Ein voller Bauch studiert nicht gern, heißt es in einer Redewendung; ein leerer Bauch allerdings auch nicht. Wer vormittags ohne Essen auskommen muss, dem fällt das Lernen schwerer. Das weiß auch Phel aus Kambodscha. Die 51-Jährige kocht freiwillig für die örtliche Schule ihres Heimatdorfs in der Provinz Siem Reap. Hier, im Westen des Landes in der Nähe der weltberühmten Tempelanlagen von Angkor, bekommen viele der Schüler:innen zu Hause morgens kein Frühstück. „Wenn ich nicht gefrühstückt habe, tut mir der Magen weh“, erzählt die zehnjährige Sreyrong. Phel steht deshalb extra früh auf, um für diese Kinder noch vor der Schule etwas warmes Essen aufzutischen – und das nicht gerade in kleinen Portionen.
„Ich würde nicht zur Arbeit kommen, wenn ich diesen Job nicht lieben würde.“
„Jeden Tag komme ich mit meinem Mann um 4:30 Uhr in die Schule, um Mahlzeiten für mehr als zweihundert Kinder zuzubereiten“, erklärt Phel. Nach zweieinhalb Stunden Arbeit steht das Essen dann auf dem Tisch. „Ich würde nicht zur Arbeit kommen, wenn ich diesen Job nicht lieben würde. Ich tu das alles für die Schule und die Kinder,“ erklärt sie.
„Ich helfe meiner Frau, weil es sonst niemand tut. Außerdem möchte ich, dass sich die Mädchen und Jungen gesund ernähren, anstatt außerhalb der Schule ungesundes Essen zu kaufen“, erklärt ihr Mann Pound. Gesunde Ernährung ist ihnen beiden wichtig, kein Kind soll sich außerhalb der Schule Snacks wegen eines leeren Magens besorgen müssen. Am glücklichsten ist die Kambodschanerin, wenn nach dem Frühstück nichts übrigbleibt. „Es freut mich zu sehen, dass alle mein Essen mögen“, sagt Phel.
Seit über zwölf Jahren versorgt sie schon die Kinder und ist nicht nur Teil des Schulpersonals, sondern auch der Familien. Denn bei den Kindern ist Phel sehr beliebt, so auch bei Sreyrong: „Ich liebe sie, weil sie jeden Tag Essen für mich kocht“, sagt die Zehnjährige. „Wenn ich höre, dass die Kinder mich Oma nennen, habe ich das Gefühl, dass sie meine eigenen Enkel sind“, schwärmt die Köchin.
„Wenn ich höre, dass die Kinder mich Oma nennen, habe ich das Gefühl, dass sie meine eigenen Enkel sind.“
Als sie jünger war, wanderte die Kambodschanerin aus ihrem Dorf in der Provinz Siem Reap nach Thailand aus, wo sie als Gärtnerin arbeitete und Geld nach Hause schickte, um ihre Familie zu unterstützen. Doch dann beschloss sie, in ihre Heimat zurückzukehren. Auf Bitten der örtlichen Schulleitung übernahm Phel dann das Kochen in der Schule. Seitdem gehört Gemüse waschen und schneiden sowie Feuer machen und Wasser holen zu ihren täglichen Aufgaben, wobei ihr Mann sie tatkräftig unterstützt.
Zusammen mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) hat Plan International für die Schule ein Ernährungsprogramm entwickelt, um den Zugang zu Schulmahlzeiten zu verbessern. Das kommt der täglichen Konzentration aber auch der Gesundheit der Kinder zugute.
Gesundheit und Umweltschutz gehen Hand in Hand: So wird hier außerdem geprüft, wie schädlich die Küchenutensilien sind. Die Hitze und der Rauch des alten Herds waren nicht nur umweltschädlich, sondern wirkten sich auch negativ auf Phels Gesundheit aus. Mit der neuen Küche ist Phel mehr als zufrieden. „Die Küche hat jetzt Wände und ein Dach, sodass es einfacher ist, auch bei starkem Wind zu kochen. Der neue Herd ohne den ganzen Rauch ist auch besser.“
Das Projekt sorgt außerdem für den Zugang zu sauberem Wasser, installiert Stationen zum Händewaschen und richtet Schulgärten ein. Hier können die Kinder dann praxisnah etwas über Ernährung lernen. Auf längere Sicht soll mit dem Ernährungsprogramm auch die Zahl der Schulabbrecher:innen verringert werden, indem die Mahlzeiten dazu ermutigen, regelmäßig zur Schule zu gehen.
Die Geschichte von Phel wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Kambodscha aufgeschrieben.