Der Zustand von Safinas jüngster Tochter ist kritisch. Mehrmals musste sie bereits ins Krankenhaus, noch immer ist die Kleine schwer unterernährt. Die Familie lebt im kenianischen Bezirk Tana River. Safinas Tochter erkrankte, als sie drei Monate alt war. „Es war eine Grippe, vielleicht lag es auch am Wassermangel“, erklärt die sechsfache Mutter. „Sie musste im Krankenhaus versorgt werden und nimmt seitdem an einem Programm zur Behandlung von Mangelernährung teil.“ Die Ärzt:innen erklären Safina, wie wichtig es ist, dass ihre Tochter die gebrauchsfertige therapeutische Nahrung (RUTF: ready-to-use therapeutic food) isst, die sie ihr verschrieben haben. Dabei handelt es sich um eine erdnussähnliche Paste, die mit Proteinen und Vitaminen angereichert ist. Doch der Zustand des Babys verbessert sich nicht – denn ihre fünf anderen Geschwister essen die Nahrung, die für die Eineinhalbjährige vorgesehen ist. „Ich stelle sie weg, aber die anderen Kinder stehlen sie“, erklärt ihre Mutter.
Gesundheitsfachkräfte in Tana River erleben dies immer wieder. „Wir haben zahlreiche Fälle von Kindern, deren Zustand sich nicht verbessert“, sagt Eva Thathacha. „Oft teilen die Mütter die therapeutische Nahrung auch mit anderen Mitgliedern der Familie, obwohl wir ihnen sagen, dass es sich um Medizin für ihre unterernährten Babys handelt. Doch sie haben zu Hause keine andere Nahrung, deshalb geben sie sie an den Rest der Familie weiter.“
Die unsichere Ernährungslage in den ostafrikanischen Ländern Äthiopien, Kenia und Somalia wird sich in den nächsten Monaten voraussichtlich erheblich verschlimmern: Drei aufeinanderfolgende Trockenzeiten haben zu Wasserknappheit und extremer Dürre geführt. Der Viehbestand und die Ernten sind größtenteils vernichtet, die Bevölkerung musste fliehen, das Risiko von Krankheiten hat sich stark erhöht. Zusammen mit dem Mangel an Nahrung bringt die Situation Kinder und ihre Familien an ihre Grenzen. „Mein 11-jähriger Sohn ist stark unterernährt, auch meinen fünf weiteren Kindern kann ich nichts zu essen geben – denn es gibt nichts“, erklärt die 30-jährige Aisha.
Es besteht dringender Handlungsbedarf, um Leben zu retten und eine Katastrophe am Horn von Afrika zu verhindern. Plan International verteilt daher im Bezirk Tana River Nahrungsmittel und Wasser an Familien, die diese dringend benötigen. „Wenn die anderen Familienmitglieder etwas zu essen haben, lassen sie die therapeutische Nahrung für das Kind übrig, dem sie verschrieben wurde“, erklärt George GaluGalu, Projektkoordinator von Plan International im Bezirk Tana River. Auch therapeutische Nahrung für Kleinkinder, Schwangere und Stillende gibt Plan International an betroffene Familien aus.