Erfolg im Kampf gegen Periodenarmut

Foto: Eva Haeberle

Die Hamburgische Bürgerschaft hat ein Pilotprojekt gegen Periodenarmut beschlossen. Grundlage für die Entscheidung des Landesparlaments sind die Ergebnisse der Plan-Befragung „Menstruation im Fokus“

Die Hamburgische Bürgerschaft hat am Mittwoch, 7. Juni 2023, einen Antrag der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen für ein bedeutendes Pilotprojekt beschlossen: An zunächst 20 weiterführenden und berufsbildenden Schulen in der Hansestadt werden nach den Sommerferien Tampons und Binden kostenlos für Schülerinnen zur Verfügung gestellt, die aus Automaten in den Schultoiletten gezogen werden können. Im Antrag bezogen sich die Fraktionen auf die Ergebnisse des Berichts „Menstruation im Fokus – Erfahrungen von Mädchen und Frauen in Deutschland und weltweit“ (2022) von Plan International. „Diese Umfrage steht exemplarisch für ein bisher nicht sehr im Fokus stehendes Thema, mit dem junge menstruierende Menschen allein im Schulalltag sein können. Als konkrete Unterstützung sollen deswegen Menstruationsprodukte kostenlos und niedrigschwellig (…) bereitgestellt werden“, heißt es darin.

Auf einer Fläche liegen zwei Binden, ein paar Tampons, ein Kassenzettel und Geldscheine
Fast drei Viertel der jungen Frauen zwischen 16- bis 35 Jahren würde sich besser mit Periodenprodukten versorgen, wären diese günstiger Eva Haeberle

Fast drei Viertel der jungen Frauen in Deutschland von Periodenarmut betroffen

Zu den wichtigsten Ergebnissen der Umfrage gehört, dass 23 Prozent der Mädchen und Frauen in Deutschland angeben, die monatlichen Ausgaben für die Periode als finanzielle Belastung zu empfinden. Jede Zehnte zögert den Wechsel von Tampons und/oder Binden bewusst hinaus, um länger damit auszukommen, und geht damit (wissentlich) das Risiko einer Infektion ein. Junge Frauen sind am stärksten von „Periodenarmut“ betroffen: Fast drei Viertel der 16- bis 35-Jährigen würden sich besser versorgen, wären Hygieneprodukte preisgünstiger.

80 Prozent der Befragten wünschten sich zudem, dass die Politik Frauen unterstützt, die sich keine Menstruationsprodukte leisten können. Genauso viele sagten, dass Tampons und in öffentlichen Gebäuden kostenlos verfügbar sein sollten.

Eine Person sitzt auf einer Toilette, man sieht nur die Beine
Bei der ersten Periode hat jede vierte Befragt zu dem Zeitpunkt kein Menstruationsprodukt zur Verfügung Eva Haeberle

Plan International fordert: Kostenlose Periodenprodukte und bessere Aufklärung in Schulen

In unserer Befragung zeigt sich zudem, dass das Thema noch immer mit tabuisiert wird: So sind für die Mehrheit der befragten Mädchen und Frauen periodenbedingte Blutflecken auf der Kleidung, der Bettwäsche oder in der Toilette ein „Worst Case“-Szenario. Sichtbar „durchzubluten“ ist für nahezu alle Befragten mit Scham behaftet. Jede dritte Befragte fühlt sich während der Periode „unrein“. Ebenso sagt aber auch jede Dritte, dass sie sich für ihre Periode nicht mehr schämen müssen möchte. Bei ihrer ersten Periode wusste jede Fünte nicht, was mit ihr geschah. Jede Vierte hatte zu dem Zeitpunkt kein Menstruationsprodukt zur Verfügung und jede Zehnte kannte sich mit Periodenprodukten nicht aus. 79 Prozent der weiblichen und 60 Prozent der männlichen Befragten wünschen sich daher mehr Informationen zum Thema Periode durch die Schulen.

Aus diesen Ergebnissen haben wir von Plan International Deutschland gemeinsam mit WASH United Forderungen abgeleitet: In Deutschland müssen bundesweit Periodenprodukte in allen Schulen, Universitäten und öffentlichen Einrichtungen gratis zur Verfügung gestellt werden – wie es etwa in Schottland bereits der Fall ist. Außerdem muss sich die Menstruationsaufklärung an Schulen verbessern und alle Jugendlichen sollen eine zeitgemäße, nicht peinliche Periodenaufklärung erhalten. Diese soll nicht nur biologische Fakten vermitteln, sondern sollte auch Tabus abbauen und das Selbstvertrauen von Mädchen stärken.

Im Pilotprojekt des Hamburgischen Senats sollen an den 20 ausgewählten Schulen passende Informationsangebote zur Menstruation und mit der Menstruation zusammenhängende Erkrankungen wie Endometriose die Aufstellung der Automaten begleiten.

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