In vielen lateinamerikanischen Ländern ist es nicht üblich, dass Männer sich an der Kinderbetreuung und Erziehung beteiligen. Gemeinsam mit der Hausarbeit wird das als Aufgabe der Frauen und Mädchen angesehen. Diese traditionellen Rollenbilder sind für beide Partien schädlich, denn sie schränken sowohl Männer als auch Frauen ein: Frauen können sich nicht außerhalb des Hauses verwirklichen und leben oft in finanzieller Abhängigkeit von ihren Ehemännern. Männer verspüren den Druck, die starken Versorger ihrer Familie sein zu müssen und fühlen sich oft nicht frei, Zärtlichkeit auszudrücken und gesunde und innige Beziehungen zu ihren Kindern aufzubauen.
Um diese Umstände zu ändern, arbeitet Plan International mit Vätern in über 600 Gemeinden in Ecuador zusammen, um sie zu ermutigen, sich stärker an der Erziehung ihrer Kinder zu beteiligen. Die Kampagne „Väter, die sich kümmern“ (Papás que Cuidan) stärkt das öffentliche Bewusstsein dafür, wie wichtig die Rolle der Männer im Leben ihrer Kinder ist, vor allem in den ersten Jahren.
„Es ist viel effektiver, wenn ich meinen Kindern mit Mitgefühl begegne, wenn ich auch sensibel und liebevoll bin.“
„Während meiner Kindheit habe ich selten Geschenke oder positive Aufmerksamkeit erhalten. Meine Eltern haben mich auch geschlagen, wenn ich etwas falsch gemacht habe“, erzählt ein Vater aus dem Projekt. „Die Dinge haben sich geändert. Väter und Mütter sind jetzt viel liebevoller.“ Ein anderer Mann berichtet: „Wir Väter erledigen jetzt auch die Aufgaben, die vorher nur Frauen machen mussten. Zum Beispiel waschen und baden wir die Kinder und wir kümmern uns generell mehr um ihre Betreuung.“ Auch der Ansatz zur Kindererziehung hat sich geändert: „Es ist viel effektiver, wenn ich meinen Kindern mit Mitgefühl begegne, wenn ich auch sensibel und liebevoll bin. Für mich bedeutet Vater sein, dass ich mutig bin und meine Kinder gut behandle, schließlich sind sie unsere Zukunft.“
In Paraguay arbeitet Plan International mit Eltern zusammen, um die Prinzipien von positiver Kindererziehung zu verbreiten. In interaktiven Workshops lernen die Mütter und Väter voneinander, wie sie sich um ihre Kinder kümmern können. „Die Workshops sind sehr gut und wir fühlen uns dort wohl, weil alle mitmachen und jeder die Möglichkeit hat, seine Erfahrungen über sein Familienleben zu teilen. Dann debattieren wir, und erarbeiten gemeinsam Lösungsansätze“, erzählt Adolfo, einer der Projektteilnehmer. „Ich habe in den Workshops gelernt, dass Kinder besonders in den ersten 1000 Tagen viel geknuddelt werden sollten , und dass man viel mit ihnen spielen soll. Zuneigung und Liebe zeigen ist wichtig, aber häufig tun Väter das nicht.“
„Wenn man sich hinsetzt und mit seinen Kindern auf Augenhöhe redet, kann man viel erreichen. Das kostet Zeit, aber die ist gut investiert, weil man sie mit seinen Kindern teilt.“
Wolfrido ist einer der Gemeindeentwicklungshelfer, der die Workshops durchführen. Er erklärt: „Was wir vor allem erreichen wollen, ist eine bessere Kommunikation in den Familien. Positive Erziehung heißt, dass die Eltern mit ihren Kindern sprechen, sie mit Zuneigung behandeln und ihnen Sicherheit geben.“ Vor allem Männer werden zur Teilnahme ermutigt, damit sie bei der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder von frühester Kindheit an mitwirken können. Adolfo berichtet von den positiven Veränderungen, die er jetzt schon zu spüren bekommt: „Wenn man sich hinsetzt und mit seinen Kindern auf Augenhöhe redet, kann man viel erreichen. Das kostet Zeit, aber die ist gut investiert, weil man sie mit seinen Kindern teilt. Es ist ein tolles Gefühl, wenn dein Sohn dich umarmt und dir sagt ‚Papa, ich habe dich lieb!‘“