Ich habe schon immer geglaubt, dass jede:r einzelne von uns eine soziale Verantwortung gegenüber Menschen hat, die ungerecht behandelt werden. Wer mehr Möglichkeiten und mehr Macht hat, trägt eine höhere Verantwortung. Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, etwas zu verändern und deswegen habe ich mich dazu entschieden, mich sozial zu engagieren.
Plan International hat zusammen mit Children‘s Environment Research Group (CERG) einen kindergerechten und geschlechtsspezifischen Ansatz mit dem Titel „Young Citizen Score Card“ (deutsch: „Bewertungskarte für junge Bürger:innen“) entwickelt. YCSC gibt Kindern und Jugendlichen, insbesondere Mädchen, die Möglichkeit, in ihren Gemeinden ihre Rechte zu verstehen und die Qualität der gegebenen Dienstleistungen wie zum Beispiel Bildung zu bewerten. Jugendliche können durch das Wissen ihrer Rechte verstehen, sich an politischen Entscheidungsprozessen beteiligen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. YCSC hat mir also beigebracht, wie ich politisch aktiv werden kann.
Es gibt zwei Dinge im Leben, die man anstreben sollte: „Du solltest glücklich leben und Glück verbreiten.“ Wenn du diese zwei Dinge erfüllt hast, hast du das wichtigste im Leben erreicht. Das war einer der ersten Sätze, die uns am ersten YCSC-Tag gesagt wurden. Ich denke in diesem Satz steckt viel: nicht nur die Inhalte, die wir bei diesem Projekt gelernt haben, sondern auch der Wille und die Motivation, die in jedem einzelnen von uns leben, anderen Menschen zu helfen und etwas zu verändern. Für mich ist das nichts anderes, als Glück zu verbreiten und dabei das wahre Glück zu spüren.
Dieser Satz hat mich motiviert, neue Methoden wie die Analyse der Qualität von Dienstleistungen, Gesundheitsversorgung oder Bildung zu lernen. Das habe ich getan, um Probleme vor Ort zu verstehen und dementsprechend einen Plan zu erstellen. Dadurch habe ich gelernt, dass mit etwas Zusammenarbeit und Wille jede Veränderung möglich ist. „Es gibt Beweise, dass Veränderungen passiert sind, denn ich konnte Veränderungen sehen.“ Das war ein anderer Satz, der mich sehr inspiriert und in meinen Hoffnungen bestärkt hat. Veränderungen sind riskant, das stimmt. Aber sie sind dennoch möglich und sinnvoll. Manchmal muss man sich selbst besser kennen lernen und manchmal muss man fest daran glauben, dass jede:r einzelne Einfluss haben kann.
Durch die Erfahrung von dem Training ist mir wieder klar geworden, wie wichtig es ist, seine eigenen Rechte zu kennen. Es ist wichtig, zu seinen eigenen Rechten zu stehen und seine Stimme zu heben, denn ohne zu wissen, was für Rechte man hat, kann man sich oft vor Missbrauch nicht schützen. Denn Politiker:innen können zum Beispiel Fehlinformationen verbreiten und uns unsere Rechte entziehen oder vorenthalten.
Durch die Erfahrung der „Culture Night“, wo jede:r seine eigene Kultur präsentieren konnte, habe ich viele verschiedene Kulturen kennengelernt. Dort konnte ich ihre vielen Farben und Unterschiede und gleichzeitig ihre Einzigartigkeiten und Schönheiten sehen. Das hat mich dazu gebracht, die Ähnlichkeiten zwischen Kulturen zu sehen, da wir am Ende alle Menschen sind. Unsere unterschiedlichen Kulturen haben uns nicht daran gehindert, miteinander über unsere Erfahrungen und verschiedenen Meinungen zu sprechen und darüber zu lachen oder auch mal etwas ernster zu diskutieren. Jede:r hat seinen eigenen kulturellen Tanz getanzt, aber wir konnten zusammen trotzdem Spaß haben. Ich habe nicht nur die sechs Länder, die sich gut verstanden haben, gesehen, sondern eine Welt, in der sich alle gegenseitig respektieren und versuchen, die Sichtweisen der anderen zu verstehen.
Beim Training haben wir ein Fallbeispiel bearbeitet: Es ging um Amita, ein Mädchen, das wegen ihrer Periode zuhause isoliert wurde. Deswegen konnte sie vier Tage im Monat nicht zur Schule gehen. Dieser Fall hat mir geholfen die sozialen Missstände, Werte und Normen in Nepal besser zu verstehen und die Methoden der Young Citizen Score Card besser nachvollziehen zu können und diese auch praktisch in Amitas Fall anzuwenden. Man lernte, an sich selbst zu glauben, und dass man auch als ein einfacher Mensch an Amitas Situation etwas verändern kann. Wir haben auch eine Schule besucht, was mir sehr dabei geholfen hat, mich in Amitas Situation hineinzuversetzen. Um zu verstehen, wie man Amita helfen kann und wie Korruption funktioniert, haben wir auch viel über Machtdynamiken und soziale Normen gesprochen. Wir mussten also viel lernen und einen Willen zum aktiven Handeln haben.
Zusammengefasst bestand die Erfahrung in Nepal nicht nur daraus, die Methoden zu lernen und sich mehr Wissen anzueignen. Ich bin auch voller neuer Inspirationen und Hoffnung aus dem Workshop gegangen, und bin motiviert, nicht aufzugeben und weiterzukämpfen. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich diese Erfahrung machen konnte und hoffe, dass ich mit YCSC viel Positives verändern und anderen helfen kann, um mehr Glück zu verbreiten.
Auf der Plan Homepage hat ein weiterer Teilnehmer, Leon, seine Erfahrungen im Rahmen der Nepal-Reise und dem Workshop beschrieben. Seinen Beitrag können Sie hier nachlesen.