Kinder in Kambodscha brauchen eine frühkindliche Förderung, damit sie den richtigen Start für einen langjährigen Schulbesuch haben. Ansonsten droht der frühe Schulabbruch. Doch es gibt noch eine weitere Gefahr: Mangelernährung und verunreinigtes Wasser. Drei Fragen an Jonas Erhardt, Programmspezialist für Asien von Plan International, erläutern ein Projekt, das von der Stiftung Hilfe mit Plan gefördert wird.
Herr Erhardt, warum sind Vorschulen in Kambodscha so wichtig?
„Das Land ist durch die Pandemie in seinem Bildungssystem stark zurückgeworfen worden. Anderthalb Jahre lang waren die Schulen geschlossen. Kinder haben damit viel an altersentsprechendem Unterricht verloren. Grundsätzlich wachsen Kinder in abgelegenen Regionen in Kambodscha eher bildungsfern auf. Ihre Eltern können ihnen beim Lernen meist wenig helfen, da sie selbst die Schule oft früh verlassen mussten. Oder es fehlt einfach an kindgerechten Vorschulen und qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten. Die ProjektkomponenteVorschulen für Kambodscha der Stiftung Hilfe mit Plan setzt genau hier an. Es werden Vorschulen renoviert und neu erbaut. In den Regionen Stung Treng und Ratanakiri wurden diese kindgerecht eingerichtet. Auch Lehrkräfte wurden pädagogisch geschult. Eltern werden ebenso mit in die frühkindliche Förderung einbezogen. Dabei gibt es einen speziellen Fokus auf Väter.“
Warum legt das Stiftungsprojekt einen zusätzlichen Fokus auf sauberes Wasser?
„An den Vorschulen werden überall neue Sanitäranlagen errichtet und der Zugang zu sauberem Wasser gewährleistet. Denn mit sauberem Wasser steht und fällt alles. Kinder können sich nur gut entwickeln, wenn sie diese Garantie haben. In Kambodscha haben wir nämlich das Problem der Mangelernährung. In den letzten 20 Jahren fand eine massive Abholzung statt, wichtige Quellen natürlicher und gesunder Nahrung gingen verloren, oft werden Kinder nur noch mit kalorienreichem, aber nährstoffarmen Reis gefüttert. Auch das Stillen kommt mittlerweile viel zu kurz. Kommt es noch hinzu, dass Kinder und ihre Eltern verunreinigtes Wasser trinken, so wird die Mangelernährung verschärft. Denn durch Durchfall verlieren die kleinen Kinderkörper wichtige Nährstoffe, die sie in ihrer Entwicklung brauchen. Bei Kindern unter fünf Jahren kann Mangelernährung zu irreversiblen Schäden führen, anhaltender Durchfall sogar zum Tode.“
Wie erging es den Familien während der Corona-Pandemie in dem Plan-Projekt?
„Sie hatten viel bessere Voraussetzungen als Menschen, die nicht Teil des Plan-Projektes waren. Dank des Stiftungsprojektes „Vorschulen für Kambodscha“ waren viele Eltern bereits für die Bedeutung der frühkindlichen Förderung sensibilisiert und auch für die Gefahren der Mangelernährung. Die Eltern zeigten während des langen Lockdowns eine große Eigenverantwortung. Eine Mutter startete sogar ihre eigene kleine Vorschule und unterrichtete kleine Kinder in Eigenregie. Das war besonders beeindruckend. Mittlerweile kann sie das Plan-Gebäude wieder voll nutzen und hat nun insgesamt 18 Schüler:innen. Auch in puncto Mangelernährung wussten die Eltern frühzeitig zu reagieren. Die von ihnen bereits angelegten Gemüsegärten halfen ihnen, ihre Kinder auch bei Lieferengpässen von Nahrungsmitteln weiterhin ausgewogen zu ernähren.“