Das Dokument „Gaza Humanitarian Snapshot“ bietet, auch anhand von konkreten Beispielen, einen Einblick in die Herausforderungen, mit denen die Mitarbeiter:innen humanitärer Organisationen im Gazastreifen konfrontiert sind und die durch den Konflikt, die Bombardierung und den Beschuss sowie die Belagerungstaktik noch weiter verschärft werden. Es soll die laufende Berichterstattung von UN-Organisationen und zivilgesellschaftlichen Gruppen ergänzen, um ein realistisches Bild der Lage vor Ort zeichnen.
Ein wichtiger Punkt im Dokument ist unter anderem der Verlust des Zugangs für Humanitäre Lieferungen nach Gaza: Keiner der Landübergänge nach Gaza – der effektivste und praktikabelste Weg, um Hilfe zu liefern – ist seit Oktober 2023 voll funktionsfähig. Der Norden des Streifens bleibt faktisch vom Süden des Landes abgeschnitten. Der nördliche Grenzübergang Erez/Beit Hanoun wurde am 9. Mai für humanitäre Lastwagen der UN und von NGOs geschlossen.
Der südliche Grenzübergang Kerem Shalom/Karam Abu Salem ist seit Anfang Mai als Hauptübergang für humanitäre Hilfsgüter, Lebensmittel, Treibstoff und andere wichtige Güter vorgesehen, in der Praxis jedoch gelangt über diesen Zugang nur ein kleines Rinnsal an Hilfsgütern zu den Menschen, die sie brauchen. Ein Grund hierfür ist, dass das Gebiet zwischen diesem Übergang und der sogenannten „humanitären Zone“, in der sich die meisten Palästinenser:innen in Gaza aufhalten, eine aktive Kampfzone und seit Beginn der Offensive auf Rafah extrem unsicher geworden ist.
Die Wahrscheinlichkeit von Plünderungen von humanitären Konvois ist gestiegen – eine Folge der neunmonatigen Zerstörung der zivilen Infrastruktur und der Behinderung der Hilfslieferungen, die die Bevölkerung in eine Drucksituation gebracht hat. Wenn die Menschen an ihre Grenzen stoßen, werden sie alles tun, um das Überleben ihrer Familien zu sichern.
Die sich verschlechternden Bedingungen am Grenzübergang haben humanitäre Organisationen in ihrer Arbeit stark beeinträchtigt, darunter auch Plan International: Lastwagen mit 464 Hygienekits und 370 Lebensmittelpaketen, die in Zusammenarbeit mit Plan International Ägypten am 14. Juni über den Grenzübergang in den Gazastreifen gebracht wurden, konnten beispielsweise aufgrund von Zugangs- und Sicherheitsbeschränkungen noch nicht abgeholt werden. Weitere konkrete Beispiele finden Sie im Dokument „Gaza Humanitarian Snapshot“ (englisches Original).
Im Dokument wird zudem erwähnt, dass kommerziellen Gütern Vorrang vor humanitären Lieferungen eingeräumt wird, obwohl die Preise auf den Märkten explodieren. So berichten die Kolleg:innen vor Ort, dass die erschwinglichsten Lebensmittel, die erhältlich sind, Süßigkeiten und kohlensäurehaltige Getränke sind. Obst und Gemüse sind schwer zu finden und für die Menschen oft nicht bezahlbar. Der Zugang zu einer ausgewogenen Ernährung ist jedoch vor allem für Kinder sowie für schwangere und stillende Frauen von entscheidender Bedeutung.
Einrichtungen und Infrastrukturen von NGOs sowie Mitarbeiter:innen sind immer wieder angegriffen worden, wodurch die Hilfsmaßnahmen unterbrochen und Leben gefährdet wurden. In den letzten neun Monaten wurden über 500 Mitarbeiter:innen des Gesundheitswesen und 274 Mitarbeiter:innen von Hilfsorganisationen getötet.
Die Präsenz von Hilfsorganisationen im Gazastreifen ist einzig und allein dem unerschütterlichen Engagement der Kolleg:innen vor Ort zu verdanken, die ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. Diese Präsenz von Hilfsorganisationen sollte nicht als Zeichen für etwas gewertet werden, das die Bezeichnung „Zugang“ verdient – sie ist vorhanden trotz dessen Abwesenheit. Heute geht es nicht nur um einen „schrumpfenden“ humanitären Raum; es gibt kaum noch Raum, um überhaupt zu operieren.
Die unterzeichnenden NGOs fordern weiterhin einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand und bleiben dabei, dass dies die einzige Möglichkeit ist, humanitäre Hilfe zu leisten und Leben in Gaza zu schützen und zu retten.
Unterzeichnende NGOs sind: Plan International, ActionAid, CARE, DanChurchAid, Handicap International, Médecins du Monde, Médicos del Mundo, Médecins sans Frontièrs/Doctors without Borders, Mercy Corps, Norwegian Church Aid, Norwegian Regfugee Council, Oxfam, Première Urgence Internationale, Save the Children