Durch den kleinen Küchenraum weht das Aroma von frisch gebackenem Teig. Süße Crème und Zuckerguss stehen in Schälchen bereit und konzentriert schichtet Basanti alle Zutaten zu einer Torte auf. „Backen ist seit meiner Kindheit meine Leidenschaft“, erzählt die 22-Jährige strahlend. „Das Bäckereihandwerk spornt meine Kreativität an und verschafft mir jeden Tag Freude.“
Nicht lange nach ihrer Heirat brachte Basanti ihr erstes Kind zur Welt. Da war sie erst 17 Jahre jung. Ein paar Jahre später folgte ihr zweites Kind, das heute zwei Jahre alt ist. Basanti hat ihre eigene Mutter schon als Kind verloren und war weitgehend auf sich allein gestellt. Nun verfolgt die junge Mutter für ihre eigene Familie ehrgeizige Pläne: „Ich möchte meinen Kindern alles geben, um ihnen einen besseren Start ins Leben zu ermöglichen“, sagt sie.
Basanti wuchs in Bardiya auf, einem abgelegenen Bezirk im Südwesten von Nepal, der für seine Wälder bekannt ist. Obwohl sie früh heiratete, konnte Basanti noch ihre höhere Schulbildung abschließen. Doch das Leben als verheiratete Frau war nicht einfach. „Die Entscheidung, früh zu heiraten, brachte Chaos in mein Leben und zerstörte meine Träume, aber ich bin entschlossen, eine bessere Zukunft zu erreichen.“
„Die Entscheidung, früh zu heiraten, zerstörte meine Träume.“
Kinderheirat – ob erzwungen oder selbst initiiert – stellt ein erhebliches Hindernis für die Bildungs- und Beschäftigungsaussichten junger Menschen dar. Wenn Kinder zu früh heiraten, wird ihr Bildungsweg oft unterbrochen oder endet sogar gänzlich. Eine Weichenstellung, die auch die Möglichkeiten einschränkt, notwendige Fähigkeiten zu erwerben, die im späteren Erwachsenenleben wichtig sind. Diesen jungen Menschen mangelt es häufig an Qualifikationen, um einen angemessenen Arbeitsplatz zu finden.
Basanti lebt mit der Familie ihres Mannes auf einem kleinen Stück Land und ist für den Haushalt sowie die Kinderbetreuung zuständig. Anfangs fiel es ihr schwer, all diese Aufgaben und die Verwirklichung ihrer Bildungs- und Berufsziele unter einen Hut zu bringen. Die Pflichten als junge Mutter hinderten sie daran, ihren Schulabschluss voranzutreiben oder gar ein Praktikum zu absolvieren.
Eine Aufgabe, die Basanti in der Familie ihres Mannes übertragen wurde, war das Backen. Während anderen diese Tätigkeit niemals leicht von der Hand geht, bereitet sie der jungen Frau sogar viel Freude. Es war etwas, das sie seit ihrer Kindheit gern tat – und nun zu einem Beruf machen wollte.
Als Basanti von einem Ausbildungsangebot hörte, das auch und gerade jungen Frauen grundlegende unternehmerische Fähigkeiten vermittelt, wollte sie unbedingt dabei sein. Sie hatte Glück und wurde für die Teilnahme ausgewählt. Und so saß die angehende Bäckereifachfrau bald wieder auf der Schulbank: fünf Tage Entwicklung von Geschäftsfähigkeiten, fünf Tage Lebenskompetenztraining, einen Tag Schutztraining und einen weiteren Tag Genossenschaftstraining. Hinzu kamen 290 Stunden technische und berufliche Ausbildung in der Herstellung von Süßigkeiten, Snacks und Backwaren nach einem vom Rat für technische Bildung und Berufsausbildung aufgestellten Lehrplan.
Das Projekt von Plan International klärt junge Menschen zudem über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und ihre Rechte auf – insbesondere Mädchen und junge Frauen. Dadurch sollen Kinder-, Früh- und Zwangsheiraten verhindert und die Selbstbestimmung gestärkt werden.
„Richtig backen zu lernen, ist eine Bildungsaufgabe. Ich habe erlebt, wie wichtig eine Fortbildung ist, um besser backen zu können“, sagt Basanti, die trotz ihrer frühen Heirat und Schwangerschaft im Teenageralter inzwischen ihre eigene Bäckerei eröffnet hat. Der Laden steht in der Heimatgemeinde ihres Ehemannes im Südosten des Landes.
Mit dem eigenen kleinen Laden erfüllte sich ein Berufstraum von Basanti, den sie sich durch ihre Teilnahme an dem Intensivkurs erarbeitet hat. „Backen ist wie die Schaffung eines Meisterwerks“, sagt die Jungunternehmerin aus Nepal. „Es geht darum, die richtigen Maße zu finden, alles perfekt zu mischen und zu verstehen, wie sich die Zutaten entfalten. Und das Beste daran? Es erlaubt mir, kreativ zu sein und dabei auf jedes Detail zu achten!“
Als zertifizierte Bäckerin bietet Basanti heute eine Reihe von Süßigkeiten, Konditoreihandwerk, Snacks und Backwaren an. „Mein Geschäft bringt mir täglich etwa 5.000 Nepalesische Rupien [etwa 34,50 Euro] ein. Dieses Geld investiere ich auch in die Ausbildung meiner Kinder“, berichtet die Bäckerin. „Meine Schwiegermutter hat einen Kredit bei einer örtlichen Genossenschaft aufgenommen, um mein Geschäft zu unterstützen, und auch meine Familie half bei den Anlaufkosten. Mein Mann und Verwandte sind jetzt eingebunden – es ist ein Familienunternehmen geworden.“
„Als Bäckerin geht es nicht nur darum, Kuchen zu backen, sondern auch darum, die Feste des Lebens zu versüßen.“
Basanti blickt optimistisch in die Zukunft: „Als Bäckerin geht es nicht nur darum, Kuchen zu backen, sondern auch darum, die Feste des Lebens zu versüßen. In meinem Dorf, wo jeder Meilenstein mit einer Torte gefeiert wird, sehe ich unendliche Möglichkeiten auf dem Bäckereimarkt. Zu meinen Zukunftsplänen gehört es, mein Geschäft zu erweitern, es offiziell anzumelden und die Träume meiner Familie zu unterstützen.“
Marc Tornow hat Nepal seit 1994 mehrfach bereist, dort gearbeitet und die Geschichte von Basanti mit Material aus dem örtlichen Plan-Büro aufgeschrieben.