Während Kinder normalerweise Lesen, Rechnen und Schreiben lernen sollten, sind viele von ihnen in Tansania gezwungen, in Goldminen, in der Fischerei oder auf dem Feld zu arbeiten. Die Arbeit ist gefährlich, die Arbeitsstunden lang, der Lohn gering. Jane Zentgraf aus der Plan-Abteilung Internationale Zusammenarbeit erzählt uns in einem kurzen Interview, welche Auswirkungen ausbeuterische Arbeit auf Kinder hat und was das Projekt „Mädchen und Jungen vor Kinderarbeit schützen“ bewirken kann.
Jane, Welche Auswirkungen hat ausbeuterische Arbeit auf Kinder?
Auf Kinder hat dies sowohl psychische als auch physische Auswirkungen. So ein kleiner Kinderkörper kann so starke körperliche, aber auch psychische Anstrengungen überhaupt nicht bewältigen. Der sich noch in der Entwicklung befindliche Kinderkörper ist einfach nicht dafür gemacht, so schwere Arbeit zu verrichten. Darüber hinaus passieren den Kindern noch weitere Dinge, die mit der Arbeit nur indirekt zu tun haben. So werden sie viel schneller Opfer sexueller Übergriffe, weil sie dort Menschen schutzlos ausgeliefert sind. Darüber hinaus verpassen Sie wichtigen Schulunterricht. Im Falle sexueller Gewalt, werden viele Mädchen auch ungewollt schwanger, versuchen, nach einen nach tansanischem Gesetz unerlaubten Schwangerschaftsabbruch durchzuführen, können damit chronische gesundheitliche Schäden davontragen oder dabei sogar sterben.
Was passiert mit Kindern, die aus Kinderarbeit befreit wurden?
Die Integration in die Schulen ist der wichtigste Schritt. Sie unterstützt aber auch ehemalige Kinderarbeiter:innen, die nicht mehr integriert werden konnten. Oder schon einmal in der Schule waren und wieder arbeiten gehen mussten. Schulmaterialien und Uniformen sind da ein guter Anreiz und machen die Rückkehr leichter, weil dann kein Geld mehr dafür ausgegeben werden muss. Ich bin kein Fan davon, wenn man einfach nur eine Schule baut und Hefte verteilt. Ganz wichtig sind daher auch die Spargruppen in den Gemeinden. So wird Eltern geholfen, eigene Unternehmen zu gründen und wirtschaftlich auf eigenen Füßen zu stehen. Damit sind sie nicht mehr von ausbeuterischer Lohnarbeit abhängig und können ihre Kinder besser schützen. Sie brauchen einen finanziellen Anreiz, ihre Kinder in die Schulen zu schicken statt sie arbeiten zu lassen. Außerdem brauchen sowohl Kinder als auch Eltern eine psychosoziale Unterstützung. Viele haben traumatische Erlebnisse hinter sich.
Wie verläuft die Zusammenarbeit mit Unternehmen in der Fischerei und den Minen?
Unsere Kolleg:innen vor Ort haben eine sehr gute Kenntnis davon, wie die Unternehmen aufgestellt sind, was sie brauchen und warum manche Strukturen so sind wie sie sind. Sie arbeiten z.B. mit der Geita Mining Association zusammen. Das ist eine Gewerkschaft. Sie haben die Sensibilität, um mit den Fischereibetrieben oder Minen in Kontakt zu treten und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Es ist gesetzlich festgelegt, dass Kinderarbeit verboten ist. Darüber kann man sich an die Geschäftsführer:innen annähern. Auch arbeiten wir eng mit Gemeindevertreter:innen und Schutzkommittees für Kinder zusammen, um alle Beteiligten für die Auswirkungen von Kinderarbeit zu sensibilisieren und gefährliche Strukturen aufzuweichen.