Gegen den Machismo – für positive Männlichkeit

Foto: Mediacrew

Das Bild des machohaften Mannes ist in Lateinamerika tief verankert. Angel Ramírez kämpft dagegen an und zeigt der jungen Generation, wie Männer sich für Gleichberechtigung einsetzen können.

Plan International: Angel, du bist Koordinator des Pilotprojektes „Junge Männer für Gleichberechtigung“. Was steckt dahinter?

Angel Ramírez: Unser Hauptziel ist es, ein neues Verständnis von Männlichkeit zu fördern, das sich stark von dem traditionellen Bild des „Machos“ unterscheidet. Wir möchten den Jungen zeigen, dass wahre Stärke in der Gleichberechtigung liegt. Es geht nicht darum, Männlichkeit als solche abzulehnen, sondern sie in einer Weise zu definieren, die positiv dazu beiträgt, mehr Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen. Wir fragen: „Was ist das ideale Verhalten eines jungen Mannes? Welche positiven Aspekte der Männlichkeit können wir hervorbringen, um die Probleme unserer Gesellschaft wie Frühschwangerschaften anzugehen?“

Mann sitzt in einem Kursraum hinter einem Schreibtisch
Koordinator Angel Ramírez ermutigt junge Männer positive Männlichkeitsbilder zu leben Mediacrew
Junger Mann mit Cap trägt etwas vor einem Kurs vor
Yeimer teilt seine Sicht auf Männlichkeiten, er ist seit vier Monaten Teil des Projekts Mediacrew
Gelb-türkises Gebäude mit Treppe davor
Gute Aussicht: In dieser farbenfrohen, weiterführenden Schule finden die Projektworkshops mit Angel Ramírez statt Mediacrew

Das klingt nach einer umfassenden Aufgabe. Wie geht Plan Dominikanische Republik dabei vor?

Ein wichtiger Aspekt ist die „Demontage“ des traditionellen Macho-Bildes. Wir verwenden den Begriff Männlichkeit, verleihen ihm aber eine positive Kraft. Es geht darum, den Jungen beizubringen, dass sie Gleichheit in ihr Verhalten integrieren können. Dieser Ansatz ist der einzige Weg, um echte Veränderungen zu bewirken. Wir können Mädchen über Gleichberechtigung aufklären, aber ohne die Jungen in diesen Prozess einzubeziehen, können wir keine starke Front für Geschlechtergerechtigkeit aufbauen.

„Ohne Jungen können wir keine starke Front für Geschlechtergerechtigkeit aufbauen.“

Angel Ramírez, Koordinator des Projektes „Junge Männer für Gleichberechtigung“
Gruppe Junger Männer im Kreis mit hoch gestreckten Armen
Gemeinsam lernen die jungen Männer, was es heißt, verantwortungsvolle und gleichberechtigte Beziehungen zu führen Mediacrew

Wie reagieren die Jungen auf solche Botschaften?

Es gibt Herausforderungen, besonders wenn es um Themen wie Sexualerziehung geht. Wir haben Handbücher, die die biologischen Unterschiede erklären, aber sobald wir tiefer in Gender-Themen eintauchen, stoßen wir manchmal auch auf Widerstand und Spott. Trotzdem ist es wichtig, das Bewusstsein der teilnehmenden Jungen zu schärfen. Wir sprechen zum Beispiel nicht von Hilfe im Haushalt als etwas, das man tun sollte, um zu unterstützen, sondern als etwas, das grundlegend für die Gleichstellung ist. Die Idee ist, ein Bewusstsein zu schaffen, bevor es darum geht, dass sich Jungen zuhause konkret am Saubermachen oder Bettenmachen beteiligen. Es geht darum, dass die Jungen erkennen, dass man durch diese Handlungen nicht „hilft“, sondern eine gerechte Teilung der Verantwortung übernimmt.

Mann steht in einem Kursraum, zwei Rücken von Teilnehmendem im Vordergrund
Mehr Gleichberechtigung: Ohne junge Männer geht es nicht, erklärt Angel Ramírez Mediacrew
Bunte Wandmalerei mit Kindern darauf
„Kindheit frei von Gewalt“: Positive Männlichkeit ist auch jene, die ohne Dominanz und Gewalt auskommt Mediacrew

Stößt diese neue Form der Männlichkeit auf Akzeptanz?

Es ist ein langsamer Prozess, aber ja. Wir sehen Veränderungen bei den Jungen, die an unseren Workshops teilnehmen. Es ist wichtig, dass sie verstehen: Du kannst ein Mann sein, ein „Macho“ in dem Sinne, dass du männlich bist, aber das bedeutet nicht, dass du dich nicht für Gleichberechtigung einsetzen kannst. Durch die Auseinandersetzung mit den Themen unseres Workshops hoffen wir, dass sie, wenn sie auf Mädchen treffen, eine Beziehung auf Augenhöhe führen und gemeinsam zu einem besseren Ergebnis kommen können. Dass zum Beispiel beide verantwortlich mit ihrer Sexualität umgehen müssen.

Claudia Ulferts, Lateinamerika-Fachfrau und Pressereferentin im Hamburger Plan-Büro, hat Angel Ramírez in der Dominikanischen Republik getroffen und seine Geschichte für die Plan Post aufgeschrieben.

„Du kannst ein Mann sein, aber das bedeutet nicht, dass du dich nicht für Gleichberechtigung einsetzen kannst.“

Angel Ramírez, Koordinator des Projektes „Junge Männer für Gleichberechtigung“

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