Die Periode hört in der Krise nicht auf

Foto: Izla Bethdavid

Während der globale Hungerkrise verschlechtert sich auch die Menstruationsgesundheit von Mädchen weltweit.

Aktuell erlebt die Welt die verheerendste Hungerkrise der Geschichte: Mindestens 345 Millionen Menschen in 82 Ländern sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen und 50 Millionen Menschen stehen am Rande des Hungertodes. Die Hauptlast der Krise tragen weiterhin Mädchen und Frauen.

So gibt es zahlreiche Belege dafür, dass in den schlimmsten Hungerregionen, in denen Plan International die Unterstützung für Mädchen und ihre Familien aktuell aufstockt, die Menstruationsgesundheit auf der Prioritätenliste noch weiter nach unten rutscht. In Somalia beispielsweise stellt die extreme Dürre Mädchen und Frauen vor besondere Herausforderungen. Von Tag zu Tag wird es schwieriger, sauberes Wasser zu finden. Die Auswirkungen der anhaltenden Dürre, kombiniert mit der politischen Unsicherheit im Land und der steigenden Lebensmittelpreise treiben Somalia – wie es auch in anderen Ländern am Horn von Afrika geschieht – an den Rand einer Katastrophe.

Eine vertrocknete Landschaft, deren Boden bereits vor Trockenheit aufgeplatzt ist
Die Dürre hat viele Teiche in Somalia austrocknen lassen, der Boden ist vertrocknet und rissig Matthew Kisa

Herausforderungen für menstruierende Mädchen in Krisenregionen wie Somalia

Mangel an sauberen Toiletten und Wasserquellen: In Krisenzeiten sind die sanitären Bedingungen oft unzureichend. Das macht es für Mädchen schwieriger, angemessene Hygienemaßnahmen während ihrer Periode durchzuführen.

Mangelnde Verfügbarkeit von Hygieneprodukten: Oft sind Binden aufgrund begrenzter Ressourcen oder eingeschränkter Zugänglichkeit nicht verfügbar oder schlichtweg zu teuer – gerade, wenn in Krisenzeiten die Preise in die Höhe schießen. Dies zwingt Mädchen dazu, improvisierte Materialien zu verwenden. Das birgt gesundheitliche Risiken.

Stigma und Tabus: Oftmals sind die Menstruation und damit verbundene Fragen noch immer ein Tabu-Thema. Mädchen können aufgrund des Mangels an Aufklärung und Unterstützung in Bezug auf die Menstruation und Menstruationshygiene stigmatisiert und ausgegrenzt werden.

Auswirkungen und Gefahren von mangelnder Menstruationshygiene

Infektionen und Krankheiten: Werden improvisierte Materialien – zum Beispiel Stoffreste oder alte Kleidungsstücke – während der Menstruation verwendet oder sind angemessene Hygienemaßnahmen nicht möglich, erhöht das das Risiko von Infektionen. Dies wiederum kann zu schwerwiegenden gesundheitliche Komplikationen führen, beispielsweise Harnwegsinfektionen.

Auswirkungen auf die Bildung: Wenn Mädchen die Schule verpassen, weil sie sich zum Beispiel während ihrer Periode nicht richtig versorgen können, sind sie einem höheren Risiko ausgesetzt, Bildungsdefizite zu entwickeln. Die Unterbrechung des Schulbesuchs aufgrund von Menstruationsbeschwerden trägt zur Ungleichheit bei und erschwert den betroffenen Mädchen die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen.

Psychologische Auswirkungen: Das Fehlen von Ressourcen wie sauberem Wasser oder angemessenen Hygieneprodukten sowie die Einschränkung der normalen Aktivitäten (etwa dem Schulbesuch) während der Menstruation können Stress auslösen und zu einem Gefühl von Scham bei menstruierenden Mädchen führen. Dies beeinflusst ihr psychisches Wohlbefinden.

Hamda (15) wusste bei ihrer ersten Periode nicht, was mit ihr passiert Izla Bethdavid

Hamda (15) aus Somalia: „Ich hatte nichts, um meine Periode mit Würde zu bewältigen“

In Somalia fehlt es vielen Mädchen an Informationen über die Periode – und die Aufklärung fällt in der aktuellen Hungerkrise weiter zurück. Mythen über die Periode sind zudem weit verbreitet und das Tabu, was sie umgibt, führen oft dazu, dass Menstruierende stark stigmatisiert werden.

Als die 15-jährige Hamda mit zwölf Jahren erstmals ihre Tage bekam, war sie schockiert: „Ich hatte keine Ahnung, was es war. Ich habe meine Schwester gefragt und sie hat mir erklärt, dass es normal ist und nur Mädchen ihre Periode bekommen. Mir wurde auch gesagt, dass ich jetzt eine erwachsene Frau sei und bereit, zu heiraten.“ Sie berichtet, dass es ihr so peinlich gewesen sei, dass sie die Schule schwänzen musste. Sie habe nichts gehabt, um sich zu waschen oder ihre Periode mit Würde zu bewältigen. „Ich benutzte Kleidung und ich bin so froh, dass ich jetzt ein Hygiene-Kit bekommen habe. Es enthält Binden, Seife und weitere Dinge. Jetzt muss ich keine Kleidung mehr verwenden“, sagt Hamda.

Die junge Frau erklärt auch, dass die Toiletten an ihrer Schule keine Türen haben, sodass sie sich dort nicht sicher fühle. „Jetzt haben wir eine separate Mädchentoilette, die sich nicht in der Nähe der Jungen befindet und sicher ist. Wir können die Toilette in der Schule frei benutzen, ohne Angst zu haben. Ich bin so froh darüber.“

Plan International klärt Mädchen über Menstruation auf

Die 24-Jährige Mulki arbeitet als freiwillige Helferin für Plan International in der Region Togdheer in Somaliland. Sie will das Bewusstsein für Gesundheits- und Hygienefragen unter Vertriebenen, insbesondere Mädchen und jungen Frauen, stärken. „Die Dürre hat sich stark auf die Hygiene ausgewirkt“, sagt sie. „Wenn die Menschen nicht genug Wasser für den täglichen Gebrauch haben, sinkt das Hygieneniveau.“ Dies betreffe auch Mädchen, die zur Schule gehen: „Wenn Schülerinnen nicht wissen, wie sie mit ihrer Menstruation umgehen sollen, kann sich das auf ihre Bildung auswirken. Sie können die Schule zum Beispiel aufgrund von Krankheiten, die mit ihrer Periode zusammenhängen, abbrechen. Oder sie können sich schlichtweg nicht in Würde versorgen und fehlen deshalb im Unterricht. Wir sehen viele solcher Fälle“, sagt Mulki.

Mulki (24) klärt Mädchen und Frauen in ihrer Gemeinde über die Menstruation auf, um Mythen und Stigmas abzubauen Izla Bethdavid

In einigen Fällen würden wiederverwendbare Binden verteilt. „Doch wenn es kein Wasser gibt, werfen die Mädchen sie oft weg. Wenn sie die Sachen nicht reinigen können, können sie sie auch nicht wiederverwenden. Das wirkt sich direkt auf die Gesundheit der Mädchen aus, denn sie können Infektionskrankheiten bekommen.“

In den schwer von der Hungerkrise betroffenen Ländern, wie etwa Somalia, liegt der Schwerpunkt der Arbeit von Plan International daher neben der Verteilung von Hygiene-Kits vor allem auf der Aufklärung der Mädchen über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte sowie der Beseitigung des Stigmas, das mit der Periode verbunden ist. Die Mädchen sollen wissen, dass ihre Menstruation ein ganz normaler und natürlicher Teil des Lebens ist.

Hunger in Afrika: So können Sie helfen

Die Welt erlebt zurzeit eine der verheerendsten Hungerkrisen, die es je gab. Die Situation wird von Tag zu Tag schlimmer. Es besteht ein dringender Bedarf an humanitärer Hilfe, um die Hungersnot abzuwenden. Wir von Plan International unterstützen mit unserer Hunger-Nothilfe Kinder und ihre Familien in acht unserer Programmländer, wo die Krise bereits ein dramatisches Ausmaß angenommen hat: In Äthiopien, Südsudan, Somalia, Kenia, Niger, Burkina Faso, Mali und auf Haiti. Wir stellen unter anderem dringend benötigte Lebensmittel zur Verfügung und ermöglichen medizinische Versorgung und Betreuung. Sie können uns dabei helfen – mit einer Spende!

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