Werner Bauch ist eine Institution in der weltweiten Plan-Welt. Das wurde mir schnell bewusst, als ich 2005 zum ersten Mal bei einer Mitgliederversammlung dabei sein durfte. Hier treffen sich zweimal im Jahr die Vertreter der ca. 20 Mitgliedsländer mit dem internationalen Management, um zum Beispiel die Strategie von Plan zu diskutieren und hierüber zu entscheiden oder Budgets zu verabschieden. Schon damals war Werner derjenige, der am längsten dabei war, bestens Bescheid wusste, was in den Projektländern passierte oder die Gründe für frühere Entscheidungen referieren konnte. Seine Ausführungen wirkten wie Donnerhall. Hierbei spielte keine Rolle, ob er als Mitglied des internationalen Boards oder des Audit-Committees oder als Vertreter von Plan Deutschland sprach – es war Werner. An seiner international hervorgehobenen Stellung hat sich bis heute nichts geändert.
Nun macht man sich nicht nur Freunde, wenn man sehr häufig Dinge besser weiß oder verständnislos in die Runde fragt, warum andere nationale Plan-Organisationen – sogenannte NOs – nicht die gleichen Zuwachsraten wie Plan-Deutschland aufweisen. Dabei treibt Werner nur eines um: Was können wir noch mehr und besser tun, um die Situation der Kinder in unseren Projektländern zu verbessern. Und aus eigener Erfahrung weiß ich, wie Werner anderen NOs ohne jegliche Überheblichkeit angeboten hat, sie mit unseren Erfahrungen im Fundraising oder mit unseren EDV-Systemen zu unterstützen, was einige NOs gerne genutzt haben.
Internationale Treffen sind ein Schmelztiegel der Kulturen. Hier kommen Menschen von allen fünf Kontinenten, aus bis zu 40 verschiedenen Ländern zusammen, die das gemeinsame Ziel verbindet – das Schicksal der benachteiligten Kinder zu verbessern. Aber sie sind in ihrem Verhalten durch ihre nationale Kultur geprägt, was sich wiederum in den Diskussionen der Teilnehmer niederschlägt. Und man tut Werner bestimmt nicht unrecht, wenn man ihn als guten Vertreter „deutscher Tugenden“ bezeichnet: Freund der unmissverständlichen klaren Sprache und Goethe folgend, wonach ein Kompliment der Beginn einer Lüge sei.
Wenn dies auf angelsächsische Verhaltensweisen stößt, kann es durchaus zu Verständnislosigkeit führen. Einem Ratgeber für interkulturelles Management wird für den Umgang mit Angelsachsen empfohlen: Wenn man glaubt, außerordentlich zuvorkommend zu sein, den Gesprächspartner mit Lob und Anerkennung beglückt zu haben: Das reiche nicht, man müsse sich noch mehr Mühe geben. Vielleicht wäre die eine oder andere Irritation im internationalen Kontext erspart geblieben, wenn wir Werner hätten überzeugen können an einem entsprechenden Kurs teilzunehmen.
Aus zwei Gründen steht Werner beim internationalen Management hoch im Kurs. Wenn etwas dringend zu finanzieren ist. Werner findet – wenn er das jeweilige Projekt unterstützt – immer einen Weg. Und wenn es etwas zu feiern gibt, zum Beispiel jemand verabschiedet wird. Dann treffen sich Notwendigkeit – aus Sicht des Managements – und Passion. Niemand wie Werner hat so viele Ideen, wendet so viel Sorgfalt und Liebe auf, um das Ereignis gebührend zu begehen. Die Folge: einmütige Glückseligkeit.
Leider war es uns beiden nur vergönnt eine gemeinsame Projektreise nach Simbabwe und Malawi zu unternehmen. Ich hoffe sehr, dass wir dies bald nachholen können. Aber eine gemeinsame Reise, bei der Plan nicht die Hauptrolle spielte, wird mir immer in Erinnerung bleiben: der Besuch der Olympischen Spiele in Rio. Zwei sportbegeistere Irre – so das Urteil Dritter zu unserem sehr umfangreichen Besuchsprogramm – hatten sich gefunden. Tokio fiel Corona zum Opfer, aber Paris ist bereits gebucht.