Seilbahn auf den Altiplano

Foto: Plan / Marc Tornow

Jeder Schritt wird zur Anstrengung und an sportliche Topleistungen ist für Zugereiste kaum zu denken. Doch La Paz – die höchst gelegene Hauptstadt der Welt – bietet Besuchenden ein ungewöhnliches Transportsystem mit atemberaubenden Perspektiven.

Ein Geflecht von Serpentinstraßen legt sich über das schroffe Gebirgs-Terrain von La Paz. Mitten zwischen Wohnvierteln ragen steile Felswände auf, in den Avenidas und engen Calles dazwischen bewegen sich die Busse und Privatwagen nur schleppend voran. Die clevere Alternative für die bolivianische Hauptstadt ist ein Seilbahnsystem. Seit 2014 schweben auf drei Linien die Gondeln über den Stau hinweg und überbrücken auf dem kürzesten Weg die noch so abgründigste Steilwand.

Grüne Selbahn-Gondel hängt über der Stadt.
Am tiefsten Punkt der bolivianischen Hauptstadt startet die grüne Seilbahnlinie Marc Tornow
Häuserdächer eines Armenviertels von oben.
Tausende Stufen führen in die entlegensten Winkel, die Gondeln schweben mühelos darüber hinweg Plan / Marc Tornow

Gondelfahrt durch eine Art Mondlandschaft

Los geht es an der Station Las Cholas in der Zona Sur. Es ist der am tiefsten gelegene Punkt von La Paz – und damit die teuerste Wohngegend. Denn weiter höher wird die Luft nicht nur dünner, es wird auch empfindlich kalt. Heizkosten, die man zu Tale sparen kann. Aber selbst hier auf 3.200 Metern Höhe fällt schon jeder Schritt schwer und alle Handgriffe quittiert der Körper mit dem Drang nach noch tieferen Atemzügen.

Rasant erklimmen die Passagierkapseln im Sekundentakt den nächsten Hang: Bella Vista. Die Aussicht wird hier nicht nur schön, sondern geradezu surreal. Eine Mondlandschaft garniert mit Hochhäusern zur einen Seite, die gepflegten Gärten der Super-Reichen und ihre Villen zum Greifen nahe zur anderen. Schon führt die Trasse entlang der olympischen Schwimmhalle – und mitten hinein in die ärmeren Viertel der Stadt.

Drei Menschen warten vor einem blauen Bus.
Im Zentrum stauen sich die Busse oft an der Plaza Mayor vor der Kathedrale San Francisco Marc Tornow

Aus der Vogelperspektive werden improvisierte Ein-Zimmer-Apartments entlang unbequem weitläufiger Treppenviertel sichtbar. Wäsche flattert im Wind und Straßenhändler kommen hier nur noch zu Fuß weiter.

Die „Teleférico“ verbindet für Cent-Beträge die gegensätzlichsten Quartiere von La Paz – und damit Arm und Reich, Establishment und Tagelöhner, Univiertel mit dem Geschäftszentrum. Letzteres liegt nun schon auf 3.600 Metern.

Eine Stadt wie ein Amphitheater

Richtig warm anziehen muss man sich im wahrsten Sinne des Wortes für die Fahrten hinauf nach El Alto. Die Schwesterstadt von La Paz liegt bei 4.100 Metern und direkt auf dem Altiplano – der alpinen Hochebene Boliviens. Zwei Seilbahnlinien machen dort an einer Abbruchkante Halt, unten klafft der Talkessel von La Paz.

Pochende Kopfschmerzen setzen ein und auffällig langsam bewegen sich die hier Ortsfremden. Die Belohnung ist die atemberaubende Aussicht auf ein Cluster von Häusern, wie Bauklötzchen in einem Amphitheater arrangiert.

Tallandschaft La Paz.
Wie ein Amphitheater liegt La Paz in einem Talkessel. Marc Tornow

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