„Keine sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen“ steht auf dem Schild, das Carlos am Straßenrand aufgestellt hat. Die Straße führt durch seinen Heimatort in der Provinz Barahona im Südwesten der Dominikanischen Republik.
Der 26-Jährige fing an, sich für Kinderschutz zu interessieren, nachdem seine Freund:innen ihn zu einer Veranstaltung in ihrer Gemeinde eingeladen hatten, bei der es um Formen sexueller Ausbeutung ging. Ohne zu zögern, schloss er sich ihnen an und lernte so die Arbeit von Plan International kennen.
„Der Vortrag hat mich schwer beeindruckt. Am gleichen Nachmittag noch gingen wir durch die Hotels, sprachen mit Leuten und stellten Schilder auf, damit die Touristen wissen, dass wir uns hier gegen sexuelle Ausbeutung einsetzen“, erzählt Carlos.
Der Tourismus ist in der Küstenprovinz auf dem Vormarsch und bringt Schwung in die lokale Wirtschaft – er birgt aber auch Gefahren für Kinder und Jugendliche in Form von sexueller Ausbeutung, die oft als „Sextourismus“ bezeichnet wird.
Seit drei Jahren ist Carlos nun schon an dem Projekt „Down to Zero: Building Back Better“ (übersetzt in etwa: „Runter auf null: Zurück zu mehr Sicherheit“) beteiligt. Inzwischen hat er an einigen Schulungen zu diversen Themen teilgenommen: sexuell übertragbare Krankheiten, Teenagerschwangerschaft und kommerzielle sexuelle Ausbeutung.
„Jeden Tag lerne ich etwas Neues. Ich liebe es, Workshops zu leiten, um diese wichtigen Informationen an die jungen Leute in dieser Gegend weiterzugeben. Auch in meiner Freizeit erzähle ich Kindern und Jugendlichen von dem, was ich gelernt habe“, berichtet Carlos.
Ein Thema, das ihn besonders beschäftigt, ist der Umgang mit Sozialen Medien. Für Jugendliche sei es notwendig, sich der potenziellen Gefahren bewusst zu sein: „Man muss sehr vorsichtig mit den Fotos sein, die man postet, und auch mit den Dingen, die man schreibt und sagt, um sich nicht selbst Risken auszusetzen. Außerdem sollte man respektvoll sein, wenn man Fotos von anderen Personen hochlädt, und immer nach deren Zustimmung fragen.“
„Ich will, dass Kinder und Jugendliche ihre Rechte kennen und wissen, dass niemand sie misshandeln oder belästigen darf.“
Carlos sagt, er wolle den Kindern und Jugendlichen in seiner Gemeinde die nötigen Ressourcen mitgeben, damit sie sich selbst schützen können. „Ich will, dass sie ihre Rechte kennen und wissen, dass niemand sie misshandeln oder belästigen darf. Ich möchte, dass sie wissen, dass ihre Jugend genossen und nicht ausgenutzt werden soll.“
Neben Carlos sind derzeit zwölf junge Menschen in der Gemeinde am Projekt Down to Zero beteiligt. Einen großen Teil ihrer Zeit verbringen sie im Dialog mit Kindern und Jugendlichen, um herauszufinden, was sie beschäftigt, und welche Unterstützung sie benötigen. So fand Carlos heraus, dass einige Kinder in der Gemeinde zuhause schlecht behandelt werden. Daraufhin hat er angefangen, Vorträge über Gewalt gegen Kinder zu halten, um Misshandlungen im Elternhaus zu verhindern. Er plant, dies regelmäßig in einem Innenhof in der Nachbarschaft zu tun, wo er Eltern aus der Gegend zusammenbringt.
„Ich möchte kein weiteres Mädchen mit einem eigenen Baby im Arm sehen.“
Carlos liebt seine Gemeinde setzt sich dafür ein, sie zu einem sichereren Ort für Kinder und junge Menschen zu machen. Er sagt, dass Missbrauch, Kinderheirat und sexuelle Ausbeutung die drei Themen sind, die ihn derzeit am meisten beschäftigen und ihn motivieren, seine Arbeit fortzusetzen. „Denn Kinder sind nicht bereit, zu heiraten. Ich möchte kein weiteres Mädchen mit einem eigenen Baby im Arm sehen“, erklärt er.
Carlos verabschiedet sich herzlich und setzt sich auf sein Motorrad. Dabei achtet er darauf, dass sein makelloses weißes T-Shirt nicht schmutzig wird, das der Welt verkündet, wer er ist: „Eine Stimme für den Wandel.“
„Down to Zero: Building Back Better" ist ein Projekt von Plan International zur Bekämpfung der kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen, damit diese während und nach der Covid-19-Pandemie besser geschützt werden können. Das Projekt wird in fünf Provinzen im Südwesten des Landes durchgeführt: Azua, Barahona, Elías Piña, Pedernales und San Juan de la Maguana. Das Projekt ist eine Fortsetzung anderer Initiativen von Plan International wie Down to Zero (2016-2020) und Voice for Chance (2020-2021).
Carlos' Geschichte wurde mit Material aus dem Plan Büro in der Dominikanischen Republik aufgeschrieben.