An einem Dienstag im September besucht Jan Möller das Hamburger Büro von Plan International. Und er kommt nicht allein: Der Personal Coach, der sein Wissen über Sport und Fitness auch über Instagram teilt, hat zehn Jungen mitgebracht – die Achtklässler nehmen an dem Projekt „Move your Body and Mind“ ihrer Schule teil, das über zwei Schuljahre geht. Jan Möller engagiert sich an der Hamburger Stadtteilschule seit diesem Schuljahr und unterstützt die Jugendlichen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung: „Es geht in meinem Unterricht um mentale Stabilität, um mehr Bewegung und Potenzialentfaltung“, erklärt der 35-Jährige.
Seit 2020 ist Jan Möller auch Teil der Sportinitative „Kinder brauchen Fans!“ von Plan International. Als Plan-Pate von Valantine aus Ruanda setzt er sich für die Rechte von Kindern, insbesondere Mädchen weltweit ein. Zudem unterstützt er uns als Kinderrechtsorganisation darin, unsere Arbeit und unsere Themen bekannter zu machen – sei es mit Informationen zum Welt-Mädchentag oder auch zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen, die eng mit unserer Arbeit verknüpft sind.
Als Kinderrechtsorganisation orientieren wir uns in unserer strategischen Ausrichtung an den Entwicklungszielen (auch Sustainable Development Goals, kurz SDGs). Dabei konzentrieren wir uns insbesondere auf sieben der SDGs und rücken diese ins Zentrum unseres Wirkens – vier von ihnen spielen an diesem Dienstag im September, an dem uns Jan Möller mit seiner Schulklasse besucht, eine wichtige Rolle: SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“, SDG 4 „Hochwertige Bildung“, SDG 5 „Geschlechtergleichheit“ und SDG 6 „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“.
„Die Ziele der SDGs haben menschliche Bedürfnisse zur Grundlage – Bedürfnisse nach Bildung, Selbstbestimmung oder nach Schutz. Auch Sauberes Trinkwasser und Zugang zu Toiletten sind Grundbedürfnisse“, sagt Jan Möller. „Wir haben uns im Unterricht deshalb vorab mit der Frage beschäftigt, was Bedürfnisse sind und welche Bedürfnisse die Schülerinnen und Schüler, aber auch Kinder und Jugendliche generell haben.“ Jetzt wollen sie dieses Wissen gemeinsam weiter vertiefen und gleichzeitig mehr über die Nachhaltigen Entwicklungsziele lernen – und das ganz spielerisch.
Plan International bietet mit „SDGs in a Box“ ein spannendes Planspiel zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen für Schulgruppen ab Klasse 7. Heute spielt Jan Möller das Spiel zusammen mit seinen Schülern. Die zehn Jungen sitzen im „Haus der Patenschaften“ und scannen bereits mit ihren Augen die vier großen Boxen, die in dem großen Raum stehen. Doch bevor es losgeht, startet Jan Möller das wöchentliche Ritual, mit dem er seine Klasse begrüßt: Alle stehen auf, stellen sich in einen Kreis und schließen die Augen. „Jetzt atmen wir tief ein“, leitet der Personal Coach seine Schüler an. „Atem halten“, schließt er an. Einen kurzen Moment später atmen alle gemeinsam wieder aus. Sie wiederholen die Übung ein paar Mal. Dann kann es losgehen.
Die Schüler erhalten einen kurzen Einblick in die Arbeit von Plan International – und schon kommen die ersten neugierigen Fragen: Gibt es Plan auch in anderen Ländern? Wer hat Plan gegründet? (Die Antworten finden Sie hier und hier). Anschließend werden die Schüler in das Spiel und die Regeln eingeführt: Sie reisen nach Plandoria – ein Land, in dem nicht Mädchen sondern Jungen benachteiligt werden. Als Bewohner des Landes sollen sich die zehn Schüler aktiv an der Erreichung der vier SDGs Gesundheit und Wohlergehen, Hochwertige Bildung, Geschlechtergleichheit und Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen beteiligen. Sie werden dafür in vier Gruppen aufgeteilt.
Zu jedem SDG gehört eine große Box mit einem Bildschirm. Die Gruppen verteilen sich im Raum und halten ihre Karten, die ihnen ihre Rolle im Spiel zuteilen, an den Scanner unter dem Bildschirm. Das Spiel geht los. Auf dem Screen wird jeder Gruppe ihre erste Aufgabe erklärt. In der folgenden Stunde diskutieren sie Projekte im Zusammenhang mit ihrem SDG und lösen kniffelige Rätsel. Mit jeder richtigen Lösung dürfen sie eine weitere Schublade der Box öffnen, die neue Informationen und Aufgaben für sie bereithält. Das Ziel ist es, das eigene Nachhaltigkeitsziel zu erreichen – dabei müssen sie die Finanzierung ihrer Projekte im Auge behalten und zudem auch die Umweltaspekte im Sinne des SDGs zum Schutz des Klimas beachten.
Hin und wieder flitzt ein Schüler durch den Raum zu einer anderen Gruppe und versucht, diese von seinem Anliegen zu überzeugen. Auch Jan Möller nimmt am Spiel teil. Als einer seiner Schüler zu ihm kommt, um eine Unterschrift zu erhalten, diskutieren sie darüber: „Warum sollte ich das unterschreiben“, fragt der 35-Jährige. „Was habe ich davon?“ Sein Schüler argumentiert erfolgreich für sein Projekt – und erhält schließlich seine Unterschrift. An einer anderen Stelle im Raum knobeln drei Schüler über vier bunten Würfeln. Eine Box weiter lesen sich drei Jungen bereits die nächste Aufgabe durch.
Für die letzte Aufgabe kommen dann alle wieder zusammen: Im Plenum sollen sie gemeinsam entscheiden, wie viel Geld Plandoria für das Erreichen der einzelnen SDGs bereitstellt. Die Herausforderung: Es steht etwas weniger Geld zur Verfügung als für die einzelnen Projekte insgesamt erforderlich ist. Wie soll das Geld verteilt werden? Die vier Gruppen stellen nacheinander ihr Entwicklungsziel und ihr Projekt vor. Mit guten Argumenten wollen sie die anderen Gruppen von ihrem eigenen Vorhaben überzeugen. Dann stimmen sie ab.
Auf dem großen Bildschirm im Raum erscheint direkt nach der Abstimmung das Ergebnis: Haben sie es geschafft, ihre vier Entwicklungsziele bis 2030 zu erreichen? Die Lösung des Spiels soll an dieser Stelle nicht verraten werden – nur so viel: Was die Schüler heute unter anderem gelernt haben, ist, dass ihr Handeln auch Einfluss auf die anderen Themen hat und dass die SDGs nur erreicht werden können, wenn alle an einem Strang ziehen. Keines der SDGs kann für sich allein stehen, sie alle wirken aufeinander ein und stehen miteinander im Zusammenhang.
Und so fasst ein Schüler am Ende des Tages seine Erfahrungen auch mit den Worten zusammen: „Mir hat es gut gefallen, weil man das Spiel nicht allein gewinnen konnte und man zusammenarbeiten musste.“