Seit über zehn Jahren herrscht in Mali ein bewaffneter Konflikt, der die Bevölkerung in Unsicherheit gestürzt hat und die Entwicklung der Kinder beeinträchtigt. Immer wieder werden Schulen geschlossen, Eltern haben Probleme, Schulgebühren zu bezahlen, und besonders Mädchen erhalten nicht die Bildungschancen, die ihnen zustehen. Um die Sicherheit und Bildung von Kindern und insbesondere Mädchen zu gewährleisten, hat Plan International im Norden Malis kinderfreundliche Zentren eröffnet, in denen Kinder weiter spielen und lernen können und psychosoziale Unterstützung erhalten, um Erfahrungen mit Gewalt und Konflikten zu verarbeiten.
Im Jahr 2023 besuchten fast 6.000 Kinder die von Plan International betreuten Räume in den Regionen Timbuktu, Gao, Mopti und Segou. Hier erzählen einige Kinder, Eltern und Betreuer:innen, wie sich die kinderfreundlichen Räume auf ihr Leben ausgewirkt haben.
„In der Schule besuche ich die 9. Klasse. Meine zwei besten Freundinnen heißen Astan und Rokia, wir sind in der gleichen Klasse und machen viel zusammen. Bevor es den kinderfreundlichen Raum gab, haben wir nach der Schule nur ferngesehen oder sind herumgelaufen, aber seit es das Zentrum gibt, ist das nicht mehr der Fall. Wir beeilen uns richtig, wenn wir mittwochs und samstags zum Spielen dorthin gehen können.
Das Zentrum ist innen sehr groß. So können wir viele Spiele spielen, darunter Ludo, Karten, Wortspiele und viele andere. Manchmal spielen wir auch Fußball. Sie geben uns Ratschläge und wir erzählen uns viele Geschichten wie Märchen und so weiter, so dass wir viel lernen.
Im Unterricht mag ich es am liebsten, wenn wir Gruppen bilden und gemeinsam Aufgaben lösen. Wenn jemand im Unterricht etwas nicht ganz verstanden hat, kann man sich im Zentrum Hilfe holen.
Mädchen und Jungen haben die gleichen Rechte in Bezug auf Bildung. Alle müssen lernen, aber für mich sind Mädchen schlauer als Jungen, weil Mädchen Dinge schneller verstehen. Die Ausbildung von Mädchen ist wirklich wichtig, zum Beispiel kann sie dann, wenn ihr Mann nicht da ist, allein in die Apotheke gehen und die Anweisungen für die Medikamente lesen, die sie ihrem Kind geben muss. Sie kann auch ihren Kindern helfen, wenn sie Schwierigkeiten in der Schule haben. So sehe ich das.
Ein Mädchen sollte die Schule nicht für eine Heirat abbrechen müssen. Wenn sie weiter studiert, ist das eine große Hilfe für sie. Ein Mädchen aus der Schule zu nehmen, bedeutet, ihre Träume zu zerstören und ihre Zukunft zu ruinieren. Ich bitte alle Eltern, ihre Töchter nicht von der Schule zu nehmen, nur weil sie Mädchen sind und alt genug, um zu heiraten.
Wenn ich mit dem Studium fertig bin, möchte ich Richterin werden, weil ich im Fernsehen sehe, dass Menschen zu Unrecht inhaftiert sind. Deshalb habe ich beschlossen, Richterin zu werden, um die Ungerechtigkeit zu bekämpfen.“
„Ich bitte alle Eltern, ihre Töchter nicht von der Schule zu nehmen, nur weil sie Mädchen sind und alt genug, um zu heiraten.“
„Ich habe vier Kinder, die zur Schule gehen. Die Bildung und die Sicherheit meiner Kinder sind mir sehr wichtig. Ich möchte, dass meine Kinder studieren, denn Bildung verhindert, dass sie auf die schiefe Bahn geraten oder auswandern müssen.
Ich bin Färberin und führe ein kleines Geschäft, ich verkaufe Kleidung, Hijabs, hauptsächlich Artikel für Frauen. Zurzeit ist das Leben sehr teuer, es ist nicht einfach, aber dank unserer kleinen Geschäfte können wir unseren Familien so gut wie möglich helfen.
„Wir haben keine Angst mehr, dass ihnen etwas zustößt, sie sind dort sicher.“
Früher sind viele Kinder tagsüber ziellos in der Stadt herumgelaufen. Aber seit der Eröffnung dieses Zentrums gehen die Kinder dorthin und wir haben keine Angst mehr, dass ihnen etwas zustößt, sie sind dort sicher. Wenn sie wieder nach Hause kommen, warte ich darauf, dass sie davon erzählen, und wir freuen uns sehr darüber. Es erweitert ihren Horizont und hilft auch uns als Eltern, viele Dinge zu verstehen.“
„In diesem Dorf machen wir uns Sorgen um die Bildung unserer Kinder. Denn wir haben hier keine weiterführende Schule. Die Entfernung zwischen Wohnort und Schule kann Kinder davon abhalten, die Schule zu besuchen, und es ist nicht einfach für die Eltern hier, die Schulkosten der Kinder zu bezahlen.
Wir wurden eingestellt, um den Schutz der Kinder zu gewährleisten, und ich arbeite zweimal pro Woche im Raum. Sobald wir vor Ort sind, bieten wir den Kindern je nach Altersgruppe Spiele an. Die Kleinsten spielen Karten oder Ludo (ein Brettspiel, das sehr ähnlich funktioniert wie „Mensch ärgere dich nicht“, Anm. d. Red.).
Die Älteren, also die 17- bis 18-Jährigen, werden über die Grundsätze des Erwachsenseins unterrichtet. Sie lernen unter anderem, wie man sich seinen Eltern gegenüber verhält und wie sie sich in der Gesellschaft einbringen können. Wir erzählen ihnen auch Geschichten.
Den Mädchen bringen wir die Grundlagen des Frauseins bei. Manche Mädchen haben Angst, wenn sie zum ersten Mal ihre Periode bekommen, deshalb bringen wir ihnen bei, was sie in dieser Phase tun müssen, vor allem in Bezug auf die Hygiene. Wir unterrichten sie Schritt für Schritt. Was die Jungen betrifft, so werden sie von Männern unterrichtet, an die sie sich mit all ihren Fragen und Ängsten wenden können.
Wir sehen wirklich, wie wichtig der Unterricht ist, denn es hat sich so viel verändert. Die Kinder, die früher ziellos herumliefen, sind wie ausgewechselt. Für die älteren Kinder ist es von großer Bedeutung, Stabilität in ihr Leben zu bringen.
„Für die älteren Kinder ist es von großer Bedeutung, Stabilität in ihr Leben zu bringen.“
Bevor ich mit der Arbeit begonnen habe, habe ich an einer Schulung teilgenommen. Die Schulung sensibilisierte uns für Menschenrechte und insbesondere für Kinderschutz. Wir werden monatlich bezahlt und das hilft uns im täglichen Leben.
Wir bringen den Kindern bei, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Was eine Frau als Aufgabe bewältigen kann, kann auch ein Mann tun und umgekehrt. Wir helfen ihnen zu verstehen, dass jeder Mensch die gleichen Rechte hat.“
Dieser Artikel wurde mit Material aus dem Plan Büro in Mali erstellt.