Clementine wollte schon immer Fotografin werden, aber sie hatte oft das Gefühl, dass die Branche von Männern dominiert ist. „Als ich aufwuchs, fehlten mir weibliche Vorbilder im Bereich der Fotografie. Auch die Menschen um mich herum vermittelten mir, dass das kein Beruf ist, in den ich hineinpasse. Mir fehlte das Selbstvertrauen und ich dachte, dass Mädchen wie ich keine professionellen Fotografen werden können“, erinnert sie sich.
„Ich dachte, dass Mädchen wie ich keine professionellen Fotografen werden können.“
Die 19-Jährige lebt im Dzaleka-Geflüchteten-Camp, das etwa 40 Kilometer nördlich von Malawis Hauptstadt Lilongwe liegt. Es wurde vor 25 Jahren errichtet, als viele Menschen vor Völkermord und Kriegen aus Burundi, Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo fliehen mussten. Damals beherbergte es zwischen 10.000 und 14.000 Menschen. Heute sind es mehr als 48.000 Menschen aus den Ländern des östlichen und südlichen Afrikas – viermal mehr als die ursprüngliche Aufnahmekapazität.
Für die Menschen in Dzaleka ist das Leben nicht einfach, die meisten von ihnen haben ihr gesamtes Leben im Camp verbracht. Obwohl es in der Siedlung Schulen gibt, haben die Kinder nach Abschluss der Sekundarstufe nur wenige Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten. Das liegt auch daran, dass sie nicht die Chance haben, sich als Bürger:innen des Landes zu integrieren und sie in ihrer Bewegungsfreiheit größtenteils auf das Camp beschränkt sind.
Um den Jugendlichen einen sicheren Ort zu bieten, an dem sie sich zum Spielen treffen und sich mit anderen, die ähnliche Erfahrungen und Geschichten haben wie sie, austauschen können, hat Plan International das Dzaleka-Jugendzentrum eingerichtet. Das Zentrum bietet eine Reihe von Aktivitäten für die jungen Menschen, zum Beispiel Billard, Tischtennis, Bawo (ein lokales Spiel), Schach und einen Fernseher, auf dem Fußballspiele und Filme sehr beliebt sind.
Über das Jugendzentrum erfuhr Clementine auch von Vijana Africa. Dies ist eine gemeindebasierte Organisation in Dzaleka, die von geflüchteten Menschen gegründet wurden, um an Lösungen für die Herausforderungen in der Community zu arbeiten. Die Organisation unterstützt unter anderem junge Menschen durch Skills Trainings.
Nach einem Vorstellungsgespräch wurde Clementine für ein sechsmonatiges Fotografie- und Videografie-Training ausgewählt – womit für sie ein Traum in Erfüllung ging. Nach Abschluss des Kurses stand sie jedoch vor der nächsten Herausforderung: Sie hatte keine Ausrüstung, um sich in ihrem Beruf zu etablieren. Trotzdem war die frischgebackene Fotografin fest entschlossen, weiter an ihrem Traum zu arbeiten. „Eine der Lektionen, die ich gelernt habe, war, wie wichtig es ist, die Hoffnung nicht zu verlieren.“
Diese Strategie zahlte sich aus: Bei einem Projektbesuch von Plan International in Dzaleka hatte Clementine die Gelegenheit, den EU-Botschafter in Malawi und den UNCHR-Länderbeauftragten zu treffen und ihre Geschichte zu erzählen. Die beiden waren so beeindruckt von der jungen Frau, dass sie sich kurzerhand dazu entschieden, ihr eine Kamera zu finanzieren.
Damit war der letzte Grundstein für Clementines Fotobusiness gelegt. Nun hofft sie, eines Tages ihr eigenes Fotostudio zu eröffnen und hat sogar schon einen Namen gewählt: „Ucley Photography“. Aber auch jetzt schon ist die junge Fotografin gut beschäftigt mit Aufträgen und Projekten. „Mit meiner Kamera kann ich ein Einkommen erzielen. Ich drehe Musikvideos und Dokumentarfilme, fotografiere Hochzeiten und mache andere Fotoshootings. Das ist genau das, wovon ich immer geträumt habe“, sagt Clementine strahlend.
„Mit meiner Kamera kann ich ein Einkommen erzielen. Das ist genau das, wovon ich immer geträumt habe.“