Noch ehe der Veranstaltungsraum für den Gender-Workshop erreicht ist, sind geschäftiges Gemurmel und lautes Lachen zu hören. Drinnen sitzen Mädchen und Jungen in kleinen Gruppen beisammen. Sie stecken ihre Köpfe zusammen und diskutieren. Die Jugendlichen nehmen am Plan-Projekt „Mädchen-Netzwerke: Gemeinsam sind wir stark“ teil, das wir mit unserem Partner Chirapaq durchführen, unter anderem im Gebiet Amazonas und hier oben in Cusco, inmitten der peruanischen Anden. Es richtet sich an indigene Volksgruppen der Quechua und Shawi, deren Mädchen und Frauen traditionell besonders diskriminiert werden.
Das Vorhaben ist Teil unseres globalen Programms „Girls Lead – Mädchen leiten“ und hat zum Ziel, vor allem Mädchen und junge Frauen zu fördern. Die Position von Jugendlichen soll so weit gestärkt werden, dass sie bei politischen Prozessen und in Entscheidungsgremien aktiv mitwirken können. Sie sollen in die Lage versetzt werden, selbst für ihre Bedürfnisse und Forderungen einzustehen. Heute wird genau hierfür ein wichtiger Schritt getan. Viele der jungen Teilnehmenden laufen bis zu zwei Stunden, um zur Schule gehen zu können. So auch jetzt, für diesen Workshop. Die Gemeindevorsteherin Michaela ist ebenfalls gekommen und sagt: „Ich möchte, dass meine Kinder eine bessere Zukunft haben, dass sie vorankommen und Champions für den Wandel werden.“
Vorreiter für den Wandel – das sind die sogenannten „Champions of Change“. Es sind Mädchen und Jungen, denen wir von Plan International ein Forum bieten, so wie hier und heute, hoch oben in den Anden. In getrennten und in gemischten Gruppen reflektieren sie zu Geschlechterrollen, beginnen, diese zu hinterfragen – und auch, alternative Männlichkeitsbilder zu entwickeln. Aufbauend auf solchen Workshops können wir Handlungsempfehlungen entwickeln, individuelle und kollektive. Es sind Schritte, die gemeinsam gegangen werden, für mehr Geschlechtergleichheit.
„Die Diskussion hat geholfen, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen“
Alle Teilnehmenden scheinen ihr persönliches Aha-Erlebnis gehabt zu haben, als sich der Workshop seinem Ende nähert. Es wird wieder gemurmelt und gelacht. Ronaldinho (13) sagt: „In der Gruppe der Jungen haben wir einiges besprochen. Zum Beispiel, welchen meiner Freunde ich vertrauen kann oder wie man durchsetzungsfähig und gewaltfrei in Streitsituationen bleibt – vor allem, wenn die andere Person aggressiv reagiert.“ Erkenntnisgewinne auch für die Mädchengruppe: „Eine Aufgabe heute lautete: ,Wo sehe ich mich in fünf Jahren?‘ Ich fand das sehr interessant und gut, weil einige meiner Klassenkameraden überhaupt keine Idee hatten, was sie in Zukunft machen möchten“, sagt Sheyla (15). „Die Diskussion hat geholfen, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Ich persönlich möchte in fünf Jahren einen Studienabschluss haben, einen guten Job sowie ein Haus besitzen. Ich möchte gerne Bauingenieurwesen studieren.“