Arina floh mit ihrer Mutter Iryna (46) vor vier Monaten aus der Ukraine nach Rumänien. Die beiden leben jetzt in der Hauptstadt Bukarest, teilen sich dort ein Haus mit einer anderen ukrainischen Familie.
Die Entscheidung zur Flucht trafen sie in dem Moment, als um sie herum die ersten Bomben fielen. Sie gingen sofort, hatten nicht einmal mehr Zeit, um Kleidung zum Wechseln einzupacken. Arinas Vater und ihr Bruder sind in der Ukraine geblieben. Iryna arbeitete vor dem Krieg als Buchhalterin, Arina ging zur Schule – ihre Lieblingsfächer sind Literatur, die ukrainische Sprache und Kunst. Das Mädchen ist eine begeisterte Malerin und zeigt ein Bild von ihrer Heimat. Als sie und ihre Mutter in Bukarest ankamen, fertigte sie Zeichnungen an, die sie den freiwilligen Helfer:innen vor Ort als Anerkennung für ihre Arbeit schenkte.
Arina vermisst die Ukraine sehr: „Egal, wie gut die Situation hier sein mag, es spielt keine Rolle. Ich vermisse meine Schule, meine Freunde, meine Hobbys – alles, was ich früher zu Hause gemacht habe“, sagt sie. „Es geht um meine Emotionen und Gefühle gegenüber der Ukraine und alles, was mit meinem Leben vor der Ankunft in Rumänien zu tun hat. Es könnte hier besser sein als zu Hause, aber das macht nichts, ich vermisse es trotzdem und alles, was ich dort hatte.“
Ursprünglich wollte Maria im Falle eines Kriegsausbruchs in der Ukraine bleiben. Sie wollte über ihre Kirche Zivilist:innen helfen und sich weiter um ihre Katze kümmern. Doch ihre Flucht aus Kiew, wo sie für ein IT-Hardware-Unternehmen arbeitet, führte sie in die Landesmitte in eine Stadt, die ebenfalls stark bombardiert wurde – also reiste Maria weiter nach Rumänien. Ihre Familie blieb in Cherson im Süden der Ukraine.
„Um fünf Uhr morgens weckte mich mein Freund und sagte, der Krieg habe begonnen.“
Sie erinnert sich an den 24. Februar 2022, den ersten Tag des Krieges: „Um fünf Uhr morgens weckte mich mein Freund und sagte, der Krieg habe begonnen. Wir müssten in einen Schutzraum gehen. Ich konnte nicht glaube, dass es wirklich losging. Es war ein Gefühl, auf das man nie ganz vorbereitet sein kann.“
Maria vermisst nicht nur ihre Katze, von der sie ein Foto zeigt. Sie vermisst auch ihre Familie, ihre Kolleg:innen und ihr Leben in Kiew. „Wenn Sie Ukrainer fragen, werden sie jetzt sagen, dass sie nicht wussten, wie gut ihr Leben vor dem Krieg war“, sagt sie. „Kiew ist eine der schönsten Städte Europas. Ich liebe sie sehr. Sie ist groß, aber man kann dort gut leben. Sie hat eine große Geschichte und eine schöne Architektur. Gleichzeitig ist sie aber auch sehr modern. Es ist eine Stadt der Neugründungen, verschiedener Unternehmen und sie ist voller Leben und voller junger Menschen.“
Kateryna lebt mit ihrer Mutter Tetiana (44) und ihrer Tante im selben Haus wie Arina und Iryna. Sie verließ die Ukraine unter schrecklichen Umständen: Mit ihrer Mutter durchquerte sie zunächst Moldau und erreichte dann Rumänien. Sie sei über die herzliche Aufnahme durch die Menschen dort erstaunt gewesen, erzählt Kateryna, und die Hilfe, sich sicher zu fühlen und die Ereignisse, die sie auf ihrer Flucht erlebt hatten, zu verarbeitet. Auch ihr Vater und Bruder blieben in der Ukraine zurück.
Vor dem Krieg in der Ukraine reiste Kateryna durchs Land, um an Tanzwettbewerben teilzunehmen. Seit ihrem dritten Lebensjahr tanzt das Mädchen, liebt den traditionellen ukrainischen Tanz. Sie sollte sogar nach Übersee reisen, um dort bei Wettbewerben anzutreten. Mit Geldgutscheinen von Plan International konnte sie sich Kopfhörer kaufen, damit sie weiter trainieren kann. „Ich bin nicht mehr in der Lage, gemeinsam mit meinem Team zu üben“, erzählt die 13-Jährige. „Also muss ich allein zu Hause mit Hilfe von YouTube die Arbeit fortsetzen und für Auftritte üben. Alle in meinem Team haben die Ukraine verlassen, aber wir bleiben über das Internet in Kontakt.“
Sie zeigt ein Bild von sich selbst, dass sie beim Tanzen zeigt. „Wir vermissen uns alle sehr“, sagt sie. „Unser Traum ist es, wieder als Team zusammenzukommen.“
Die Schwestern Alina und Yana waren Studentinnen in Bucha, einer Stadt in der Nähe von Kiew, die als eine der ersten von den russischen Truppen eingenommen wurde. Die zahlreichen Fotos und Videos, die nach der Befreiung des Kiewer Vororts veröffentlicht wurden, schockierten die Welt. Als der Krieg ausbrach, erhielt Alina in den frühen Morgenstunden einen Anruf von ihrer Mutter, die sie aufforderte, sofort nach Hause zu kommen.
„Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir noch einen Tag länger dortgeblieben wären.“
Doch als die beiden Schwestern merkten, dass es dafür zu spät war, reisten sie stattdessen auf der Suche nach Sicherheit nach Rumänien. „Wir flohen sofort“, erinnert sich Alina. „Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir noch einen Tag länger dortgeblieben wären.“
Gemeinsam mit ihrer Schwester Yana arbeitet die 21-Jährige bei ADRA, einem Partner von Plan International in Rumänien. Sie schaffen lebendige und sichere Orte für geflüchtete ukrainische Kinder, bieten dort etwas lustige Abwechslung. Ihre 16-jährige Schwester ist mit dem Rest der Familie in der Ukraine zurückgeblieben – doch Fotos wie dieses bringen sie wieder zusammen.