Ayisha sprengt Grenzen – und schafft Chancen

Foto: Geoffrey Buta

Von anfänglichen Zweifeln bis zur Leitung ihres eigenen Bauunternehmens: Wie Ayisha einen „Männerberuf“ ergriff und anderen jungen Frauen Möglichkeiten eröffnet.

In Tamale, einer Großstadt im Norden Ghanas, bleiben Passant:innen oft stehen: Sie bewundern eine Gruppe von Menschen, die auf einer lokalen Baustelle arbeiten und lachen. So etwas sieht man dort nicht jeden Tag – denn: Sechs der Teammitglieder sind Frauen. Diese Szene ist Ayisha zu verdanken.

Die 27-Jährige lebt in Tamale in einer arrangierten Ehe. Lange kämpft sie darum, über die Runden zu kommen. Dann hört sie im Radio von einer Berufsausbildung, geht zu einem Vorstellungsgespräch und beschließt noch an Ort und Stelle, sich anzumelden und Fliesenlegerin zu werden. Ein Beruf, von dem sie zuvor nichts wusste.

Drei Frauen und ein Mann stehen auf einer Baustelle und strecken die Arme in die Luft
Für ihre Mitarbeiterinnen ist Ayisha ein Vorbild Geoffrey Buta

„Wenn du es nicht versuchst, wie willst du dann wissen, ob du es kannst?“

Ayisha (27), Unternehmerin

Anfängliche Zweifel

In Ghana haben junge Menschen oft Schwierigkeiten, Zugang zu Bildung und Ausbildung zu erhalten. Um Mädchen und jungen Frauen zu helfen, sich eine eigene Zukunft aufzubauen, vermittelt das Projekt „Pathways for Sustainable Employment for Women and Youth“ (PASEWAY) von Plan International jungen Menschen im Norden Ghanas eine Berufsausbildung und unternehmerische Fähigkeiten.

„Ich dachte zuerst, Fliesen zu verlegen sei nur etwas für Männer, Frauen könnten das nicht“, erinnert sich Ayisha. „Fliesen von hier nach dort zu heben, schien mir eine große Sache zu sein. Ich hatte ein bisschen Angst, es zu lernen. Ich hatte noch nie eine Fliesenlegerin gesehen. Meine Mutter fragte: ‚Wie?‘ Ich sagte, dass ich es versuchen will. Denn wenn du es nicht versuchst, wie willst du dann wissen, ob du es kannst?“

Das eigene Unternehmen

Ayisha leitet ihr eigenes Unternehmen, Dinveilla Construction Works, und beschäftigt einige der Leute, die sich früher über ihre Entscheidung für das Baugewerbe lustig gemacht haben. Sogar die Dynamik in ihrer Ehe hat sich verändert: Ihr Ehemann ist stolz und respektvoller und staunt über all die Menschen, für die sie Arbeit findet – ihn selbst eingeschlossen.

Eine Frau verlegt eine Fliese
Ayisha (27) ist stolz auf ihre Arbeit als Fliesenlegerin Geoffrey Buta

Mit rund 200 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren hat Afrika die jüngste Bevölkerung aller Kontinente der Welt. Diese Zahl wird sich bis 2050 verdoppeln – schon jetzt ist jeder dritte junge afrikanische Mensch von Jugendarbeitslosigkeit betroffen. Zu den Hindernissen, vor denen Jugendliche stehen, gehören ein Missverhältnis zwischen Bildung, beziehungsweise Ausbildung, und gefragten Fähigkeiten, mangelnder Zugang zu Finanzmitteln, Märkten und Fähigkeiten zur Unternehmensentwicklung. Dazu kommen soziale und kulturelle Normen, die junge Menschen diskriminieren – insbesondere Frauen, Jugendliche in ländlichen Gebieten, Migrant:innen und Menschen mit Behinderungen. Durch PASEWAY haben mehr als 4.200 junge Menschen in Ghana eine technische und fachliche Ausbildung im Bau- und Gastgewerbe erhalten. Über 50 Prozent derjenigen, die ein Praktikum in diesen Bereichen absolvierten, erhielten anschließend eine Vollzeitbeschäftigung.

Nachdem sie ihr Bauunternehmen offiziell registriert hat – ein Schritt, der von PASEWAY unterstützt wurde – hat Ayishas Unternehmen nun mehr Glaubwürdigkeit und einen besseren Zugang zu staatlichen und privaten Aufträgen. Die 27-Jährige hat sechs jungen Frauen und drei jungen Männern durch ihr Unternehmen das Verlegen von Fliesen beigebracht. Der lohnendste Teil ihrer Arbeit ist, dass sie anderen jungen Frauen ein Vorbild sein und ihnen Beschäftigung bieten kann. „Wenn ich einen Auftrag bekomme und sie schnell erledigt werden soll, brauche ich Arbeiter, die mir helfen, oder Maurer, die ich dann einstelle. Am Ende der Woche haben wir alle etwas davon“, erzählt Ayisha und fügt hinzu: „Ich möchte, dass die Leute wissen, dass wir als Frauen diese Arbeit genauso tun können.“

Dieser Artikel wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Ghana erstellt.

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