Wie bereite ich mich auf die Geburt vor? Welche Ernährung brauchen Babys? Welche Impfungen sind wichtig? Diesen Fragen begegnet Sonia häufig in ihrem Alltag. Als Gesundheitsexpertin im Süden Togos widmet sie sich vor allem der Sorge und Betreuung von Müttern während der Schwangerschaft, der Geburt, bis zu den ersten Lebensjahren des Kindes. „Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Gesundheit und Hygiene“, erzählt Sonia. Und die braucht die 33-Jährige auch – denn ihre Arbeit ist alles andere als ein Spaziergang.
Denn die Gesundheitslage im westafrikanischen Togo ist schwierig, viele Schwangere und Neugeborene haben keinen Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung. Die Folgen sind gravierend: Das Land hat eine hohe Kindersterblichkeitsrate. 42 von 1000 Neugeborenen sterben im ersten Lebensjahr, laut Zahlen der UN aus dem Jahr 2022. Vor allem in den ersten Jahren ist eine ausreichende medizinische Versorgung für das Kind entscheidend: 60 von 1000 lebend geborenen Kindern sterben noch bevor sie ihr fünftes Lebensjahr erreichen.
Viele Regionen liegen weit vom nächsten Krankenhaus entfernt. Aus diesem rein logistischen Grund können viele Frauen und werdende Eltern häufig keine pränatale Untersuchung machen lassen. So können keine Grundversorgung geleistet und Gesundheitsrisiken erkannt werden.
Genau hier versucht Sonia mit ihrer Arbeit anzusetzen. Ihre Aufgabe ist es, Mütter in ihrer ländlichen Gemeinde dafür zu sensibilisieren, wie wichtig es ist, auf ihre Gesundheit und die ihrer Kinder zu achten. Leichter gesagt als getan. Als sie anfing zu arbeiten, weigerten sich viele Familien, Sonias Unterstützung anzunehmen. Ihre Hausbesuche wurden abgewiesen – vielleicht aus Berührungsängsten oder Misstrauen. Nur vier von zehn schwangeren Frauen nahmen die prä- und postnatalen Beratungen in Anspruch. Dabei will die Togolesin nichts lieber als helfen – daran gehindert zu werden, fordert ihr viel ab. „Am Anfang war es eine Herausforderung, das Vertrauen der Eltern zu gewinnen“, sagt sie. Doch sie ist entschlossen, ihr Leben der Gesundheit und dem Wohl ihrer Gemeinde zu widmen.
Die 33-Jährige lebt mit ihren drei Kindern im Distrikt Tabligbo, 80 Kilometer von der Hauptstadt Lomé entfernt. Ihre medizinischen Kenntnisse kommen auch ihnen zugute: „Besonders stolz bin ich auf meine vierjährige Tochter, die nun die einzelnen Schritte des Händewaschens beherrscht. Das ist der direkte Beweis dafür, dass sich meine Arbeit auf meine eigene Familie auswirkt“, erklärt Sonia.
„Am Anfang war es eine Herausforderung, das Vertrauen der Eltern zu gewinnen.“
Um Gesundheitspersonal wie Sonia in ihren Gemeinden zu unterstützen, hat Plan International eine Initiative gestartet. Damit können sie ihre Fachkenntnisse im Bereich der frühkindlichen Entwicklung vertiefen und weiterentwickeln. „Dank dieses Projekts konnte ich meine Fähigkeiten durch Schulungen zur Behandlung von Kinderkrankheiten verbessern“, sagt Sonia.
Themen wie richtiges Händewaschen, Säuglingsnahrung, prä- und postnatale Betreuung, Geburtsregistrierung und Stillen gehören nun zu Sonias Expertise. Gewappnet mit neuem Wissen steht die 33-Jährige Schwangeren als stete Betreuerin und Beraterin zur Seite. Dabei steht immer die Frage im Zentrum: Wie können sie am besten für sich und ihr Baby sorgen?
Dank Sonias Engagement und harter Arbeit nehmen mehr Schwangere und junge Mütter die Beratungsstellen in Anspruch. Sieben von zehn Frauen erreichen sie heute mit der Unterstützung vor und nach der Entbindung. Die Eltern sind sich auch stärker bewusst, dass sie Geburtsurkunden für ihre Babys beantragen und abholen müssen.
Das anfängliche Misstrauen der Eltern hat sich somit mittlerweile gelegt. „Mit den Sensibilisierungsmaßnahmen, die uns das Projekt zur Verfügung gestellt hat, konnten wir ihre Einstellungen ändern“, erklärt Sonia. Im Laufe der Zeit konnten Sonia und ihre Kolleg:innen schon 656 Hausbesuche durchführen.
„Dank meines Eingreifens ist die Zahl der kranken Kinder deutlich zurückgegangen.“
Sonias Arbeit hört dort allerdings nicht auf. Zusätzlich besucht sie auch Schulkantinen, um die Sauberkeit und Qualität des Essens zu prüfen. „Dank meines Eingreifens ist die Zahl der kranken Kinder deutlich zurückgegangen. Bevor die Kantinen eingeführt wurden, sah ich bis zu sieben kranke Kinder pro Woche, jetzt sind es nur noch zwei oder gar keine mehr“, weiß die Togolesin.
Was sie erreicht hat, macht sie stolz – genug hat sie von ihrer Arbeit aber noch lange nicht. „Ich möchte weiterhin Aufklärungsarbeit leisten, vor allem in Bezug auf Infektionskrankheiten und Hygienemaßnahmen“, sagt Sonia. „Ich bin fest entschlossen, meiner Gemeinschaft, insbesondere den Frauen, zu zeigen, dass man auch ohne formale Bildung Großes erreichen kann.“
Ihr Traum sei es, auf den Erfolgen des Projekts aufzubauen und mehr Frauen zu ermutigen, sich für die Gesundheit der anderen zu engagieren. Ganz besonders hofft sie, ein Vorbild für ihre Familie zu sein: „Ich hoffe, dass ich durch mein Handeln nicht nur meine Gemeinde, sondern auch meine Kinder inspirieren kann, um eine bessere und gesündere Zukunft für die nächste Generation zu schaffen.“
Der Artikel wurde mit Material aus dem örtlichen Plan-Büro in Togo erstellt.