Hammer, Säge, Akkuschrauber. Meist schwingen Männer die lauten Werkzeuge, Frauen pflegen dagegen eher Kinder, Kranke oder Pflanzen. Dieses Klischee hält sich wacker in unserer Gesellschaft – und in unseren Köpfen. Nicht so bei Ana. Schon in jungen Jahren zeigt die Paraguayerin großes Interesse für handwerkliche Berufe, von Maurerarbeiten bis zum Tischlereihandwerk. Als Mädchen, das in der Hauptstadt Asunción aufwächst, sind Berufe wie Klempnern und Bauarbeiten allerdings traditionell von Männern dominiert. Ana wendet sich stattdessen der Gartenarbeit zu und beginnt, als Gärtnerin zu arbeiten.
„Die Person an meiner Seite unterstützt mich und bringt mir das Handwerk bei.“
Doch dann lernt Ana ihren zukünftigen Mann kennen. Diese Begegnung ändert nicht nur ihr Privatleben, sondern entpuppt sich auch beruflich als ein Wendepunkt. Er ist selbst Handwerker und erkennt Anas Potenzial. Und so lernt sie von ihm, wie man eine Kreissäge bedient, wie man Holzschränke baut und was es heißt, sich in einer Tischlerei zurechtzufinden. „Die Person an meiner Seite hindert mich nicht, sondern im Gegenteil, motiviert und unterstützt mich und bringt mir das Handwerk bei“, erzählt sie.
Ana lernt schnell. Je mehr sie sich aneignet, desto mehr traut sie sich zu. Also erweitert Ana immer mehr ihre Fähigkeiten, schult sich in Elektrik, Klempnerei und Tischlerei. Vor fünf Jahren, als sie sich in einer finanziell schwierigen Lage befindet und zwei kleine Kinder zu versorgen hat, beschließt sie, ihre Leidenschaft zum Beruf umzubauen und ein Unternehmen für allgemeine Dienstleistungen zu gründen.
Im konservativen Paraguay, in dem Machismo und patriarchale Strukturen noch immer verwurzelt sind, werden Frauen in der Regel eher dazu ermutigt, Krankenschwester oder Pflegerin zu werden, während Männern geraten wird, den Weg eines Ingenieurs und Bauarbeiters einzuschlagen. Für Ana ist der Einstieg in den männlich dominierten Sektor daher nicht leicht. Anfangs muss sie gegen die Vorurteile und chauvinistischen Einstellungen ihrer männlichen Kollegen kämpfen.
„Viele dachten, ich sei nicht kompetent genug.“
„Eine Herausforderung, der ich mich stellen musste, war das Urteil der Männer. Viele dachten, ich sei nicht kompetent genug“, sagt sie. Trotz der Hindernisse und der Kritik, mit der sie konfrontiert wurde, beschloss Ana, es als Chancen zu sehen, um daran zu wachsen und sich als Unternehmerin zu beweisen.
Unterstützung für ihr junges Unternehmen erhielt Ana durch das Projekt Sape'a 2.0 von Plan International, ein Programm, das sich für die Beschäftigung und Unternehmensgründung von Jugendlichen einsetzt und so die soziale und wirtschaftliche Lage von Jugendlichen in Paraguay verbessern soll. Die Initiative will dabei jungen Menschen helfen, Barrieren zu überwinden und Stereotypen entgegenzuwirken – beides Dinge, die insbesondere Frauen daran hindern, eine sichere und angemessene Arbeit zu finden.
„Durch das Projekt konnte ich einen Workshop zur Unternehmensplanung besuchen und Startkapital für meine Unternehmensgründung beantragen“, erklärt Ana. „Dank dieser Workshoperfahrung konnte ich nicht nur die notwendigen Mittel erhalten, sondern auch neue Kenntnisse über Finanzmanagement und Marketing.“
„Ich will Frauen ermutigen, die Führung zu übernehmen.“
Heute bietet ihr Unternehmen eine ganze Bandbreite an Dienstleistungen: von Gartenarbeit über Elektrik und Klempnerarbeiten bis hin zu Tischlerei- und Maurerarbeiten. Ana ist stolz, dass sie alle Erwartungen, die sie an sich selbst gestellt hat, übertreffen konnte.
„Ich will Frauen ermutigen, die Führung zu übernehmen. Wir sollten uns nicht von gesellschaftlichen Vorurteilen oder dem, was die Leute sagen, beeinflussen lassen“, sagt sie abschließend.
Die Geschichte wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Paraguay aufgeschrieben.