In weiten Teilen Guineas, ganz im Westen Afrikas, gilt Sex als Tabuthema. Aus Angst, dass Kinder und Jugendliche es als Ermutigung verstehen, sexuell aktiv zu werden, wird das Thema gemieden. Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten und reproduktive Rechte erhalten sie daher nur selten. Das führt häufig dazu, dass sich Krankheiten verbreiten oder junge Frauen ungewollt schwanger werden, berichten die Fachleute von Plan International Guinea.
Esther ist eine von vielen jungen Menschen, die das verändern wollen. „Mit Kindern über Sex zu sprechen, sollte kein Tabu sein“, davon ist sie überzeugt. Gemeinsam mit 49 anderen „Champions of Change“, den „Champions des Wandels“, trifft sie sich jede Woche nahe der guineischen Hauptstadt Conakry, um über sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte zu lernen. Also über Familienplanung im besten Sinne.
„Mit Kindern über Sex zu sprechen, sollte kein Tabu sein.“
Welche Krankheiten werden wie übertragen? Was kann ich tun, um mich und andere davor zu schützen? Diesen und weiteren Fragen gehen die Jugendlichen in Schulungen nach. Dabei lernen sie auch, wie sie Menschen, die an HIV/Aids oder Tuberkulose erkrankt sind, in die Gemeinschaft integrieren – anstatt auszuschließen.
Die zwei Kursleiter:innen gehen kreativ vor: Fußball und andere Freizeitaktivitäten sind Teil des Programms; das Lernen soll spielerisch erfolgen und Spaß machen.
Das Besondere an dem Projekt: Sie alle sind nicht nur Schüler:innen, sondern werden selbst zu Ausbilder:innen und teilen das Erlernte mit Gleichaltrigen in ihren Gemeinden. So engagieren sich die Jugendlichen selbst als Botschaftler:innen für sexuelle Gesundheit und Rechte – und brechen dabei gleichzeitig das Schweigen und Tabus.
„Diese Initiative kann Barrieren überwinden. Ein Kind, das sexuelle Aufklärung erhält, wird erwachsen und verantwortungsvoll.“
Die Gruppe entwickelt außerdem ein Bewusstsein für die Gleichstellung der Geschlechter. Denn als „Champions of Change“ befassen sich die Jugendlichen nicht nur mit sexueller Gesundheit, sondern auch mit sozialen Normen: Vorherrschende Geschlechterrollen werden hier angesprochen, hinterfragt und diskutiert. Kursleiter Kaliva ist stolz auf die Mädchen und Jungen und sieht die Entwicklung, die sie durchlaufen haben: „Die Kinder haben sich sehr engagiert, anfangs waren sie sehr schüchtern bei bestimmten sensiblen und sozialen Themen. Jetzt sind sie wahre Champions des Wandels.“
Das Vorhaben hat viele Jugendliche dazu animiert, selbst Verantwortung zu übernehmen. „Diese Schulung hat mir geholfen, mich für die Themen zu engagieren, die die Rechte der Kinder in der Gemeinde betreffen“, erzählt Marguerite. „Als ich zum Beispiel eines Abends nach Hause kam, traf ich auf ein kleines Mädchen, das weggelaufen war, weil es missbraucht worden war. Ich sagte ihr, an wen sie sich wenden könne, und daraufhin konnte sich ein Sozialarbeiter um sie kümmern.“
Neben dieser Jugendgruppe in der Hauptstadt Conakry an der Atlantikküste, finden sich auch in der Stadt Faranah in Zentral-Guinea junge Menschen für das Plan-Projekt „Champions of Change“ zusammen. Plan International ist seit 1989 in Guinea aktiv und engagiert sich unter anderem über Patenschaftsprogramme für die Kinderrechte.
Der Artikel wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Guinea erstellt.