- 46,5 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind unterernährt
- Zwei Drittel der Bevölkerung leben von weniger als 2 US-Dollar pro Tag
Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Mittelamerika angekommen. Seit Jahren wechseln sich in Guatemala ungewöhnliche Dürren und extremer Regen ab. „In meiner Gemeinde herrscht Lebensmittelknappheit, weil es nicht viel Arbeit gibt“, ergänzt Paulina (24) aus Quiché. „Die Familien können keine Lebensmittel kaufen.“
Der Hunger, aber auch Gewalt, die vorherrschenden patriarchalischen und ausgrenzenden Geschlechternormen sind ursächlich dafür, dass vor allem Frauen sowie LGBTIQ+-Personen Guatemala verlassen.
In den ländlichen Gemeinden Guatemalas wird oft geglaubt, dass Jungen und Männer mehr essen sollten, weil sie schwere Arbeit verrichten, während Mädchen und Frauen die häuslichen Pflichten übernehmen. Der fehlende Zugang zu Bildung, hochwertiger Gesundheitsversorgung und Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen – insbesondere Mädchen und junge Frauen – sind weitere Gründe für Hunger, Diskriminierung und Migration.
„Ich habe verstanden, dass ich als Frau etwas wert bin.“
Paulina sagt, dass ihr in dieser Situation ein Qualifizierungsprogramm von Plan International geholfen habe. Es habe ihr das nötige Wissen und Selbstvertrauen gegeben, um einen eigenen Laden zu gründen und zu führen. Mit Nähen und Schafhaltung hat sie zusätzliche Einnahmen, die sie zum Teil in ihren Laden investiert. „Ich habe verstanden, dass ich als Frau etwas wert bin, und das hat mir geholfen. Danach habe ich mein Geschäft eröffnet“, sagt sie.
„An manchen Tagen gibt es nur zwei Mahlzeiten, weil wir kein Geld haben.“
Gloria (18) erging es mit ihrer Mutter und einer 18 Monate alten Tochter ähnlich. „Ich webe Stoffe, wasche ab, koche und fege den Hof“, sagt sie. Normalerweise gibt es morgens, mittags und abends etwas zu essen, „doch an manchen Tagen sind es jetzt nur noch zwei Mahlzeiten, weil wir kein Geld haben.“ Die Mahlzeiten bestehen aus Maisfladen, Bohnen und manchmal Macuy-Blättern mit Chili.
Plan International unterstützt besonders arme Haushalte mit Einkaufsgutscheinen und/oder Bargeldtransfers, mit denen die dringend benötigten Produkte besorgt werden können. Doch es geht um mehr: Mit der Erschließung neuer Einkommensquellen, zum Beispiel mit Maßnahmen für Ackerbau und Viehzucht, soll eine nachhaltige Verbesserung der Versorgungssituation erreicht werden. Dieser Ansatz geht einher mit Schulungen zu den Themen Gesundheit von Müttern und Kindern sowie Ernährung, Hygiene und Gewaltprävention.
Von den Maßnahmen in Glorias Heimatregion Alta Verapaz profitieren auch 4.000 Migrant:innen, von denen 40 Prozent Kinder und Jugendliche sind. Guatemala ist nicht nur ein wichtiges Herkunftsland, sondern auch ein häufiges Transitland für Geflüchtete und Asylsuchende aus anderen Teilen Lateinamerikas.
Für eine wachsende Zahl von zurückgekehrten Migrant:innen engagiert sich Plan International mit Programmen zum Kinderschutz. So werden unter anderem zurückgekehrte Migrantenkinder beim Schulbesuch und der Wiedereingliederung in ihre Gemeinschaften unterstützt.
Marc Tornow hat Paulinas und Glorias Geschichte mit Material aus dem örtlichen Plan-Büro aufgeschrieben.