr, so dass sie aussterben könnten.
Plan Dominikanische Republik arbeitet mit dem Umweltministerium und engagierten Jugendlichen aus Puerto Viejo daran, ein Schutzreservoir für Nashorn- und Hispaniola-Leguane sowie einen Natur- und Lehrpfad für lokale Besucher:innen und Tourist:innen einzurichten, die sogenannte „Ökoroute Los Negros“. Das Gebiet spielt eine wichtige Rolle für den Umweltschutz und wurde bereits vom Ministerium für Umwelt als Schutzgebiet anerkannt. Der Ricord-Leguan (Hispaniolaleguan) und der Nashornleguan sind als Pflanzenfresser in diesem Ökosystem von großer Bedeutung für das Gleichgewicht zwischen Klima und Vegetation.
Bei dem Naturschutzprojekt handelt es sich um einen etwa einen Kilometer langen Naturpfad, der zu einer Lagune führt und in dem Mangroven wieder aufforstet werden – auch, um den verbliebenen Leguanen einen geschützten Lebensraum zu bieten. Involviert in das „Green Future“-Projekt sind ein Dutzend Jugendliche aus Puerto Viejo. Sie sind dabei, den Lehr- und Naturpfad so ausbauen, dass er zur touristischen Attraktion wird, die zugleich Arbeitschancen im Ökotourismus bietet.
Mileydy, 17 Jahre, führt die Besucher:innen entlang eines Kanals in Richtung Lagune. „Ein großer Teil der Mangroven wurde abgeholzt und für die Holzkohleproduktion verwendet“, so die junge Frau. Die Jugendlichen haben mit Unterstützung von Plan International und dem Umweltministerium eine Baumschule für Mangrovensetzlinge angelegt, um die Region wiederaufzuforsten. Außerdem gibt es eine sichere Fütterungsstelle für die Leguane.
„Wir machen hier das ganze Gebiet sauber, entfernen den Müll und wollen demnächst Schilder zum Ökosystem Mangroven und der Lebensweise der Nashornleguane aufstellen, damit sich Besucher gut informieren können“, erklärt sie. Ein unscheinbares Haus am Beginn des Pfades soll renoviert und zum Naturpfadzentrum umfunktioniert werden. Ebenso sollen Essensmöglichkeiten und Souvenirstände für die Besucher:innen entstehen. Eine Idee haben Mileydy und ihre Mitstreiter:innen auch schon: Es gibt schöne Muscheln hier an der Küste, die als Souvenir verkauft werden sollen. Viele Säcke davon liegen bereits am Eingang des Naturpfades.
„Wir wollen die Leguane und das Ökosystem Mangroven schützen, denn alles hängt miteinander zusammen.“
Leider lässt sich an diesem Tag kein Leguan direkt an der Futterstelle blicken, wohl aber sieht man, dass von den Bananenstückchen nur die Schale übriggeblieben ist. Mileydy bedeutet uns, still zu sein und zeigt mit dem Finger ins nahe Gebüsch, wo sie eines der Tiere entdeckt hat. Sein Körper ist so perfekt an die Umgebung angepasst, dass wir eine Weile brauchen, um den regungslos verharrenden Leguan zu entdecken.
Die Jugendlichen haben das Projekt über das „Green Future“-Programm bei Plan International eingereicht und so schon die ersten Investoren gefunden. In einem halben Jahr soll es mit den Führungen losgehen. Mileydy: „Wir wollen die Leguane und das Ökosystem Mangroven schützen, denn alles hängt miteinander zusammen. Durch den Naturpfad kommen Touristen, es gibt also einen Impuls für unsere lokale Wirtschaft und auch Arbeitsplätze für junge Menschen. Wenn die Ökoroute erst mal eröffnet ist, wird es hier viel zu tun geben.“
Claudia Ulferts, Lateinamerika-Fachfrau und Pressereferentin im Hamburger Plan-Büro, hat diese Geschichte in der Dominikanischen Republik recherchiert und für die Plan Post aufgeschrieben.