
Hoffnung nach dem Beben: Hilfe für Myanmar
Am 28. März 2025 um 12:50 Uhr Ortszeit bebt die Erde – nicht nur in Myanmar, auch im benachbarten Thailand stürzen Häuser und andere Gebäude ein. Die Erschütterungen sind bis nach Indien zu spüren. In mehreren Regionen Myanmars werden in den Tagen nach dem Erdbeben massive Schäden gemeldet, insbesondere in Mandalay, der zweitgrößten Stadt des südostasiatischen Landes, und in der Region Sagaing im Nordwesten, wo 80 Prozent der Gebäude einstürzen.
Das ganze Ausmaß der Katastrophe ist auch nach drei Wochen noch nicht vollständig erfasst. Weiterhin treten spürbare Nachbeben in einigen Regionen auf und erschweren die Hilfsmaßnahmen. Die mehr als 17 Millionen Menschen in den betroffenen Gebieten benötigen deshalb dringend Hilfe. Ganze Gemeinden wurden nahezu vollständig zerstört, die Menschen müssen in Notunterkünften Zuflucht suchen und die Grundversorgung ist am Rande des Zusammenbruchs.
Plan International arbeitet seit 2008 in Myanmar, in den Regionen Yangon, Mandalay, Rakhine und Kachin. Aktuell bringt die Kinderrechtsorganisation zusätzliche Teams ins Land, um zusammen mit lokalen Partnerorganisationen humanitäre Hilfe zu leisten. Verteilt werden in den betroffenen Gebieten vorwiegend Trinkwasser, Essen und lebensnotwendige Hilfsgüter.


Was bisher bekannt ist
In den am stärksten betroffenen Gebieten ist der Zugang zu Strom, sauberem Wasser sowie Telefon- und Internetverbindungen stark eingeschränkt. Viele Familien können daher noch immer keinen Kontakt zu vermissten Angehörigen aufnehmen. Laut dem Koordinierungszentrum der Vereinigung südostasiatischer Länder (kurz ASEAN) wurden fast 70 Gesundheitseinrichtungen, rund 2.000 Schulen und über 40.000 Häuser beschädigt oder zerstört.
Offiziellen Angaben zufolge zählt Myanmar bisher 3.603 Tote, 4.817 Verletzte und 141 Vermisste. Fast 200.000 Menschen sind auf der Flucht, mehr als 40.000 leben in Notunterkünften. Die tatsächlichen Zahlen dürften deutlich höher sein, da Kommunikationsausfälle und unzureichende Berichterstattung das ganze Ausmaß der Tragödie kaum erfassbar machen.



Die aktuelle Situation im Überblick
Viele Menschen können wegen der Nachbeben oder ihrer noch als unsicher geltenden Häuser nicht nach Hause zurück und leben in ständiger Angst. „Alle leben nur noch am Straßenrand“, berichtet ein Mann aus Mandalay. Unpassierbare Straßen, heftiger Regen und der nahende Monsun erschweren die Lage zusätzlich. Zahlreiche Familien und Kinder schlafen im Freien, weil es zu wenig Notunterkünfte gibt.
Die katastrophale Versorgungslage führt zur Ausbreitung von Krankheiten wie Durchfall, die Temperaturen erreichen tagsüber oft 40 Grad Celsius. Damit steigt der Moskitobefall und die Wahrscheinlichkeit, dass gefährliche Krankheiten übertragen werden. Auch das Risiko von Cholera wächst, vor allem dort, wo Leichen unter den Trümmern begraben bleiben. Die zerstörten Felder, Bewässerungsanlagen und Getreidelager haben zudem 15 Millionen Menschen in die Ernährungsunsicherheit gestürzt und den Landwirt:innen ihre einzige Einkommensquelle genommen.
Besonders gefährdet sind Kinder und Frauen: fehlende Beleuchtung, überfüllte Notunterkünfte und mangelnde Privatsphäre erhöhen das Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt. Für menstruierende und schwangere Frauen und Mädchen verschärft der Mangel an Hygiene und medizinischer Versorgung die Krise. Während Wasser und Lebensmittel knapp werden, arbeiten Gesundheitseinrichtungen oft nur mit Generatoren und begrenztem Treibstoff – manche Gebiete sind sogar nur per Boot erreichbar.
„Die Menschen sind immer noch dabei, die Katastrophe zu verarbeiten. Kleine Kinder stehen unter Schock und fragen, warum sie jetzt auf der Straße leben. Ihre Welt ist zerbrochen.“

So hilft Plan International aktuell
Bis zum 14. April hat Plan International in Mandalay und Sagaing über 8.800 Menschen mit lebenswichtigen Hilfsgütern versorgt. Gemeinsam mit dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) wurden 400 Hygiene-Pakete für Mädchen und Frauen verteilt – mit Unterwäsche, Binden, Seife und Longyis (traditionellen Wickelröcken). Zudem wurden 12 Entbindungspakete sowie Wasserkanister, Trockennahrung, Decken, Planen, Zelte, Taschenlampen und Moskitonetze ausgegeben.
Derzeit entstehen kinderfreundliche Räume für betroffene Kinder und Familien. Sie sollen vor allem Mädchen schützen, die sonst Ausbeutung, Gewalt, Schulabbruch und Frühverheiratung befürchten müssen. Angesichts des enormen humanitären Bedarfs arbeitet Plan eng mit Gemeinden, Behörden und Partnerorganisationen zusammen, um eine koordinierte und wirksame Hilfe sicherzustellen.
Haider Yaqub, Landesdirektor für Plan International in Myanmar, berichtet: „Die Menschen, mit denen ich gesprochen habe, sind immer noch dabei, die Katastrophe zu verarbeiten. Ich bin kleinen Kindern begegnet, die unter Schock stehen und sich fragen, warum sie jetzt auf der Straße leben. Ihre Welt ist zerbrochen.“ Trotz der immensen Not habe ihn jedoch die Unverwüstlichkeit der Menschen sehr bewegt. „Sie wollen unbedingt wieder arbeiten, ihre Häuser wieder aufbauen und ein Gefühl für ihre normale Lebensgrundlage zurückgewinnen.“

Wie es in Myanmar jetzt weitergeht
Im Bereich Kinderschutz liegt der Fokus in den kommenden sechs Monaten darauf, Familien wieder zu vereinen, sichere Rückzugsorte zu schaffen und psychosoziale Unterstützung anzubieten. In Mandalay ist bereits ein kinderfreundlicher Raum in einem Geflüchtetenlager entstanden. Dort können die Mädchen und Jungen spielen, sich austauschen und an Lernaktivitäten teilnehmen, die ihnen helfen, ihr Trauma zu verarbeiten, Stress zu reduzieren und ihre Widerstandkraft aufzubauen. Mobile Teams sollen auch abgelegene Gebiete erreichen, während besonders schutzbedürftige Kinder individuelle Hilfe erhalten. Auch Eltern werden gestärkt, damit sie ihre Mädchen und Jungen in der Krise besser unterstützen können.

Zum Wiederaufbau der Bildung werden temporäre Lernräume eingerichtet, in denen Kinder trotz des Ausnahmezustands weiter altersgerecht und sicher lernen können. Die Maßnahmen im Bereich Wasser, Sanitär und Hygiene (WASH) umfassen die Verteilung von Hygienepaketen für Mädchen, Aufklärungsarbeit zur Vorbeugung von Krankheiten und die Wiederherstellung beschädigter Sanitäranlagen in Schulen und Gemeindezentren.
Um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, erhalten Kinder in Schutz- und Lernräumen Mahlzeiten, während Mütter mit Kleinkindern finanzielle Unterstützung bekommen, um Lebensmittel für ihre Familien kaufen zu können. Das Ziel: Rechtzeitige humanitäre Hilfe für die am meisten Gefährdeten – die Kinder, insbesondere Mädchen – und ihnen den Übergang zur frühen Erholungsphase in einem sicheren, würdigen und schützenden Umfeld ermöglichen.