In Mosambik setzen sich Aktivist:innen für die Rechte von marginalisierten Gruppen wie Mädchen und Frauen, Menschen mit Behinderung und der LGBTQIA-Gemeinschaft ein. Sie widersetzen sich schädlichen Traditionen und festgefahrenen Rollenbildern. In manchen Fällen haben sie sogar Menschenrechtsverletzungen wie Zwangs- und Kinderehen verhindert.
Plan International unterstützt Aktivist:innen, die sich gegen Ungleichheit, Ausgrenzung und Ungerechtigkeit einsetzen. Die Kinderrechtsorganisation zeigt ihnen, wie sie in ihren lokalen Gemeinschaften und darüber hinaus einen sozialen Wandel herbeiführen können, und rüsten sie mit den Fähigkeiten, dem Wissen und dem Selbstvertrauen aus, das sie brauchen, um positive Veränderungen zu bewirken.
Als sie 13 Jahre alt ist, schließt sich Eunice den „Champions of Change“ an, einem von Plan International initiiertem Programm, in dem Mädchen und Jungen ihre Rechte kennenlernen und sich für Gleichberechtigung stark machen. Seitdem ist sie eine der prominentesten Fürsprecherinnen für Mädchenrechte in ihrem Dorf.
„Ich sah viele Kinderheiraten und Teenager-Schwangerschaften um mich herum, aber ich hatte keine Ahnung, was ich dagegen tun konnte“, sagt die heute 18-Jährige. „Dies war eine vergessene Gemeinschaft.“
Mit mehr Informationen an der Hand und neu gewonnenem Selbstvertrauen beschließt Eunice, in ihrem Dorf eine Gruppe von Aktivist:innen zu gründen. Mit den neun weiteren Mitgliedern der Gruppe teilt die junge Frau das Wissen und die Fähigkeiten, die sie im „Champions of Change“-Programm gelernt hat. Sie diskutieren über die Herausforderungen, mit denen Kinder und Jugendliche konfrontiert sind, und schlagen Lösungen vor. Dabei steht der Austausch von Informationen immer im Vordergrund.
„Ich sehe viele Mädchen, die ihre Träume aufgegeben haben.“
Eunice und ihrer Gruppe ist es gelungen, 15 Kinderehen zu verhindern und etwa hundert schwangere Mädchen dabei zu unterstützen, in der Schule zu bleiben. Eunice möchte Journalistin werden und über die Situation von Mädchen in ihrem Land berichten. Als Mitglied einer Mädchenfußballmannschaft baut sie außerdem Vorurteile in ihrer Gemeinde ab – Fußball gilt traditionell als Sport für Jungen.
Die 18-Jährige findet Kraft darin, aktivistisch zu sein und ihre Träume von ihrem Dorf aus zu verfolgen: „Ich sehe viele Mädchen, die ihre Träume aufgegeben haben. Es ist furchtbar, wenn ein junger Mensch durch eine zu frühe Heirat seine Hoffnung verliert. Ich werde nicht aufhören, über die Rechte von Mädchen zu sprechen, bis Kinderheirat und die Diskriminierung von Mädchen ein Ende haben“, sagt sie entschlossen.
Avelino erkrankt im Teenageralter an Elefantiasis, einer Krankheit, die ihn seiner Bewegungsfreiheit beraubt und schmerzhafte Schwellungen verursacht. „Wegen meiner körperlichen Behinderung bin ich oft diskriminiert worden“, sagt der 31-Jährige. „Tatsächlich hat das meinen Aktivismus nur verstärkt. Ich kann mich in die schlechte Behandlung aller diskriminierten Gruppen einfühlen.“
Während der Covid-19-Pandemie zieht Avelino von Maputo, der Hauptstadt Mosambiks, aufs Land nach Jangamo. Dort beginnt er, mit Plan International zusammenzuarbeiten. Er nimmt an Schulungen der Organisation teil und erkennt, dass sich schädliche Traditionen am besten durch Gespräche mit Gemeindeleiter:innen, Erzieher:innen, Behörden und jungen Menschen ändern lassen.
„Viele junge Menschen sehen aufgrund ihres geringen Selbstbewusstseins nicht, welche Möglichkeiten sie haben.“
Bald wird Avelino zu einem der wichtigsten Multiplikatoren von Plan International in seiner Gemeinde. Er erhält den Spitznamen „Wonderman“ (Wundermann), da er die Fähigkeit besitzt, eine Verbindung zu anderen herzustellen und seine Ansichten zu begründen. „Viele junge Menschen sehen aufgrund ihres geringen Selbstbewusstseins nicht, welche Möglichkeiten sie haben“, sagt der 31-Jährige. „Ich versuche, ihnen Beharrlichkeit beizubringen, indem ich mich selbst als Beispiel dafür nehme. Jeder Mensch kann seinen eigenen Weg finden.“
Als Vater einer kleinen Tochter setzt er sich leidenschaftlich für die Gleichstellung der Geschlechter ein und wird nicht müde, über dieses Thema zu diskutieren. „Mein Geburtstag ist am 11. Oktober – dem Welt-Mädchentag“, sagt er.
Statt sich zu Mädchen hingezogen zu fühlen, wie seine Schulfreunde, merkt Custodio als Teenager, dass er mehr Interesse an anderen Jungen hat. Das gibt ihm zunächst das Gefühl, ein Außenseiter zu sein, alleine und verloren.
Im Internet findet er Informationen über Homosexualität und stößt auf die Organisation LAMBDA, die geschlechtliche und sexuelle Minderheiten in Mosambik unterstützt. Dort lernt er andere homosexuelle Menschen kennen und versteht, dass seine Gefühle ganz natürlich sind.
„Es fiel mir immer noch schwer, mich zu akzeptieren, und ich traute mich nicht, mich vor meiner Familie zu outen“, erinnert sich der 22-Jährige. „Ich habe in der Kirche gebetet, dass meine Homosexualität mich verlässt, aber das tat sie nicht.“
„Ich bin zuversichtlich, dass die Informationen, die ich weitergebe, letztendlich das Denken der Menschen verändern werden.“
Als Custodio schließlich mit seiner Familie spricht, ist die Antwort zunächst: Schweigen. Isolation. Doch nach zwei Monaten beschließen seien Eltern, ihren Sohn nicht im Stich zu lassen. Eine der wichtigsten Unterstützerinnen von Custodio ist seine Schwester Olinda.
Heute ist Custodio einer der mutigsten Aktivisten von LAMBDA. Die Organisation arbeitet mit Plan International zusammen und organisiert beispielsweise Treffen der Aktivist:innen mit führenden Persönlichkeiten aus den Gemeinschaften und Fachleuten aus dem Gesundheitswesen, mit denen sie über die Rechte von Minderheiten diskutieren.
Der 22-Jährige hilft zudem Menschen, HIV-Tests zu machen und sich bei Bedarf gegen das Virus behandeln zu lassen. LGBTQIA-Personen bleiben aufgrund von Diskriminierungen allzu oft ohne medizinische Versorgung.
„Ich fühle mich gut, weil ich weiß, dass ich das Richtige tue“, sagt Custodio selbstbewust. „Ich bin zuversichtlich, dass die Informationen, die ich weitergebe, letztendlich das Denken der Menschen verändern werden.“
Die Geschichten der engagierten Aktivist:innen wurden mit Material aus dem Plan-Büro in Mosambik erstellt.