Fatoumata steht vor einem gerahmten Bild. Darauf ist eine junge Frau zu sehen, die Geschirr abwäscht. Neben ihr winkt ein Junge im Vorbeigehen, einen Rucksack über die Schulter geworfen. „Das ist eines der Kunstwerke, die ich letztes Jahr gemalt habe“, sagt die 19-Jährige. „Darin geht es um die Gewalt, der Mädchen zu Hause ausgesetzt sind. Man kann sehen, dass ein Mädchen die Hausarbeit erledigt, bevor es zur Schule geht, während der Junge frühmorgens aufwacht, seine Tasche packt und geht. Das Mädchen aber muss seine Arbeit machen, bevor es zur Schule gehen kann.“
„Ich möchte in meinen Bildern zeigen, was Mädchen durchmachen müssen.“
Fatoumata wurde für die Teilnahme am „Sister Create“-Programm von Plan International in der Hauptstadt Dakar ausgewählt. Seitdem nutzt sie die Malerei dafür, um ihre Ansichten über das Leben von Mädchen im Senegal und die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind – wie Vergewaltigung, häusliche Gewalt, Menstruation, Schwangerschaft im Teenageralter und andere politische Themen – zum Ausdruck zu bringen. Ihr Ziel ist es, Veränderungen zu bewirken und Mädchen dazu zu inspirieren, für ihre Rechte einzustehen. Immer mittwochs und samstags trifft sie sich mit anderen Künstler:innen, um zu malen.
„Die Gewalt, die Mädchen zu Hause erleiden, ist nicht normal“, betont Fatoumata. „Bildung ist nicht nur für Jungen. Mädchen müssen eine Ausbildung erhalten, und das ohne Probleme. Aber wenn wir nach der Hausarbeit in der Schule ankommen, haben wir oft keine Konzentration. Mädchen haben oft nicht gefrühstückt, manchmal kommt ein Mädchen mit schmutzigen Kleidern. Manchmal riecht es sogar nach den Schüsseln, die es abgewaschen hat, nach der Soße, die im Topf war.“
Mit ihrer Kunst will sie Veränderung für das Leben von Mädchen bewirken. Fatoumata fährt fort: „Mich inspiriert das so sehr, denn ich möchte in meinen Bildern zeigen, was Mädchen durchmachen müssen. Wir sehen nicht viele weibliche Künstlerinnen hier. Deshalb habe ich mich fürs Malen entschieden, um mich selbst auszudrücken und um im Namen der Mädchen zu sprechen. Denn ich möchte, dass wir in vielen Bereichen ernst genommen werden. Dass man Mädchen nicht mehr unterschätzt und nicht mehr über Berufe spricht, die Mädchen ausüben können oder nicht.“
Fatoumata sagt, dass es im Senegal viele Herausforderungen für Mädchen und Frauen gibt, darunter auch geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierung in bestimmten Berufen: „Es heißt zum Beispiel, dass es Berufe gibt, die Frauen nicht ausüben können, wie etwa Mechanikerin. Aber es gibt sie – die Frauen, die Mechanikerinnen sind, die Schreinerinnen sind. Deshalb bitte ich vor allem, dass Mädchen darin unterstützt werden, eine schulische Ausbildung zu erhalten, dass sie ihre Führungsqualitäten stärken können und damit auch sich selbst.“