„Oma, wie hast du damals deine erste Menstruation erlebt?“ Diese Frage haben wahrscheinlich die wenigsten Menschen schonmal ihrer Großmutter gestellt. Generell spricht kaum jemand gern über die Menstruation, immer ist da eine Barriere, eine innere Stimme, die sagt, das gehöre sich nicht. Das ist schade, denn die Antworten, die man in einem solchen Gespräch bekommen könnte, sind wirklich interessant. Wie war das damals, vor ein oder zwei Generationen? Welche Produkte haben die Menschen früher benutzt? Woher wussten sie, was da in ihren Körpern passiert? Was für Bräuche und Rituale haben ihre monatliche Blutung begleitet?
Plan International hat Mütter, Töchter und Großmütter in verschiedensten Ländern eingeladen, diese Gespräche zu führen. Darunter auch Alma, Ester und Maria in Paraguay. Die 16-jährige Alma lebt im Departement Caaguazú. Ihre Mutter hat die Familie verlassen, um im Ausland Geld zu verdienen, als Alma noch ein Baby war. Diese wurde gemeinsam mit ihren zwei Cousinen von ihrer Tante Ester und ihrer Großmutter Maria großgezogen.
In Paraguay, wie auch in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern, ist die Menstruation umgeben von Mythen und Vorurteilen. Das macht Mädchen und jungen Frauen den Umgang damit nicht leichter – gerade während der Pubertät, in der der Körper viele Veränderungen durchlebt und verlässliche und gesicherte Informationen besonders wichtig sind. Langsam wird es besser mit der Aufklärung, aber ein Blick in die nahe Vergangenheit zeigt, wie viel dafür unternommen werden musste.
„Früher hat man nicht darüber gesprochen, die Mütter haben nichts darüber erzählt.“
Die 73-jährige Maria sagt, dass es im Laufe der Jahre viele Veränderungen gegeben hat. „Früher hat man nicht darüber gesprochen, die Mütter haben nichts darüber erzählt. Wir mussten es voreinander verbergen und selbst damit fertig werden. Es gab keine Damenbinden oder ähnliches. Man musste Tücher benutzen, sie waschen und bügeln. Jetzt ist alles komfortabler, aber früher nicht.“
Alma hört den Worten ihrer Großmutter aufmerksam zu. Diese erklärt, dass sie ihre erste Periode mit 16 Jahren hatte und mit 18 Jahren verheiratet war. Marias Tochter Ester, 51, sagt, dass auch in ihrer Kindheit Mythen um die Periode verbreitet waren – einige wurden sogar von ihrer Mutter an sie weitergegeben. „Als ich meine erste Periode hatte, sagte meine Mutter zum Beispiel, ich solle schnell duschen gehen und meine Haare waschen, damit ich kein Fieber bekomme.“
Alma erzählt uns, dass es heute zwar besser geworden ist, aber immer noch einige falsche Vorstellungen bestehen. „Ich habe gehört, du kriegst deine Periode, nachdem du angefangen hast, sexuell aktiv zu sein.“ Marie hat sich immer bemüht, Alma einen normalen Umgang mit der Menstruation zu vermitteln: „Ich habe ihr immer gesagt, dass es sich nicht um eine Krankheit handelt“, sagt Marie. „Denn in meiner Generation sprachen Leute davon, als wäre es etwas Ungesundes.“
Obwohl ihre Periode für Alma ein normaler monatlicher Vorgang ist, ist sie dennoch nicht ganz glücklich darüber. „Wenn ich meine Periode habe, tue ich Dinge nicht, die ich normalerweise tun würde. Ich habe Sorge, dass Blut ausläuft. Manchmal werde ich in der Schule überrascht, und das ist mir peinlich. Das ist das größte Hindernis, dass man sich schämt.“
Ester sagt, dass das gleiche Schamgefühl auch sie als Mädchen betroffen hat. „In unserer Schulzeit haben wir nicht über die Menstruation gesprochen. Es gab keine Anleitung.“ Alma sagt, dass es seit der Jugend ihrer Tante kaum Fortschritte gegeben hat: „In der Schule erwähnen sie es einmal, aber das war es dann auch schon, sie bereiten einen nicht darauf vor. Es gibt keine Binden, wenn man also plötzlich eine braucht, kann man nicht danach fragen.“
„Das ist das größte Hindernis, dass man sich schämt.“
Um Mädchen wie Alma zu unterstützen, hat Plan International in Familiengesundheitszentren Begegnungsorte eingerichtet. Dort treffen sich junge Menschen in Clubs und erhalten Zugang zu Informationen. Vor allem können sie dort all ihre Fragen stellen, für die es in ihren Familien und der Schule keinen Raum gibt. Das Ziel ist es, die Schwelle zu senken, um Kindern und Jugendlichen einen sicheren Zugang zum Gesundheitssystem zu ermöglichen. Sie sollen die Beratung erhalten, die sie brauchen, um fundierte Entscheidungen über ihren Körper und ihre Zukunft zu treffen.
„Es ist sehr wichtig, dass es eine bessere Aufklärung über den Umgang mit der Menstruation gibt.“
Alma freut sich über die Jugendclubs. Sie will, dass die Tabus, die die Menstruation umgeben, gebrochen werden. „Es wäre zum Beispiel schön, wenn wir unter Mädchen mehr darüber reden würden und uns nicht schämen müssten, weil es etwas Normales ist. Es ist sehr wichtig, dass es eine bessere Aufklärung über den Umgang mit der Menstruation gibt, sowohl in der Familie als auch in der Schule.“ Eine Möglichkeit, den Stein ins Rollen zu bringen, ist, sich ein Beispiel an Alma zu nehmen und auch in der eigenen Familie die Unterhaltung zu starten: Wie war das damals mit der Menstruation?
Der Artikel über das Generationengespräch wurde mit Material aus dem örtlichen Plan-Büro aufgeschrieben.