„Es ist schön, dass meine Wünsche in Erfüllung gehen können“

Foto: Plan International

Wer seine Rechte kennt und sie deshalb einfordert, kann Veränderungen bewirken – das zeigt die Geschichte der 13-jährige Saraswoti aus West-Nepal.

Die indische Grenze ist nur einen Steinwurf weit entfernt und aus dem Gebirgsmassiv des Himalajas, das bei klarer Sicht im Norden wahrnehmbar ist, stürzen in der Regenzeit gewaltige Wassermassen nach Süden. Sie erreichen dort das Terai, das flache Tiefland von Nepal, in dem die meisten Familien von der Landwirtschaft leben, viele Menschen allerdings keinen festen Job haben. So auch der Vater von Saraswoti aus einem kleinen Dorf im Bezirk Bardiya.

Die 13-Jährige Saraswoti wurde mit einer schweren Gehbehinderung geboren. Ihr Vater ist Alleinernährer der sechsköpfigen Familie. Doch als ungelernter Arbeiter findet er nur selten eine Anstellung. Und wenn, dann verdient er nur etwa 500 Nepalesische Rupien am Tag. Das sind gerade einmal vier Euro. Zu wenig für seine vier Töchter, seine Frau und sich selbst.

Eine Bus durchfährt das Terai-Gebiet im Südwesten Nepals
Unterwegs auf einer Fernstraße im Terai-Tiefland im Südwesten Nepals Marc Tornow
Ein Mädchen sitzt mit ihren Geschwistern zusammen
Auch zu Hause lernt Saraswoti (13, rechts) mit ihrer Mutter und den Geschwistern Plan International

Ein Schulweg mit großen Hindernissen

Wegen ihrer Behinderung kann Saraswoti den Alltag nur mit intensiver Unterstützung ihrer Mutter bewältigen. Dazu kommt die Arbeit im Haushalt, sagt die Mutter: „Ich muss kochen, die Tiere füttern, putzen. Außerdem habe ich noch drei weitere Töchter.“ Die Familie besitzt ein kleines Stück Land und eine kleine Hütte am Ufer des Bhada-Flusses, aber beides wird jedes Jahr bei den wiederkehrenden Hochwassern überflutet.

„Der Schulweg war immer sehr anstrengend.“

Saraswoti (13), Nepalesin mit einer Gehbehinderung

Dennoch bringt die Mutter Saraswoti jeden Tag zur Schule. Ein beschwerlicher Weg von vier Kilometern über schlechte Straßen und sandige Wege. Bis vor kurzem hatte die 13-Jährige dafür einen rostigen Rollstuhl. „Damit war der Weg immer sehr anstrengend“, sagt Saraswoti. „Ich war schon müde, wenn ich in der Schule ankam. So konnte ich mich nicht auf meinen Unterricht konzentrieren.“ Der Zustand der Schule stellt eine weitere große Herausforderung für die wissbegierige Schülerin dar. Da es keine Rampe gibt, bringt ihre Mutter selbst sie in den Unterricht. Das Klassenzimmer befindet sich im ersten Stock. Auch die Toiletten sind nicht behindertengerecht. „Trotzdem hat sie keinen einzigen Tag gefehlt“, sagt ihre Mutter stolz.

Saraswotis Schuldirektor sagt, dass sie eine der besten Schülerinnen sei. „Sie ist entschlossen und selbstbewusst. Sie spricht sehr offen über ihre Lage und macht darauf aufmerksam, dass unsere Schule behindertengerecht werden muss.“

Ein Mädchen sitzt im Rollstuhl
Saraswoti (13) hat große Pläne für ihre berufliche Zukunft Plan International
Ein Flussbett im Morgennebel
Flusslandschaft im Terai im Süden Nepals Marc Tornow

In Partnerschaften die Kinderrechte umsetzen

Über einen Kinderrechtsclub in ihrer Gemeinde erfuhr Saraswoti, dass sie ein Anrecht auf bessere Hilfsmittel hat. „Dann ging sie zu ihrem Schulleiter, um ein Dreirad zu beantragen, mit dem sie sich leichter fortbewegen kann als mit dem alten Rollstuhl“, erzählt ihre Mutter. Die Schulleitung reichte den Antrag beim Kinderschutzbüro der zuständigen Gemeinde ein. Das örtliche Komitee sandte wiederum eine Empfehlung an den „Banke UNSECO Club“, einer der Projektpartner von Plan International für die Gemeindeentwicklung in diesem Gebiet.

„Das motiviert mich, weiter zur Schule zu gehen.“

Saraswoti (13), profitierte von der Unterstützung durch Plan International

Zu den Hauptaufgaben von Plan International gehört es, Kinder, ihre Familien und Gemeinden dabei zu unterstützen, ihre Rechte einzufordern und wahrzunehmen. Und auch das Leben von Saraswoti nahm dadurch eine erfreuliche Wendung: Über Plan International erhielt das Mädchen schließlich das dringend benötigte Dreirad.

„Es ist schön zu sehen, dass meine Wünsche in Erfüllung gehen können. Das motiviert mich, weiter zur Schule zu gehen“, sagt Saraswoti. Doch das soll nur der Anfang sein. „Wenn ich mir den Zustand meiner Schule ansehe, möchte ich die Situation für andere Mädchen mit Behinderungen in der Zukunft ändern. Ich möchte Regierungsbeamtin in Nepal werden, um Entscheidungen [für uns] treffen zu können.“

Die Geschichte von Saraswoti wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Nepal aufgeschrieben.

Ein Mädchen sitzt im Rollstuhl
Mit Kurbeln bewegt Saraswoti (13) ihren dreirädrigen Rollstuhl Plan International

Mit einer Patenschaft helfen

In Nepal unterstützt Plan International unter anderem Kinderclubs für die Durchsetzung der Kinderrechte, fördert die Grundschulbildung sowie eine bessere Sanitärversorgung und Hygiene. Maßnahmen zur Gleichberechtigung sind ebenfalls im Fokus, zum Beispiel durch die Einrichtung von Fußballprojekten für Mädchen.

Mit einer Patenschaft unterstützen Sie nicht nur ihr Patenkind, sondern auch die gesamte Gemeinde. Denn durch Ihre Hilfe können wir wichtige Projekte in der Gemeinde umsetzen.

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