Stephene (42) möchte in seiner Gemeinde im Distrik Chadiza im äußersten Südosten Sambias etwas verändern. Als traditioneller Führer seines Dorfes ist er ein angesehenes Mitglied seiner Gemeinschaft – und bekämpft Ungleichheiten. Insbesondere die Herausforderungen, mit denen Mädchen und Frauen in seiner 500-köpfigen Gemeinde konfrontiert sind, will Stephene angehen. Sein Wissen darüber hat der 42-Jährige im Rahmen des Projekts „Break Free!“ von Plan International erworben.
„Familien sind oftmals bereit, ihre Töchter für ein besseres Leben zu verheiraten.“
„Armut ist der Hauptgrund für die Probleme“, sagt Stephene. „Viele Familien können ihre Grundbedürfnisse nicht decken und suchen nach Lösungen – oftmals sind sie bereit, ihre Töchter für ein besseres Leben zu verheiraten.“
Traditionelle Führungspersönlichkeiten spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung und Gestaltung der Gemeinde – auch, wenn es um soziale Normen geht. Gewählt werden sie durch gemeinschaftlichen Konsens, so auch Stephene, der in seiner Kindheit als einfacher Hirte aufwuchs. Die Dorfgemeinschaft vertraut ihm – und Stephene möchte mit ihnen gemeinsam viel erreichen: „Ich möchte, dass in meinem Dorf die Rechte der Kinder voll und ganz respektiert werden und dass die Eltern den Wert der Kinderrechte und ihre Rolle für die Kinder verstehen“, so der Dorfvorsteher. „Wenn wir junge Menschen ermutigen, zur Schule zu gehen, wird die Zahl der Teenagerschwangerschaften und Kinderheiraten sinken.“
Sambia hat eine hohe Rate an Kinderehen: Fünf Prozent der Mädchen werden verheiratet, bevor sie 15 Jahre alt sind. 29 Prozent heiraten vor ihrem 18. Geburtstag. Darüber hinaus wird jedes Jahr etwa 29 Prozent der Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren schwanger. Trotz der nationalen Strategie des Landes, die zum Ziel hatte, Kinderheirat bis 2023 abzuschaffen, ist die Zahl nach wie vor hoch. Gründe dafür sind Armut, Diskriminierung, schlechtem Zugang zu Bildung und in jüngster Zeit auch Dürreperioden, die vor allem für das Leben von Mädchen einschneidend sind.
Das auf fünf Jahre angelegte Projekt „Break Free!“ zielt darauf ab, junge Menschen mit Fähigkeiten und Kenntnissen auszustatten, die sie benötigen, um freie und informierte Entscheidungen über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit zu treffen. So sollen Teenagerschwangerschaften sowie Kinder-, Früh- und Zwangsheiraten bekämpft werden. Die Hauptursache für beides – diskriminierende Geschlechternomen – werden thematisiert und gleichzeitig infrage gestellt, um geschlechtsspezifische Ungleichheiten abzubauen.
„Break Free!“ wird von Plan International in insgesamt neun Ländern – neben Sambia auch in Burkina Faso, Äthiopien, Kenia, Malawi, Mali, Mosambik, Niger und Sudan – durchgeführt. Die Projektteams arbeiten nicht nur mit Jugendlichen, sondern auch mit traditionellen Führungspersönlichkeiten und lokalen Behörden zusammen. So gewann auch Stephene nach seiner Teilnahme ein besseres Verständnis für die negativen Auswirkungen von Frühverheiratung und Teenagerschwangerschaften und verpflichtete sich, wie hunderte weitere traditionelle Führungspersönlichkeiten, die Zahl der Fälle in seinem Dorf zu verringern. Er sensibilisiert die Menschen in Gesprächen und bei Gemeindeversammlungen und fordert sie auf, Kinderheiraten zu beenden und ihre Töchter vor negativen Auswirkungen zu schützen. Dank seinen Bemühungen konnte er bisher eine Kinderheirat verhindern und drei Mädchen unterstützen, die früh schwanger wurden. „Ich bin froh, dass ich in meiner Gemeinde etwas bewirken kann und ich möchte mich auch weiterhin für das Wohl von Mädchen und Frauen einsetzen. Ich habe die Verantwortung, meiner Gemeinde zu dienen, und ich bin bereit, dies zu tun, solange ich lebe.“
Der Artikel wurde mit Material aus dem sambischen Plan-Büro erstellt.