Patenkindbesuch bei Sung Thi in Vietnam

Vor 10 Jahren entschlossen wir uns gemeinsam mit unserer damals 11jährigen Tochter zu einer Patenschaft für ein Kind, das nicht so behütet und sorgenfrei aufwachsen kann wie sie. Nach einigen Recherchen fiel unsere Wahl auf die Region Ha Giang im Norden Vietnams und das kleine Mädchen Than. Es war damals eine reine Bauchentscheidung. Die jährlichen Berichte und losen Kontakte machten uns jedoch immer neugieriger, so dass wir (mein Mann-Michael und ich-Kerstin) uns eine Vietnamreise zusammenstellten, die im zu Hause unseres Patenkindes beginnen sollte. Als absolute Asien Neulinge waren wir natürlich entsprechend aufgeregt. Wir danken PLAN gleich an dieser Stelle für die Unterstützung bei der Organisation der An- und Abreise, der Unterkunft und der Planung des Besuchstages - alles hat bestens geklappt. Der Fahrer erwartete uns am Flughafen Hanoi und bereits die Fahrt in das Gebirge hoch oben im Norden Vietnams war ein großes Erlebnis. Wir durchquerten verschiedene Landschaften, sahen die ersten Reisfelder, verliebten uns sofort in die landestypische Küche und bekamen einen Eindruck vom Leben in den Städten und Dörfern. Der erste Blick ins Hochgebirge mit den Reisterrassen war trotz trüben Wetters atemberaubend. Die Stadt erkundeten wir gleich nach der Ankunft alleine und fühlten uns sofort wohl.

Wir trafen die inzwischen 14jährige Than und ihren Vater in der District Verwaltung und konnten uns erst einmal kurz kennen lernen. Für Than war es sehr schwierig, sie ist es nicht gewöhnt im Mittelpunkt zu stehen und zudem sehr schüchtern. Dazu kam die Sprachbarriere, so dass ein direktes Gespräch etwas holprig in Gang kam. Eine Mappe, zusammengestellt mit Bildern von unserer Heimatstadt, unserem zu Hause und unserer Familie war ein guter Einstieg. Than zeigte uns ihre Schule und ihren Mitschülern stolz die Mappe mit den Fotos. Vor allem die älteren Schüler waren sehr interessiert und stellten viele Fragen zu unserem Leben und vor allem zur Familie, die in Vietnam einen sehr hohen Stellenwert besitzt. Warum es aber ein Foto unseres Katers wert war, in der Mappe zu erscheinen, sorgte eher für Verwunderung. Volleyball ist in Vietnam ein beliebter Sport. Da Michael in seiner Freizeit Volleyballspieler ist wurde spontan ein Match arrangiert. Zwei Mannschaften, bestehend aus Kids, Lehrern, der Direktorin und dem Bürgermeister traten gegeneinander an. Das war ein unglaublich schöner und fröhlicher Moment für alle. Wir glauben, unser Besuch war für Than und die anderen Kinder ein Höhepunkt. Than hat sich die ganze Zeit sehr bemüht, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Dazu wurde sie auch beim gemeinsamen Mittagessen angehalten, was sicher ein Zeichen der Gastfreundschaft ist, für uns aber nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Zum Abschied hat sie uns noch ihre Pläne mitgeteilt. Sie möchte auf die weiterführende Schule gehen und dann vielleicht studieren. Etwas schade fanden wir, dass wir nicht die ganze Familie und ihr Heimatdorf kennengelernt haben, wobei wir die Gründe dafür durchaus nachvollziehen können.

Unser Betreuer vor Ort hat sich einen ganzen Tag Zeit genommen, uns die PLAN-Projekte zu präsentieren. Es entstanden u. a. ein Internat für die Mittelschule (Than hat einen täglichen Schulweg von jeweils einer Stunde), eine Schulküche oder auch ein befestigter Weg, der einige abgelegene Häuser überhaupt erst erschließt. Wir haben an einem Treffen teilgenommen, bei dem Frauen mehrerer Dörfer regelmäßig zusammenkommen. Themen waren dieses Mal die Auswirkungen der Pubertät auf Körper und Geist ihrer Kinder und das Anlegen von privaten Sparanlagen. Wir waren sofort Bestandteil des Gesprächskreises, sangen und erzählten gemeinsam.
Dinge und Themen, die für uns selbstverständlich sind, kommen mit Hilfe von PLAN langsam und behutsam in der Region an. Diese Mischung aus investiver und sozialer Unterstützung hat uns sehr gefallen. Ebenso, dass bei der Umsetzung der Projekte nicht übertrieben wird, d. h. sie bedeuten einen Fortschritt, passen aber perfekt zu den bestehenden Lebensumständen.

Die Freundlichkeit, Gastfreundschaft, Offenheit und Dankbarkeit der Menschen werden wir nie vergessen. Wir fühlten uns nicht als Gönner, das Interesse zum Kennenlernen bestand auf beiden Seiten gleichermaßen. In der Gebirgsregion leben fast nur Minderheiten, in den Dörfern noch nach alten Lebensweisen. Diese unterscheiden sich sehr vom Leben in den Metropolen oder in Zentralvietnam, die wir im Nachgang besichtigt haben. Vor der Reise taten wir uns sehr schwer mit der Auswahl der Gastgeschenke. Einen Volltreffer landeten wir mit Fußbällen mit Signaturen der deutschen Nationalspieler. Die Namen waren tatsächlich auch hier bekannt. Und man sollte nicht fotoscheu sein. Noch nie standen wir für so viele Selfies in Positur. Das Handy steht übrigens hoch im Kurs.
Es folgten noch 2,5 Wochen Rundreise mit Stopps an den tollen Natur hot spots und Kulturstätten des Unesco Welterbes, in Metropolen und am Südchinesischen Meer. Das absolute Highlight der Reise war für uns aber der Besuch von Than. Wir danken PLAN für diese Möglichkeit. Das spricht für die Transparenz der Arbeit. Uns gab der Besuch die Bestätigung, das Richtige getan zu haben.