Seit Februar herrscht in der Ukraine Krieg. Über 4,6 Millionen Menschen sind bisher aus ihrer Heimat geflohen, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Sie wurden entwurzelt, viele wurden von Familienmitgliedern getrennt und sind Zeug:innen von Tod und Zerstörung geworden. Um insbesondere Kindern in dieser humanitären Krise eine sichere Umgebung und ein wenig Normalität zurückzugeben, setzt Plan International in den ukrainischen Nachbarländern Moldau, Polen und Rumänien gemeinsam mit lokalen Organisationen Hilfsprogramme um.
Der Schutz und die Sicherheit von Kindern haben oberste Priorität. Kinder, die von ihren Familien getrennt wurden oder unbegleitet unterwegs sind, sind besonders vulnerabel. Für sie ist die Gefahr groß, Opfer von Missbrauch und Menschenhandel zu werden, vor allem Mädchen und junge Frauen. „Wir müssen unbedingt Programme gegen sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt beziehungsweise Gewalt gegen Kinder unterstützen“, sagt Dr. Unni Krishnan, globaler Leiter der Humanitären Hilfe bei Plan International.
„Die Krise in der Ukraine wird zweifellos einen hohen Tribut von Kindern und Jugendlichen fordern – gerade, was ihre psychische Gesundheit angeht.“
Als Trauma-Experte betont Krishnan außerdem die Wichtigkeit der psychosozialen Hilfe: „Emotionale Bedürfnisse werden in Konflikten und humanitären Krisen oft nicht erkannt. Die Krise in der Ukraine wird jedoch zweifellos einen hohen Tribut von Kindern und Jugendlichen fordern – gerade, was ihre psychische Gesundheit angeht. Diese unsichtbaren Wunden werden sie auch noch tragen, lange nachdem sie einen sicheren Ort erreicht haben.“
Mütter berichten, dass ihre Kinder nicht mehr sprächen oder kein Interesse mehr daran hätten, zu spielen. „Das sind natürliche Reaktionen auf eine anormale Situation“, so Krishnan. „Bleiben sie jedoch unbehandelt, können sie schwerwiegende langfristige Folgen mit sich bringen, darunter Depressionen, Angstzustände, unbewältigte Trauer und Entwicklungsverzögerungen, die die Kinder daran hindern, ihr Leben wieder aufzubauen und ihre Potenziale auszuschöpfen.“
Die Programme unserer Ukraine-Nothilfe legen den Fokus auf Kinderschutz und umfasst zudem eine mobile psychosoziale Unterstützung. An den Grenzen, in Aufnahmezentren und Geflüchteteneinrichtungen in Moldau, Polen und Rumänien arbeiten wir daran, ein sicheres und kinderfreundliches Umfeld zu schaffen. Dies beinhaltet unter anderem die Bereitstellung mobiler Teams aus Sozialarbeiter:innen und psychologischen Fachkräften, die unbegleitete Kinder betreuen – in Moldau beispielsweise arbeiten die Plan-Teams hierfür mit den Nationalen Zentrum zur Prävention von Kindesmissbrauch zusammen (mehr dazu auch hier: Geflüchtete Kinder: Schutz und psychosoziale Unterstützung) . Zudem werden Mitarbeiter:innen, Grenzbeamt:innen und freiweillige Helfer:innen im Kinderschutz geschult, insbesondere im Hinblick darauf, unbegleitete Kinder sowie Risiken für Menschenhandel zu erkennen.
Ein weiterer Fokus liegt auf der Hilfe bei der Rückkehr in die Schule. So wurden etwa Rucksäcke mit grundlegenden Lernmaterialien und Hygieneartikeln an geflüchtete ukrainische Kinder verteilt, die sich an den örtlichen Schulen anmelden, während anderenorts in Aufnahmezentren Lernräume geschaffen und mit digitalen Geräten ausgestattet wurden, um den Kindern dort den Zugang zu sicherer, inklusiver und hochwertiger Bildung zu ermöglichen (mehr dazu auch hier: Rumänien: Bildung für geflüchtete Kinder). Die Teilnahme am Unterricht ist ein entscheidender Teil für Mädchen und Jungen, um sich an das Leben in einem neuen Land anzupassen. Zudem müssen spezialisierte Betreuungs- und Unterstützungsdienste für sie erreichbar sein.