Bewaldete Berge säumen die Provinz Oudomxay im Norden von Laos. Und mittendrin, am Fuße einer der Hügelketten, spielt gerade die kleine Anna mit ihren Freundinnen. Freudig kichernd nimmt die Fünfjährige ein Spielzeug-Stethoskop in die Hand und tut so, als würde sie den Herzschlag ihrer Freundin abhören. „Ich liebe es, Ärztin zu spielen und alle anderen sind meine Patienten“, erzählt sie. „Ich möchte Ärztin werden, um mich um meine Eltern und Patienten zu kümmern.“
„Ich liebe es, Ärztin zu spielen und alle anderen sind meine Patienten.“
Anna stammt aus einem abgelegenen Dorf und besucht eine von vier neuen Vorschulen, die von Plan International gebaut und erst vor wenigen Monaten an die Gemeinde übergeben wurden. Bevor Annas neue Schule errichtet wurde, gab es dort nur ein altes, baufälliges Klassenzimmer aus Holzlatten, das zuvor als Lagerraum genutzt worden war.
„Viele Eltern schickten ihre Kinder nicht in die Vorschule, weil es an Lernmaterial und einem sicheren Platz zum Spielen fehlte“, erinnert sich Schulleiter Davone Indavong. „Beim Eintritt in die erste Klasse hatten diese Kinder mit sprachlichen und sozialen Problemen zu kämpfen.“
In dem Dorf in dem südostasiatischen Land leben zwei ethnische Gruppen, von denen die Khmu mit 70 Prozent die Mehrheit ausmacht. Sie sprechen ihre eigene Sprache: Mon-Khmer. Die Kinder werden jedoch von Beginn der Grundschule an in der Amtssprache Laotisch unterrichtet, die viele Kinder aus den ethnischen Gemeinschaften nicht sprechen können.
Um jungen indigenen Kindern den Einstieg in die Bildung und damit für eine bessere berufliche Zukunft zu erleichtern, sind Vorschulklassen wichtig. Sie bereiten die Mädchen und Jungen auf ihren Weg in die Grundschule vor. Dazu müssen die Aktivitäten Spaß machen, die geistige und körperliche Entwicklung der Kleinen fördern sowie ihre sprachlichen und sozialen Fähigkeiten verbessern.
Zu diesem Zweck wurden farbenfrohe Spielecken mit spannendem Lernmaterial eingerichtet. Kinder sollen dort spielerisch ihre Sprach-, Kommunikations- und Sozialkompetenzen ausbauen können. Das gelingt unter anderem mit interaktiven Rollenspielen wie dem Ärztin-und-Patientin-Spiel, da die Kinder Situationen aus dem wirklichen Leben nachspielen und miteinander zusammenarbeiten können.
„Was sich meine Tochter auch wünscht – ich werde sie dabei unterstützen.“
Annas Vater Hong Thong sagt, dass seine Tochter von den Rollenspielen so inspiriert wurde, dass sie jetzt auch zu Hause weiterspielt: „Meine Tochter schlüpft am liebsten in die Rolle der Ärztin. Als Kind konnte ich mir selbst nicht vorstellen, was ich einmal werden würde, wenn ich groß bin. Sie aber hat sich bereits für ihren Traumberuf entschieden. Was sich meine Tochter auch wünscht – ich werde sie dabei unterstützen.“
Dazu ist auch das neue Klassenzimmer hilfreich, das Plan International mit Lehr- und Lernmaterialien sowie Möbeln ausgestattet hat. Für Spiele im Freien gibt es jetzt einen kleinen Spielplatz. Dieser befindet sich in einem abgezäunten, sicheren Bereich des Geländes, auf dem neben der neuen Vor- auch die Grund- und die Sekundarschule der Gemeinde untergebracht sind.
Um eine bessere Hygiene der Kinder zu gewährleisten, wurden Sets mit Seife, Zahnpasta und -bürsten sowie Handtüchern an die Mädchen und Jungen verteilt, die zugleich an einer Schulung über richtige Zahnpflege und Händewaschen teilgenommen haben. Auch die Lehrkäfte der Schule wurden dahingehend geschult, wie sie derartige Kurse für nachfolgende Klassen gestalten können.
Anna interessierte sich besonders für diese Themen: „Ich muss gesund sein, bevor ich Ärztin werde“, sagt sie. „Ich habe gelernt, mir die Hände mit Seife zu waschen, nachdem ich mit Spielzeug gespielt und die Toilette benutzt habe.“ Es sind einfache Maßnahmen, die eine Verbreitung etwa von Durchfallerkrankungen in den ländlichen Regionen verhindern sollen und den Kindern einen guten Start ins Leben ermöglichen.