Daniel ist seit einiger Zeit Sprecher einer Schule in der guineischen Präfektur Guéckedou. In dieser Grenzregion zu Liberia und Sierra Leone blieben viele Schule monatelang geschlossen. Mehrere grenzüberschreitende Ebola-Ausbrüche und seit 2020 die Corona-Pandemie haben viele Schulkinder vom Unterricht ferngehalten. Lernstoff nachzuholen ist nun eine Priorität in dem westafrikanischen Land. „Ich leite die Vertretung der Schulkinder“, erzählt Daniel. „Sie besteht aus neun Mitgliedern: fünf Jungen und vier Mädchen. Unsere Aufgabe ist es, die Qualität des Unterrichts zu verbessern und den Bedürfnissen anderer Kinder eine Stimme zu geben.“
Über die Schüler:innenvertretung können die Mädchen und Jungen bei allen Fragen, die sie betreffen, mitreden und ihr Lernumfeld aktiv mitgestalten – mit beeindruckendem Erfolg: die Prüfungsergebnisse verbesserten sich, das Wohlbefinden der Schüler:innen ist hoch und das Schulgelände ist hervorragend instandgehalten. Die Schule wurde aufgrund dieser Attribute zur besten Schule der Region gekürt.
Angestoßen wurde das Projekt mit Unterstützung von Plan International. Es ist Teil eines Maßnahmenpakets, das lokale Behörden und die Zivilgesellschaft von Guinea mobilisieren soll – mit dem Ziel, hochwertige und inklusive Bildung für alle Kinder zu gewährleisten. Ein Baustein des Projekts ist außerdem, Kinder und Jugendliche über ihre Rechte und Pflichten aufzuklären. Insgesamt werden mit dem Vorhaben 150 Grundschulen und 60 kommunale Jugendzentren in städtischen und ländlichen Gemeinden der Präfektur Guéckedou erreicht. Und die Mitglieder der Schüler:innenvertretung wurden dahingehend geschult, wie sie effektiv arbeiten können – einschließlich der Durchführung von Wahlen, der Organisation von Sitzungen und der Zusammenarbeit mit der Schulleitung.
Jedes Mitglied der Schüler:innenvertretung hat eine bestimmte Funktion. Adéle ist zum Beispiel zuständig für Kommunikation und den Informationsaustausch. „Meine Aufgabe ist es, Neuigkeiten aus der Schulbehörde und unserer Schulleitung an andere Kinder an meiner Schule weiterzugeben“, sagt sie. „Mangel an Informationen führt zu Verwirrung, deshalb gebe ich jeden Montag ein Update. Andersherum leite ich auch Ideen für Initiativen aus den Klassen weiter.“
Mit dabei ist auch Mariame. Sie ist für das Schulumfeld zuständig: „In meiner Rolle sorge ich dafür, dass die Klassenzimmer und der Schulhof ordentlich sind, dass alle saubere Schuluniformen und ordentliche Unterrichtsmaterialien haben. Das ist auch ein wichtiger Aspekt einer guten Schule: Um gut lernen zu können, braucht man eine ansprechende Umgebung.“
„Die Vertretung der Schulkinder ist ein tolles Instrument für die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen. Und sie hilft den Schülerinnen und Schülern, Teamarbeit und Demokratie zu praktizieren.“
Schuldirektor Lah sagt, dass er bei seiner Versetzung an diese Schule eine Gemeinschaft vorgefunden habe, für die das Wohl der Kinder an erster Stelle steht. „Durch dieses Projekt konnten wir neue Ansätze des Lernens und der Schulverwaltung erproben. Die Vertretung der Schulkinder ist ein tolles Instrument für die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen. Und sie hilft den Schülerinnen und Schülern, Teamarbeit und Demokratie zu praktizieren.“
Die Mitglieder der Vertretung treffen sich regelmäßig mit den Lehrkräften, um Probleme an der Schule zu besprechen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. „Die Kinder machen konstruktive Vorschläge für die Gestaltung des Betriebs, für Lösungen von Konflikten auf dem Schulhof oder für bestimmte Projekte“, erklärt der Direktor.
Seit sie durch das Projekt erkannt haben, dass sie in ihrer Schule etwas bewegen können, ist das Selbstvertrauen der Schüler:innen deutlich gestiegen. Mädchen werden ausdrücklich bestärkt, sich für die Vertretung zu bewerben. Auch und gerade Kinder, die sich eine Führungsrolle gar nicht zutrauen, sollen somit erreicht werden.
Die Geschichte der Schüler:innenvertretung wurde mit Material aus dem guineischen Plan-Büro aufgeschrieben.