Jugendliche in Guinea sind heute oft besser gebildet als die vorherige Generation – aber dennoch meistens arbeitslos. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ohne Job bleiben, ist sogar doppelt so hoch wie bei ihren Eltern. Denn oftmals entsprechen erlernte Fähigkeiten und Kenntnisse nicht dem Bedarf des Arbeitsmarktes. Noch dramatischer sind die Aussichten für jene, die keine Schule besucht oder abgeschlossen haben.
Amadou, Boubacar und Youssouf haben alle die Schule vorzeitig abgebrochen – und bekommen nun ihre Chance auf einen fair bezahlten Job. Seit dem Frühjahr 2022 sind sie Lehrlinge in einer metallverarbeitenden Werkstatt in der zentral-guineischen Region Mamou.
„Früher lebte ich in Conakry [Hauptstadt Guineas, Anm. der Red.], ich hatte keine Arbeit“, erinnert sich Youssouf (21). „Ich bin dort nicht mal zur Schule gegangen und hätte kriminell werden können, Diebstahl zum Beispiel. Oder ich hätte mich ins Meer stürzen können, um auf der Suche nach einem besseren Leben nach Europa zu gelangen. Aber heute denke ich, dass es die richtige Entscheidung war, in mein Dorf zurückzukehren und dort meine Chance zu nutzen.“
„Es war die richtige Entscheidung, in mein Dorf zurückzukehren.“
Boubacar ergänzt, dass er seine Schulbildung nicht fortsetzen konnte, weil es nicht genügend Lehrkräfte in seinem Dorf gab und die Schule deshalb geschlossen werden musste. „Wenn meine Eltern die Mittel gehabt hätten, hätten sie mich woanders hinschicken können, um meine Ausbildung fortzusetzen“, sagt der 19-Jährige. „Aber mein Frust währte nur kurz, denn in diesem Projekt habe ich Hoffnung geschöpft.“
Für junge Menschen in Guinea ist es nicht leicht, eine menschenwürdige Arbeit zu finden. Doch ihr Ausschluss vom Arbeitsmarkt fördert nicht nur einen über Generationen reichenden Armutskreislauf, sondern stört auch den sozialen Zusammenhalt in dem westafrikanischen Land. Mangelnde Lebensperspektiven stehen in einem Zusammenhang mit Kriminalität, Gewalt und Migration.
Wie alle afrikanischen Länder hat auch Guinea eine junge Bevölkerung: 75 Prozent der 13 Millionen Einwohner sind unter 35 Jahre alt. In einer Gesellschaft, in der das Alter Respekt gebietet, hat die guineische Jugend nach wie vor Schwierigkeiten, eine hochwertige Ausbildung zu erhalten und einen Arbeitsplatz zu finden.
Um dieses Problem anzugehen, hat Plan International mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union ein Jugendbeschäftigungsprojekt ins Leben gerufen, das mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammenarbeitet. Gemeinsam leisten sie einen Beitrag für verbesserte Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen sowie indirekt für ein nachhaltiges Wachstum im Land.
Für die drei jungen Männer aus einem ländlichen Umfeld hat dadurch ein neuer Lebensabschnitt begonnen: In der Werkstatt werden dem Trio technische Fähigkeiten und Grundkenntnisse im Management vermittelt, die für den Betrieb eines kleinen metallverarbeitenden Unternehmens relevant sind. Die drei wissen längst, wie es geht: „Ich kann Eisen zuschneiden, Kessel, Türen und Fenster bemessen und herstellen“, erzählt Youssouf. „Wir verkaufen all diese Dinge, haben Einnahmen für uns und finanzieren sogar unseren Lehrmeister. Wie gut, dass ich mich für diese Ausbildung entschieden habe. Ich kann mir meine Zukunft jetzt sehr gut vorstellen.“
Um sich weiterzubilden und noch besser zu werden, wünschen sich „die drei Jungs“ mehr Spezialausrüstung, damit sie alle Anfragen ihrer Kundschaft erledigen können. „Unsere Werkstatt ist bekannt für Heizkessel, die Leute wünschen sich verschiedene Modelle. Wir wollen alle gut bedienen, professioneller werden, um auch für den Zulieferermarkt gerüstet zu sein. Dafür brauchen wir Schweißgeräte, Biege- und andere Ausrüstung“, sagt Amadou (19), der die Zukunft des kleinen Unternehmens schon vor Augen hat. Wenn es gut für die drei jungen Männer läuft, können sie andere arbeitslose Jugendliche aus der Gegend anlernen.
„Wir wollen alle gut bedienen, professioneller werden, um auch für den Zulieferermarkt gerüstet zu sein.“
Die Geschichte von Amadou, Boubacar und Youssouf wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Guinea erstellt.