Der sechsjährige Rahim kann weder sprechen noch laufen. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er versteckt im Haus seiner Eltern. Kinder, die wie Rahim mit einer Behinderung leben, werden in Burkina Faso aufgrund traditioneller Überzeugungen und mangelnder Informationen häufig diskriminiert – ihre Geburt wird für die Familien als Schande angesehen, sogar als Bestrafung.
Laut Weltgesundheitsorganisation haben weltweit mehr as eine Milliarde Menschen eine Behinderung. Vier von fünf Betroffenen leben Schätzungen zufolge in Ländern im Globalen Süden. Der internationale Tag der Menschen mit Behinderung erinnert jährlich am 3. Dezember daran, dass die Würde, die persönlichen Rechte und das Wohlergehen jeden Menschen betreffen.
Als Rahim zur Welt kam, sagt seine Mutter Assetou, habe er wie jedes andere Neugeborene ausgesehen. Erst mit der Zeit habe sie festgestellt, dass sich Rahim nicht so schnell entwickelte wie andere Kinder in seinem Alter. „Es dauerte lange, bis er sich selbstständig aufsetzen könnte. Er musste auch lange Zeit gefüttert werden“, berichtet sie.
Assetou und ihr Mann flohen mit Rahim und seinen Geschwistern wegen der bewaffneten Konflikte und der unsicheren Lage aus ihrem Heimatdorf in der Region Centre-Nord: „Bei einem Angriff in unserem Dorf wurden Menschen getötet“, erzählt sein Vater Zakaria. Die Familie lebt nun in einem Camp für Binnenvertriebene in der Provinz Bam. „Wir kamen mit einem Karren, dachten, wir würden vielleicht in einem anderen Dorf bleiben können. Doch wir mussten unseren Weg fortsetzen und haben schließlich hier Zuflucht gefunden.“
Plan International arbeitet in dem Camp, in dem Rahims Familie lebt. Wir bieten Schutz, Bildung und Aufklärung, Hygienemöglichkeiten sowie finanzielle Unterstützung. Darüber hinaus stellen wir kinderfreundliche Schutzräume zur Verfügung, sowohl für Binnenvertriebene als auch für Kinder aus den umliegenden Gemeinden. Diese sollen die Integration der schwächsten Kinder erleichtern, indem wir sicherstellen, dass unsere Spielaktivitäten inklusiv sind und auf die Bedürfnisse aller zugeschnitten. Wir ermitteln auch Kinder, die das Plan-Zentrum noch nicht besuchen, und ermutigen ihre Eltern, sie an den angebotenen Aktivitäten teilnehmen zu lassen.
„Bei der Anmeldung waren viele Eltern und Kinder da“, berichtet Adèle Sawadogo-Zoungrana, die an den kinderfreundlichen Aktivitäten mitwirkt. Neben dem Angebot von Spielen besteht Adèles Arbeit auch darin, Aufklärungs- und Sensibilisierungsveranstaltungen mit Eltern und Kindern zu bestimmten Themen durchzuführen. „Einer unserer Kollegen sah Rahim, der sehr isoliert war, versteckt hinter einem Zelt. Wir versuchten, die Situation zu verstehen. Die Eltern schämten sich für Rahim und taten alles, was sie konnten, um ihn zu verstecken. „Unsere Psychologin hat mit seinen Eltern gesprochen – und es hat etwas bewirkt. Denn als wir danach mit den Kindern spielten, brachte Rahims Mutter ihren Sohn mit“, erzählt Adèle. Rahim besucht nun regelmäßig das kinderfreundliche Plan-Zentrum. Seine Eltern nehmen wahr, wie sehr er diese Zeit genießt und wie das Zusammensein mit anderen Kindern seine Entwicklung fördert.
„Rahim hatte solche Angst vor der Außenwelt. Jetzt ist er so gut integriert, dass er keine Angst mehr hat – sondern Spaß.“
„Rahim ist zufriedener“, sagt seine Mutter Assetou. „Als wir noch im Dorf lebten, wollten wir nicht einmal, dass er aus dem Haus geht. Auch, weil er solche Angst vor der Außenwelt hatte. Jetzt ist er so gut integriert, dass er keine Angst mehr hat – sondern Spaß.“
Die Mitarbeiter:innen des kinderfreundlichen Zentrums verbringen viel Zeit mit Rahim und helfen ihm, sich sicher und geborgen zu fühlen. „Wir können Rahim nicht zum Fußballspielen auffordern. Während die anderen Kinder mit den Bällen spielen, gibt es aber andere Aktivitäten, die Rahim mag und die wir mit ihm machen können", erklärt Adèle. „Kinder, die mit einer Behinderung leben, brauchen Zuneigung und Aufmerksamkeit.“
Auch Rahims Eltern sind für ihren Sohn und seine besonderen Bedürfnisse sensibilisiert und für ihn da. „Wir erziehen ihn mit viel Zärtlichkeit. Wir wollen ihm so viel Liebe geben, dass er diese Liebe spürt und merkt, dass wir ihn verstehen.“
Die Geschichte von Rahim und seiner Familie wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Burkina Faso aufgeschrieben.