Es sind die einfachen Dinge, die Veränderung bringen können. Flüssigseife etwa. Selbst hergestellt. Für den eigenen Gebrauch, aber auch zum Verkauf, um vom Erlös ein eigenes Einkommen zu erzielen. Um ein wenig besser über die Runden zu kommen und im besten Fall auch so etwas wie ein wenig mehr Unabhängigkeit zu erreichen.
Bei diesem Vorhaben unterstützt die 23-jährige Bernadette, eine Jugendleiterin aus einer von Plan International unterstützten Gemeinde, Mädchen und junge Frauen. Schauplatz ist die Stadt Koupéla in der Region Centre-Est von Burkina Faso und die Menschen, um die es geht, sind Vertriebene im eigenen Land. In der Regionalhauptstadt leben derzeit rund 8.000 von ihnen, die durch die anhaltende Gewalt in der Region ihre Dörfer verlassen mussten.
Das Engagement kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt. Hier gehört so etwas wie Flüssigseife eben nur vermeintlich zu den einfachen Dingen. Das westafrikanische Land befindet sich nach dem zweiten Militärputsch innerhalb von acht Monaten im vergangenen September in einer sozioökonomischen Krise. Fast zwei Millionen Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen werden in diesem Jahr 4,7 der rund 22 Millionen Einwohner:innen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein.
Die Sicherheitslage und der Klimawandel verschärfen die ohnehin heikle Ernährungssituation in einigen Regionen des Landes dramatisch, heißt es aus dem Bundesentwicklungsministerium (BMZ), das Plan-Projekte in Burkina Faso sowie Mali und Niger finanziell unterstützt. Danach nehmen durch den Klimawandel die Wetterextreme wie Hitze, Dürren und Starkregen zu – mit fatalen Folgen für die Böden und damit für die Ernten. Vor allem die Landbevölkerung, die vornehmlich Landwirtschaft zur Selbstversorgung betreibt, gerate dadurch in Existenznot. Zusätzlich führe die ernste Sicherheitslage dazu, dass Felder nicht bestellt werden könnten und Städte von der Versorgung mit Lebensmitteln abgeschnitten seien. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen haben rund 3,5 Millionen Menschen in Burkina Faso keinen sicheren Zugang zu Nahrungsmitteln.
Dies sind die Bedingungen, unter denen Bernadette Workshops zur Herstellung von Flüssigseife anbietet. Sie ist Mitglied von „Jeunesse sans Frontières – Jugendliche ohne Grenzen“, einer der Partnerorganisationen von Plan International. Der Workshop ist Teil des Plan-Projekts, das junge Menschen und heranwachsende Mädchen in Krisensituationen im Rahmen der Zentral-Sahel-Region unterstützt. Im Geflüchteten-Camp von Koupéla in Burkina Faso nehmen gerade 15 Mädchen im Alter von 18 bis 24 Jahren an einem Workshop teil. Sie sind damit Teil des Vorhabens, das junge Menschen, insbesondere Mädchen und junge Frauen, unterstützt. Indem Sozialarbeiter:innen wie Bernadette mit ihnen zusammenarbeiten, werden die wirtschaftlichen und sozialen Ressourcen der jungen Teilnehmenden erhöht, der soziale Zusammenhalt verbessert, die Anpassung an den Klimawandel gefördert und die Geschlechtertransformation gestärkt.
„Ich werde die Seife verkaufen und etwas Geld verdienen.“
Am Ende der Veranstaltung nimmt jedes Mädchen einen Eimer und einen Spatel mit nach Hause, die wichtigsten Werkzeuge, die sie für die Herstellung von Seife benötigen. „Dadurch habe ich Seife – zum Waschen von Kleidung und Geschirr“, sagt die 18-jährige Jemima, eines der Mädchen, das an der Schulung teilgenommen hat. „Ich werde sie auch verkaufen können und etwas Geld verdienen.“
In den vergangenen Jahren haben Jugendleiterin Bernadette und die anderen Mitglieder ihres Vereins zahlreiche Aktivitäten durchgeführt, um Binnenvertriebenen in der Stadt Koupéla zu helfen, insbesondere Mädchen: „Wir haben Vorträge über die Förderung der Rechte von Mädchen, über geschlechtsspezifische Gewalt und über die Stärkung von Frauen organisiert und auch Aktivitäten zur Unterstützung des politischen Engagements von Mädchen durchgeführt.“ Von den Maßnahmen für wirtschaftliche Eigenständigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und sozialen Zusammenhalt sowie Anpassungen an den Klimawandel profitieren junge Menschen – insbesondere Mädchen und junge Frauen wie Jemima.
„Wenn man jemandem das Fischen beibringt, ernährt man sie oder ihn ein Leben lang.“
Bernadette würde gerne mehr Maßnahmen zugunsten von Binnengeflüchtete sehen: „Sie sollten in einkommensschaffenden Maßnahmen geschult werden, denn wenn man jemandem das Fischen beibringt, ernährt man sie oder ihn ein Leben lang.“
Bernadette, die selbst Mutter eines kleinen Jungen ist, hat eine weitere Idee für eine Aktivität, die jungen vertriebenen Müttern helfen soll: „Ich würde ihnen gerne beibringen, wie man Brei macht, damit sie ihre Kinder besser ernähren können. Es ist ein nahrhafter Brei, dessen Zubereitung nicht viel kostet.“
„Ich würde vertriebenen Müttern gerne beibringen, wie sie ihre Kinder besser ernähren können.“
Da sie mit vielen binnenvertriebenen Menschen zur Schule gegangen ist und sich mit einigen angefreundet hat, erzählt Bernadette, wie sie sich zu der Gemeinschaft verbunden fühlt. „Ich fühle mich ihnen nahe, wir besuchen sie oft in ihrer Unterkunft. Einige von ihnen rufen mich an, wenn sie Probleme haben. Wir versuchen, Lösungen zu finden und geben ihnen Ratschläge. Wir reden viel miteinander. Wie alle Mädchen haben sie Träume, die sie trotz ihrer Situation eines Tages verwirklichen möchten.“
Auf die Frage nach ihren Ideen zur Bewältigung der beispiellosen Krise, die ihr Heimatland durchlebt, sagt die engagierte Bernadette: „Die Jugend ist der Schlüssel, um etwas zu verändern. Wir müssen die Jugend wirklich einbeziehen. Wir müssen alle zusammenarbeiten, um Frieden zu finden, denn diese Situation kann sich auf andere Regionen ausbreiten, wenn nichts getan wird. Die Botschaft, die ich für alle habe, ist, dass wir alle unterschiedlich sind, aber wir haben die Welt gemeinsam und wir brauchen Frieden, um diese Welt aufzubauen.“
Die Geschichte von Bernadette wurde mit Material aus dem burkinischen Plan-Büro erstellt.