2015 haben sich die Vereinten Nationen auf 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (auch Nachhaltigkeitsziele, Englisch: Sustainable Development Goals oder kurz SDGs) verständigt, die bis zum Jahr 2030 erreicht sein sollen. Sie bilden den Rahmen für eine nachhaltige und gerechte globale Politik. Die Arbeit von Plan International ist eng mit diesen Zielen der Agenda 2030 verknüpft: Als Kinderrechtsorganisation orienteiren wir uns in der strategischen Ausrichtung aber auch in der Gestaltung der Projektarbeit insbesondere an sieben der Nachhaltigkeitsziele. Wie das konkret aussieht, zeigt die Geschichte von Dramane und Fatoumata: Sie sind in ihrer Heimatstadt Timbuktu im Einsatz für den Frieden – Inhalt des SDG 16, das ein sicheres Leben ohne Krieg, Verfolgung oder Angst vor Kriminalität anstrebt.
Timbuktu war eine der ersten Städte im Norden Malis, die vor über einem Jahrzehnt unter die Kontrolle nichtstaatlicher bewaffneter Gruppen geriet. Seitdem haben sie die Sicherheitslage und die humanitäre Krise verschlechtert – mit schwerwiegenden Folgen für den Zusammenhalt der Menschen vor Ort.
Anfang August 2023 wurde die Stadt Timbuktu mit einer Blockade versehen, die die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln und humanitärer Hilfe in der Wüstenstadt verhindert. Da die wirtschaftliche Lage der Stadt durch jahrelange Gewalt bereits geschwächt ist, trifft die Isolierung die Einwohner:innen besonders hart.
Die jungen Erwachsenen Dramane und Fatoumata sind in Timbuktu aufgewachsen. Sie haben beobachtet, wie der Konflikt das Zusammenleben in der Gemeinschaft beeinträchtigt hat. „Vor der Krise haben die Menschen zusammen gegessen, gelebt und den Alltag gemeistert. Aber seit den bewaffneten Konflikten hat sich das verändert“, berichtet Dramane.
Fatoumata erklärt, dass die hohen Lebenserhaltungskosten zu Eifersucht und Missgunst zwischen den Bewohner:innen führen und den sozialen Zusammenhalt untergraben: „Seit der Krise kommen die Menschen nicht mehr gut miteinander aus.“
In Zusammenarbeit mit Plan International führen Dramane, Fatoumata und sechs weitere junge Menschen ein Friedensprojekt durch, um die Menschen in Timbuktu wieder näher zusammenzubringen. In den acht Stadtteilen moderieren die jungen Erwachsenen Gruppendiskussionen, um Streit zu schlichten und die verschiedenen Mitglieder der Gemeinschaft zu einem friedlichen Zusammenleben zu ermutigen.
„Kinder, die im gleichen Land, in der gleichen Nachbarschaft aufgewachsen sind, wurden auseinandergetrieben, aus Gründen, die sie nicht mal verstehen. Unser soziales Fundament begann zu bröckeln, in manchen Momenten dachten wir, es sei nicht mehr zu reparieren“, berichtet Bily Baba Boiba, Gemeinderatsmitglied in Timbuktu. „Aber mit der Unterstützung von Organisationen wie Plan International und dem beachtlichen Einsatz der Zivilgesellschaft beginnen die Risse, sich zu schließen.“
Mit dem Rückhalt der Gemeinderäte besuchen die Jugendlichen Menschen in ihrem Zuhause und wenden dort verschiedene Methodiken der Streitschlichtung an. „Letztens gab es einen Streit zwischen zwei Personen. Wir haben sie besucht, uns zusammengesetzt und so lange miteinander gesprochen, bis wir gemeinsam zu einem Übereinkommen gelangt sind“, erzählt Dramane.
„Diese Sitzungen haben uns geholfen, miteinander zu reden und die Wahrheit von Angesicht zu Angesicht auszusprechen“, erklärt Fatouma Arby, eine Bürgerin im Stadtteil, die an einer Gruppendiskussion teilgenommen hat. „Wir konnten Fehler eingestehen, uns gegenseitig verzeihen und uns auf Maßnahmen einigen, die das Zusammenleben zukünftig besser machen.“
Dramane beobachtet, dass sich die Beziehungen zwischen vorher zerstrittenen Parteien dank des Projekts inzwischen verbessert haben. „Die Menschen können in den Sitzungen sehr offen miteinander reden, weil wir klarstellen, dass alles Besprochene vertraulich behandelt wird. Dafür kriegen wir von vielen Teilnehmenden positives Feedback.“ Inzwischen wurden fast 750 Menschen durch die Initiative erreicht.
„Die Jugendlichen haben bewiesen, dass sie einen positiven Einfluss auf den sozialen Zusammenhalt haben.“
Bily Baba Boiba lobt den Einsatz der jungen Freiwilligen: „Die Jugendlichen haben bewiesen, dass sie einen positiven Einfluss auf den sozialen Zusammenhalt haben. Sie haben erfolgreich Dialoge angestoßen und aufrechterhalten. Wir sollten daraus lernen und mehr junge Menschen in den Friedensprozess mit einzubinden.“
Die Geschichte des Friedensprojekts wurde mit Material aus dem malischen Plan-Büro aufgeschrieben.