„Ich mochte immer schon Autos und das Gefühl wie das Adrenalin durch den Körper rauscht, wenn man damit schnell unterwegs ist.“
„Ich mochte immer schon Autos und das Gefühl wie das Adrenalin durch den Körper rauscht, wenn man damit schnell unterwegs ist“, erklärt Edith. Seit sie als junges Mädchen ihre Großeltern in der Stadt besucht hat, war Edith sich sicher, wie ihre berufliche Zukunft aussehen soll. Begeistert beobachtete sie alle Autos, die vorbeifuhren, und staunte. Sie fragte sich, wie diese Maschinen funktionierten. Ihre Lieblingsautos sind die Rennwägen der Formel 1, weil sie so schnell sind: „Ich liebe es, die Reaktionen und Freudenschreie der Fahrer und Fahrerinnen zu beobachten.“
Als sie die Gelegenheit bekam, an dem Projekt „Changing Schemes“ (dt. etwa: „mit Konventionen brechen“) von Plan International in Zusammenarbeit mit einem Automobilunternehmen teilzunehmen, bewarb sie sich für ein Stipendium. Die Ausbildung zielt darauf ab, die mechanischen Fertigkeiten Jugendlicher im Alter von 16 bis 24 Jahren zu stärken. Besonders junge Frauen werden ermutigt, an dem Projekt teilzunehmen, da ein Beruf in der Autobranche immer noch eher als „typisch männlich“ gesehen wird.
Am ersten Tag sollten Edith und ihre Klassenkameradinnen und -Kameraden erzählen, warum sie an dem Kurs teilnehmen möchten. „Das hat mein Selbstvertrauen gestärkt. Ich war froh, dass ich nicht das einzige Mädchen war, sonst wäre ich viel schüchterner gewesen“, sagt sie mit einem Lächeln.
„Wir alle wünschen uns eine bessere Zukunft. Wir brechen mit allen möglichen Karrierekonventionen und Rollenbildern von Frauen. Wir arbeiten in der Klasse zusammen und helfen uns gegenseitig – egal welches Geschlecht wir haben. Stereotype aufzubrechen bedeutet auch, Missbrauch, Vergewaltigung und Gewalt zu verhindern. Man lernt, sich selbst zu akzeptieren und vergisst, dass uns immer wieder gesagt wird, wir wären als Frauen weniger wert und könnten Sachen nicht tun. Das gilt auch für Männer – ihnen wird zum Beispiel gesagt, sie dürften nicht weinen oder Schwäche zeigen. Diese Stereotype und Normen halten uns davon ab, die Person zu sein, die wir sein oder werden wollen“, erklärt Edith.
Teil des Ausbildungsstipendiums ist für alle Teilnehmenden auch ein Kurs, in dem sie unter anderem etwas über sexuelle reproduktive Gesundheit und Rechte, sowie über Verhütung lernen und wie man sein Selbstwertgefühl stärken kann.
Seitdem Edith Kfz-Azubine ist, hat sich auch in ihrer eigenen Familie einiges bezüglich der Rollenverteilung verändert. „Wir wechseln uns nun beim Putzen und bei den Küchenarbeiten ab. Ich nehme nun auch am Fußballtraining meines Lehrgangs teil. Vorher dachten meine Eltern, dass nur Jungen Fußball spielen könnten. Nun halten sie mich nicht mehr davon ab.“ Wenn Edith fertig ist, möchte sie sich weiter spezialisieren und Maschinenbau studieren, um Ingenieuren zu werden. Bis es soweit ist, möchte sie durch Workshops andere junge Menschen motivieren, ihren eigenen Weg zu gehen – besonders die Mädchen.