Fast ein Drittel der guatemaltekischen Mädchen wird vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet. Das Problem ist komplex, oftmals treten die Kinderehen in Form von informellen Partnerschaften auf und sie werden durch Armut, Geschlechterungleichheit und diskriminierende soziale Normen verursacht.
Plan International bringt junge Aktivist:innen vor Ort zusammen, um ungleiche Machtverhältnisse umzugestalten. Auch der 24-jährige Manuel nimmt an einem Trainingsprogramm der Kinderrechtsorganisation teil. Dort erweitert er sein Wissen über Kinderheirat und lernt, wie man jugendgeführte Initiativen organisiert, um die Probleme anzugehen, die junge Menschen am meisten betreffen. „Ich wurde von Plan zum Thema Kinderheirat und Gewerkschaften geschult und spreche jetzt mit Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren über diese Themen“, so Manuel. Er und die weiteren jungen Aktivist:innen machen sich in ihren Gemeinden für Veränderungen stark und spielen damit eine wichtige Rolle im Prozess, schädliche Geschlechternormen zu überwinden und daraus resultierende soziale Normen wie Kinderehen abzuschaffen.
„Er sagte mir, dass ein Mädchen, das er kannte, für ein Stück Land zur Heirat versprochen wurde.“
Als Akteur des Wandels führt Manuel regelmäßig Workshops mit jungen Menschen durch, um sein Wissen und seine Fähigkeiten an diejenigen weiterzugeben, die mehr über Kinderheirat erfahren möchten. „In den Gruppen, die ich schule, müssen Vertrauen und eine gute Kommunikation zwischen den Jugendlichen herrschen“, erklärt der 24-Jährige.
Während einer der Sitzungen fragt ein Junge ihn, ob es in Ordnung sei, wenn seine Schwester heiraten wolle. „Ich antwortete ihm nein und dass ihre Eltern ihre Zustimmung geben müssten, da sie noch ein Kind sei. Einige Tage später kam er wieder auf mich zu und bat mich um ein privates Gespräch. Er sagte mir, dass ein Mädchen, dass er kannte, für ein Stück Land zur Heirat versprochen wurde“, erzählt Manuel.
Der 24-Jährige möchte mehr erfahren und herausfinden, ob er etwas tun kann, um dem Mädchen zu helfen. Er bittet den Jungen, sich erneut mit ihm zu treffen, um die Situation weiter zu besprechen. „Er kam und zu meiner Überraschung brachte er das Mädchen mit“, sagt Manuel. „Sie erzählte mir, was vor sich ging und dass sie damit nicht einverstanden sei. Sie sagte auch, dass ihre Eltern sie schlecht behandelten. Sie hatten sie gezwungen, sich zu verloben, ohne ihre Einwilligung. Sie war erst 16 Jahre alt.“
Manuel entscheidet, einzugreifen. Er versucht, zwischen Eltern und Tochter zu vermitteln. „Ich sprach mit den Eltern, gab ihnen eine Broschüre und sagte ihnen, dass das, was sie taten, ein Verbrechen war. Die Eltern fragten, welche Möglichkeiten es gäbe, um die Vereinbarung aufzulösen und die Hochzeit zu stoppen. Da es sich um eine mündliche Vereinbarung handelte, trafen sie sich mit den Eltern des Jungen und einigten sich darauf, die Kinder nicht zu verheiraten, um nicht zu riskieren, ins Gefängnis zu müssen.“
Wenn junge Menschen sich gegen Kinderheirat einsetzen, können sie direkt auf das Leben derjenigen einwirken, die am meisten gefährdet sind. Sie haben zudem das Potenzial, die Prävention von Kinderheirat voranzutreiben und die Reaktionen darauf zu beeinflussen. Dank Manuels Führungsqualitäten, seiner Initiative und Hartnäckigkeit kann er wirklich etwas bewirken.
„Das Mädchen geht weiter zur Schule und ist dankbar, dass ich sie vor der Ehe bewahrt habe“, erzählt Manuel. „Ich fühle mich so glücklich und zufrieden, weil der Junge das Gefühl hatte, mir vertrauen zu können und mit seinem persönlichen Anliegen zu mir kommen konnte.“
Der Artikel wurde mit Material aus dem guatemaltekischen Plan-Büro erstellt.