Plan-Jugendliche auf der Welt-Gesundheitskonferenz

Foto: Plan International

Nach der Teilnahme an der Welt-Gesundheitskonferenz hat Mika vom Plan Jugendbeirat so einiges mitgenommen – und viele Verbesserungsvorschläge aus der Perspektive der Jugend.

„Vom 16. bis zum 18. Oktober 2022 fand in Berlin die Welt-Gesundheitsversammlung (World Health Summit, WHS2022) statt, an der ich als Mitglied unseres Jugendbeirats zusammen mit Awaz von den Youth Advocates und Marlene und Nimul, Referentinnen für Entwicklungspolitik bei Plan International, teilgenommen habe. 

In Workshops, Panel Diskussionen und sogenannten „Global Health Insights“ (deutsch: Erkenntnisse aus der globalen Gesundheit) wurden essenzielle Themen wie sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR, englisch SRHR), mentale Gesundheit von jungen Menschen, Ernährungsunsicherheit oder Gesundheit im Zusammenhang mit dem Klimawandel, sowie viele weitere Themenbereiche diskutiert. Als Mitglied der Arbeitsgruppe „Gesundheit“ im Jugendbeirat war der Kongress für mich sehr interessant – es gibt aber auch viele Bereiche, in denen ich Verbesserungsbedarf sehe. 

Gleichberechtigte Repräsentation fehlt – auch von marginalisierten Gruppen

Uns ist aufgefallen, dass die Redezeit der Panelist:innen oftmals nicht gleichberechtigt aufgeteilt war: Wer sich in einer höheren Position befand oder empfand, hat mehr geredet als andere. Da die Einhaltung der Redezeit nicht gesichert wurde, musste häufig auf Fragen aus dem Publikum verzichtet werden, sodass ein Austausch zwischen den Speaker:innen und dem Publikum nicht möglich war. Außerdem waren nicht alle gesellschaftlichen Gruppen gleichberechtigt repräsentiert. Die Refugee & Health-Gruppe der WHO war kaum vertreten, und grundsätzlich schien keine intersektionale Gestaltung angestrebt worden zu sein. Marginalisierte Gruppen waren entweder kaum repräsentiert oder nicht erkenntlich. 

Keine Jugendbeteiligung an der Diskussion zur Jugendbeteiligung

Die Besetzung der Panels war nicht immer nachvollziehbar, da stellenweise Expert:innen teilgenommen haben, die nur sehr eingeschränkt zu den Themen sprechen konnten. Zum Beispiel waren in einer Diskussionsrunde zur Jugendbeteiligung kaum Jugendliche beteiligt, aber einige Sprecher:innen, die älter waren als die UN-Definition von „Youth“, die die Altersspanne von 15-24 Jahren umfasst. 

„Da die Lebensrealitäten zwischen Erwachsenen und Jugendlichen sehr unterschiedlich sind, macht es wenig Sinn, über Jugendliche zu sprechen statt mit ihnen.“

Mika, Mitglied des Plan Jugendbeirats

Da die Lebensrealitäten zwischen Erwachsenen und Jugendlichen sehr unterschiedlich sind, macht es wenig Sinn, über Jugendliche zu sprechen statt mit ihnen. Das wurde deutlich, als die Frage diskutiert wurde, wie Jugendliche in Institutionen und Organisationen beteiligt werden. Die Panelist:innen sprachen viel über Vertrauen, aber haben einen sehr wichtigen Punkt vergessen: Jugendbeteiligung bedeutet ganz oft ehrenamtliche Arbeit. Diese kann dementsprechend gar nicht in dem gleichen Maße und auf gleiche Weise wie bei Angestellten der Institutionen und Organisationen erfolgen.

Wenig sensibler Umgang mit belastenden Themen und Jugendschutz

Problematisch war ebenso der eher unsensible Umgang mit schwierigen Themen – gerade weil es sich um eine Veranstaltung handelte, in der viele belastende Inhalte besprochen wurden. Es fehlten nicht selten Triggerwarnungen für Gewalt, Missbrauch, Fluchterfahrungen und weitere potenziell re-traumatisierende Inhalte. Ebenfalls waren keine Awareness Teams zu sehen, die für die psychische Gesundheit von Teilnehmer:innen zuständig sind. Besonders bei der Thematisierung von Flucht, Krise und Krieg hätte es einen sensibleren Umgang geben müssen. 

Ein Konzept für Safeguarding – also eine Art Sicherheitseinführung – und das Vorstellen von Ansprechpersonen, insbesondere für junge Menschen wäre auch sinnvoll gewesen. Zusätzlich dazu waren die Namen aller Teilnehmer:innen auf der Website des WHS aufgelistet. Speziell wenn es um die Beteiligung von jungen Menschen geht (besonders bei unter 18-Jährigen), ist ein solches Vorgehen bedenklich. 

Eine junge erwachsene Person mit kurzen blonden Haaren steht nehmen einer Statue des Berliner Bärs und ahmt die Pose nach.
Mika beschäftigt sich im Plan Jugendbeirat mit dem Thema Gesundheit - und konnte sich auf der Konferenz mit Expert:innen zu dem Thema austauschen. Plan International

Ein bestärkendes und motivierendes Erlebnis

Trotz all dieser Kritik möchte ich auch die positiven Aspekte nicht aus den Augen verlieren. Ich finde es toll, dass ich als junger Mensch an so einer großen und wichtigen Veranstaltung teilnehmen konnte. Menschen aus über 100 Nationen sind zusammengekommen und das in Präsenz! Ich konnte mit sehr vielen verschiedenen Menschen sprechen, unterschiedliche Perspektiven und direkte Erfahrungen kennenlernen. Dadurch ist einiges in meiner Arbeit zu Gesundheit viel greifbarer geworden. 

„Die Beteiligung muss leichter zugänglich gemacht werden, damit eine flächendeckende, intersektionale Partizipation junger Menschen möglich ist.“

Mika, Mitglied des Plan Jugendbeirats

Dazu muss ich sagen, dass es für mich ein Privileg ist, an solch einer Veranstaltung teilzunehmen. Ohne die Unterstützung einer NGO wäre dies für mich nicht möglich gewesen. Zudem muss man es sich leisten können, da es ein finanzieller Aufwand ist und man gegebenenfalls Unterricht in der Schule oder Vorlesungen an der Uni verpasst. Ich persönlich wurde zum Glück von meiner Schule freigestellt, was leider sicherlich auch nicht überall möglich ist. Partizipation von jungen Menschen erfordert derzeit also Privilegien, die viele nicht haben. Die Beteiligung muss also grundsätzlich, auch für andere Veranstaltungen, leichter zugänglich gemacht werden, damit eine flächendeckende, intersektionale Partizipation junger Menschen möglich ist.

Mein Mehrwert der Weltgesundheitsversammlung 2022 in Berlin ist eindeutig die große Motivation mich mit einigen Themen mehr auseinanderzusetzen und mehr dazu zu arbeiten. Es ist schön von so einem Event wiederzukommen und das Gefühl zu haben, davon zu profitieren – zu erleben, dass die eigene Arbeit wertvoll und sinnvoll ist."

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