Kinder machen sich für Bildung stark
Bei dem 14-jährigen Thierno und seinen Freund:innen wächst die Vorfreude: In den letzten Wochen konnten sie beobachten, wie ihr neues Schulgebäude Gestalt annahm. Jetzt stehen die Bauarbeiten kurz vor dem Abschluss und Thierno kann es kaum erwarten, im Herbst dort das neue Schuljahr anzutreten. „Ich bin sehr froh, dass diese Schule gebaut wurde, denn jetzt müssen wir nicht mehr jeden Tag lange Strecken zu Fuß gehen“, erzählt er.
Mit Unterstützung von Plan International wurde die neue Grundschule in der Präfektur Dalaba im Rahmen eines Projekts zur Förderung der Grundbildung in Guinea gebaut. Die Schule verfügt über drei Klassenräume, Toiletten und Waschräume und wird mit Möbeln und Lernmaterialien an die Gemeinde übergeben.
„Jetzt müssen wir nicht mehr jeden Tag lange Strecken zu Fuß gehen“
Herausforderungen für den Schulbesuch im ländlichen Guinea
In Guinea gehen 43 Prozent der Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule. Die Gründe dafür sind vielfältig: Armut, unzureichende Infrastruktur und wirtschaftliche Zwänge führen dazu, dass Kinder nicht die Fähigkeiten erlernen, die sie brauchen, um ihre Lebenssituation zu verbessern, sondern stattdessen arbeiten müssen oder früh verheiratet werden.
Ein weiterer Faktor sind kulturelle Gegebenheiten: In vielen ländlichen Gemeinden Guineas, die stark religiös geprägt sind, erkennen die Eltern die Bedeutung von Bildung nicht immer an. Da sie selbst oft nicht zur Schule gehen konnten, sehen sie keinen Sinn darin, ihre Kinder zur Schule zu schicken, zumal die Kosten eine Belastung für die Familien darstellen. Dementsprechend ist es wichtig, die Beteiligung der Gemeinden und insbesondere der Eltern an der Schulverwaltung zu fördern, um ein nachhaltiges Verständnis für die Bedeutung von Bildung zu schaffen.
Schüler:innenvertretung setzt sich für Kinderrechte ein
Thierno ist Mitglied der Schüler:innenvertretung, einer Gruppe, die sich für die Förderung der Rechte, Pflichten, Bedürfnisse und Interessen von Kindern einsetzt und dazu beiträgt, die Barrieren abzubauen, die Kinder in ihrer Gemeinde vom Schulbesuch abhalten.
Zur Feier der bevorstehenden Eröffnung wurde die Schule kürzlich von einer Regierungsdelegation besucht. Die Politiker:innen nahmen an verschiedenen Workshops und Maßnahmen teil, die die Bedeutung von Bildung für die Gemeinde unterstrichen. Im Rahmen der Veranstaltung führten Thierno und seine Freund:innen ein Theaterstück auf, das das Recht von Kindern auf Bildung thematisierte.
„Ich hätte nicht erwartet, dass unser Stück so gut ankommt“, sagt Thierno. „Nach der Aufführung haben meine Eltern mich umarmt und wir waren sehr gerührt. Unsere Lehrerin hat das Stück mit uns erarbeitet, in dem es auch darum ging, wie wichtig es ist, dass Mädchen zur Schule gehen können.“
„Wir haben es geschafft, die Denkweise der Eltern zu ändern“
Die Arbeit von Thierno und seinen Freund:innen beginnt, etwas zu bewirken. „Wir haben es geschafft, die Denkweise der Eltern zu ändern. Sie verstehen, dass ein Kind, das zur Schule geht, nicht nur zur Entwicklung der eigenen Familie, sondern auch der Gemeinde und des ganzen Landes beiträgt“, berichtet er stolz.
Über das Projekt
Plan International unterstützt in Zusammenarbeit mit der KfW Entwicklungsbank das Bildungsministerium Guineas dabei, den Zugang zu Grundbildung in abgelegenen Regionen des Landes zu verbessern. Das Programm richtet sich vor allem an Kinder in strukturell benachteiligten ländlichen Gebieten und legt ein besonderes Augenmerk auf gleiche Bildungschancen für Mädchen.
Beim Bau von Schulen wird der Zugang zu Toiletten und Waschgelegenheiten geschaffen, in einigen Schulgemeinden werden zusätzliche Unterkünfte für das Lehrpersonal gebaut. Außerdem ist die Anschaffung von Lehrmaterial und die Aus- und Weiterbildung von Grundschullehrer:innen ein fester Bestandteil.
Sensibilisierungsmaßnahmen sollen dafür sorgen, dass Familien und Gemeindemitglieder eine höhere Wertschätzung für die Grundschulbildung, insbesondere für Mädchen, entwickeln. Sie erhalten die Möglichkeit, sich in Elternvereinigungen zu engagieren und sich aktiv an der Instandhaltung der Schulgebäude zu beteiligen.
Dieser Beitrag wurde mit Material aus dem guineischen Plan-Büro erstellt.
