Plan International: Angel, du bist Koordinator des Pilotprojektes „Junge Männer für Gleichberechtigung“. Was steckt dahinter?
Angel Ramírez: Unser Hauptziel ist es, ein neues Verständnis von Männlichkeit zu fördern, das sich stark von dem traditionellen Bild des „Machos“ unterscheidet. Wir möchten den Jungen zeigen, dass wahre Stärke in der Gleichberechtigung liegt. Es geht nicht darum, Männlichkeit als solche abzulehnen, sondern sie in einer Weise zu definieren, die positiv dazu beiträgt, mehr Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen. Wir fragen: „Was ist das ideale Verhalten eines jungen Mannes? Welche positiven Aspekte der Männlichkeit können wir hervorbringen, um die Probleme unserer Gesellschaft wie Frühschwangerschaften anzugehen?“
Das klingt nach einer umfassenden Aufgabe. Wie geht Plan Dominikanische Republik dabei vor?
Ein wichtiger Aspekt ist die „Demontage“ des traditionellen Macho-Bildes. Wir verwenden den Begriff Männlichkeit, verleihen ihm aber eine positive Kraft. Es geht darum, den Jungen beizubringen, dass sie Gleichheit in ihr Verhalten integrieren können. Dieser Ansatz ist der einzige Weg, um echte Veränderungen zu bewirken. Wir können Mädchen über Gleichberechtigung aufklären, aber ohne die Jungen in diesen Prozess einzubeziehen, können wir keine starke Front für Geschlechtergerechtigkeit aufbauen.
„Ohne Jungen können wir keine starke Front für Geschlechtergerechtigkeit aufbauen.“
Wie reagieren die Jungen auf solche Botschaften?
Es gibt Herausforderungen, besonders wenn es um Themen wie Sexualerziehung geht. Wir haben Handbücher, die die biologischen Unterschiede erklären, aber sobald wir tiefer in Gender-Themen eintauchen, stoßen wir manchmal auch auf Widerstand und Spott. Trotzdem ist es wichtig, das Bewusstsein der teilnehmenden Jungen zu schärfen. Wir sprechen zum Beispiel nicht von Hilfe im Haushalt als etwas, das man tun sollte, um zu unterstützen, sondern als etwas, das grundlegend für die Gleichstellung ist. Die Idee ist, ein Bewusstsein zu schaffen, bevor es darum geht, dass sich Jungen zuhause konkret am Saubermachen oder Bettenmachen beteiligen. Es geht darum, dass die Jungen erkennen, dass man durch diese Handlungen nicht „hilft“, sondern eine gerechte Teilung der Verantwortung übernimmt.
Stößt diese neue Form der Männlichkeit auf Akzeptanz?
Es ist ein langsamer Prozess, aber ja. Wir sehen Veränderungen bei den Jungen, die an unseren Workshops teilnehmen. Es ist wichtig, dass sie verstehen: Du kannst ein Mann sein, ein „Macho“ in dem Sinne, dass du männlich bist, aber das bedeutet nicht, dass du dich nicht für Gleichberechtigung einsetzen kannst. Durch die Auseinandersetzung mit den Themen unseres Workshops hoffen wir, dass sie, wenn sie auf Mädchen treffen, eine Beziehung auf Augenhöhe führen und gemeinsam zu einem besseren Ergebnis kommen können. Dass zum Beispiel beide verantwortlich mit ihrer Sexualität umgehen müssen.
Claudia Ulferts, Lateinamerika-Fachfrau und Pressereferentin im Hamburger Plan-Büro, hat Angel Ramírez in der Dominikanischen Republik getroffen und seine Geschichte für die Plan Post aufgeschrieben.
„Du kannst ein Mann sein, aber das bedeutet nicht, dass du dich nicht für Gleichberechtigung einsetzen kannst.“