Bereits fünf Regenzeiten in Folge sind in Kenia und weiteren Teilen Ostafrikas ausgeblieben. Für Familien in den ländlichen Regionen bedeutet das vor allem eines: die Ernten fallen aus – auf dem trockenen Boden wächst nichts mehr. Auch die Tiere – für viele Familien die Lebensgrundlage – verenden, weil sie weder Wasser noch Nahrung finden. Von Adanas Vieh leben nur noch ein paar geschwächte Tiere. Auch die 29-Jährige selbst und ihre vier Kinder haben seit zwei Tagen keine Mahlzeit mehr gehabt. Ihre einzige Hoffnung ist, dass ihr Mann das verbliebene Vieh verkaufen kann – auch, wenn er dafür vermutlich keinen hohen Preis mehr erzielt. „Ich weiß nicht, wann er zurückkommt“, sagt Adana. „Ich hoffe, es ist bald. Ich weiß nicht, wie ich meine Kinder ernähren soll, wenn wir kein Geld haben, um Lebensmittel zu kaufen.“
So wie Adana und ihre Familie sind in Kenia aktuell mehr als vier Millionen Menschen von akutem Hunger bedroht. An Tagen, an denen es nichts zu essen gibt, kocht die 29-Jährige normalerweise schwarzen Tee, um den Hunger ihrer Kinder ein wenig zu lindern. Doch heute bleibt das Feuer aus, denn aufgrund der Trockenheit im Land ist auch Wasser zum Luxusgut geworden, das sich Adana nicht mehr leisten kann. „Alle Wasserstellen in der Nähe sind versiegt“, sagt sie. „Wir sind jetzt auf Lastwagen angewiesen, die hier Wasser verkaufen. Aber das ist zu teuer. Ein 20-Liter-Kanister kostete 70 kenianische Schilling (etwa 0,53 Euro, Anm. d. Red.) und reicht nur für einen Tag.“
Für viele Menschen im Norden Kenias ist das Wasser zur größten Sorge geworden. Eine kürzlich von Plan International durchgeführte Befragung ergab, dass fast die Hälfte der Menschen Wasser als wichtigste Priorität (46 %), noch vor Nahrungsmitteln (26 %) und Bargeld (17 %) angaben. Die Umfrage wurde in zwei Unterbezirken in der von der Dürre stark betroffenen Region Marsabit durchgeführt. Sie ergab auch, dass Mädchen und Frauen, die oftmals für die Wasserversorgung zuständig sind, Angst haben, sich auf die Suche danach zu machen – weil das Risiko für geschlechtsspezifische Gewalt immer weiter stiegt. 14 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass die langen Wege zu den Wasserstellen nicht sicher sind.
Plan International fordert mehr Investitionen in die dringende Bereitstellung von Wassertransporten. Wir unterstützen die Reparatur, Sanierung, Erweiterung und Wartung von Wasserstrukturen und -systemen in unseren Programmgemeinden. Wir arbeiten mit der lokalen Regierung zusammen, um den Bau von Wassergewinnungsanlagen wie Dämmen, das Bohren und die Instandhaltung von Bohrlöchern sowie die Entwicklung von gemeindebasierten Initiativen zur Sicherung des Lebensunterhalts zu fördern. So sollen etwa mehr Wasserquellen und Gärten für den Anbau von Gemüse zur Verbesserung der Ernährung geschaffen werden. Außerdem arbeiten wir mit lokalen Partnern zusammen, um das Leben von Mädchen und Frauen zu verbessern, die mit den doppelten Auswirkungen der Dürre und der daraus resultierenden Gewalt konfrontiert sind.
Der Artikel wurde mit Material aus dem kenianischen Plan-Büro erstellt.